Ring der Schützenführer


Gilde-Archivar Dr. Gerhard Rauls beim Stöbern in historischen Akten im Traditionsraum des Collegiums.
Gilde-Archivar Dr. Gerhard Rauls beim Stöbern in historischen Akten im Traditionsraum des Collegiums.
In den Annalen der altehrwürdigen Schützengilde zu Peine von 1597 findet sich so manche Anekdote, die mit zeitlichem Abstand betrachtet noch uriger erscheint als zum Zeitpunkt, als sie sich ereignete. Zum Glück bleiben sie im Gilde-Archiv erhalten, wo sie mit kenntnisreichem Blick und viel Sachverstand von Gilde-Archivar Dr. Gerd Rauls mit spitzer Feder ans Tageslicht befördert werden.

Jüngst fielen dem Schützenbruder Rauls die Ereignisse rund um den Ring der Schützenführer auf, der sich am 16. Juni des Jahres 1922 gegründet hatte. Offenbar in Vorbereitung auf die im darauf folgenden Jahr stattfindende 700-Jahr-Feier der geliebten Fuhsestadt hatten die jungen Schützenführer einiges ausgeheckt und formulierten ihre Ideen als Anträge auf Papier.

Hier der Original-Text:

Der am Sonnabend, den 16. Juni des Jahres gegründete Ring der Schützenführer der Schützengilde (R. d. Sch.) hat in seinen Beratungen eine Anzahl Grundsätze gefasst, nach welcher jeder einzelne des Ringes als Kollegiumsmitglied zu handeln hat und deren Verwirklichung mit allen Mitteln zu erstreben ist.

Der Ring ist sich dessen bewusst, dass die älteren Mitglieder des Kollegiums diese Grundsätze teilweise zum mindesten als eigenartig bezeichnen werden. Als Vertreter der jüngeren Generation aber glaubt der Ring den allgemein geforderten frischen Zug in jeder Weise vertreten zu müssen. Nachstehend gibt der Ring einige der Hauptforderungen bekannt und bittet diese Punkte in der nächsten Kollegiumssitzung zu besprechen.

1. Es wird erstrebt, dass nach alter Bürgerwehrsitte entsprechend für die Folge eine berittene Abteilung seitens der Schützengilde formiert wird. Zur 700-Jahr-Feier ist dieses direkt notwendig. Das erforderliche Pferdematerial ist für die nächsten drei Jahre bereits sichergestellt.

2. Zum diesjährigen Schützenfest sind vorerst der jetzige Schützenhauptmann – dem der Charakter als Major zu verleihen ist – und der Adjutant – der zum Oberleutnant zu befördern ist – beritten zu machen.

3. Alle Chargierten der Gilde – ausgenommen der Feldwebel – tragen untergeschnallt. Die Schützenführer sind als Offiziers-Aspiranten anzusehen und tragen Portepee.

4. Jedem Schützenführer ist zukünftig aus der bankartig auszubauenden Kollegiumskasse eine einmalige Einkleidungsbeihilfe in Höhe von 28.000 Mark zu verabfolgen.

5. Mit Rücksicht darauf, dass die Schützenführer durch die Führung der Sektionen und etwaige Abwehrkampf-Vorbereitungen sehr stark beschäftigt sind, beantragt der Ring, „die Schützenführer an den Schützenfesttagen von allem Innendienst zu befreien“.

Der R. d. Sch. gibt diese Grundsätze frühzeitig bekannt, damit es den älteren Kollegiumsmitgliedern möglich ist, sich mit den gefassten Gedankengängen vertraut zu machen.

Es sei zum Schluss erwähnt, dass alle vorstehenden Beschlüsse einstimmig gefasst worden sind. Der R. d. Sch. erwartet, dass auch die übrigen Kollegiumsmitglieder sich einstimmig oder mit großer Mehrheit für diese Vorschläge aussprechen. Uns ist bekannt, dass mindestens die Hälfte der älteren Mitglieder durchaus auf unserem Boden stehen.

V. u. g.

gez. Kief, Brüggeboes, Helbsing, Bosse, Haegermann, Metzing

Abschließend weist der Gilde-Archivar Rauls darauf hin: Handschriftlich ist unter dieser Passage folgender handschriftlicher Vermerk von Hauptmann Erich Hansen zu finden, der vom 1. Juni 1951 datiert: „Scherzhafter Antrag der jungen Kollegiumsmitglieder, um die älteren Mitglieder in Aufregung zu bringen. Der Antrag ging von Konrad Helbsing aus.“

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