Von Europa nach Europa

Der VfL Wolfsburg hat den Sprung ins internationale Geschäft geschafft, aber einige seiner Profis kämpfen schon um die nächste Europa-Chance : Die Qualifikation für die EM 2020.
In der Nations League bis zum Schluss dabei: Kevin Mbabu und die Schweiz.
In der Nations League bis zum Schluss dabei: Kevin Mbabu und die Schweiz.
Von Benno Seelhöfer 

Auf nach Europa! Was für den VfL geklappt hat, wird für die VfL-Nationalspieler sehr schwierig. Denn ein Blick auf den Zwischenstand der EM-Qualifikation zeigt: 2020 droht ein EM-Sommer, in dem ganz wenig VfL steckt – mit Einsatzzeiten bei dem großen Turnier könnte es bei einigen Profis eng werden. Wolfsburgs Manager Jörg Schmadtke und Sportdirektor Marcel Schäfer haben mit ihren Einkäufen vor dieser Saison immerhin ein bisschen gegengesteuert.

Endspiel-Ort 2020: Das Wembley-Stadion in London.
Endspiel-Ort 2020: Das Wembley-Stadion in London.

Mit Rechtsverteidiger Kevin Mbabu (Schweiz) und Mittelfeldmann Xaver Schlager (Österreich) hat die VfL-Chefetage gleich zwei potenzielle Startelf-Kandidaten bei der EM verpflichtet. Beide Neuzugänge kamen in den vergangenen fünf Länderspielen dreimal über 90 Minuten zum Einsatz, der Schweizer dazu sogar noch einmal über 120 Minuten – beim 6:5 nach Elfmeterschießen im Spiel um Platz drei der Nations League gegen England. Gute Aussichten also für das VfL-Duo, für dessen Landsmänner es in den Teams der beiden Alpen-Nationen dagegen deutlich schwieriger werden dürft e, bei der EM ordentlich Spielzeit zu sammeln.

Kämfpt um einen Platz in der Elftal: Wout Weghorst.
Kämfpt um einen Platz in der Elftal: Wout Weghorst.
Im Kader Kroatiens: Josip Brekalo.
Im Kader Kroatiens: Josip Brekalo.
Im Kader Österreichs: Xaver Schlager.
Im Kader Österreichs: Xaver Schlager.
Im Kader der Türkei: Yunus Malli.
Im Kader der Türkei: Yunus Malli.
Im Kader Belgiens: Koen Casteels.
Im Kader Belgiens: Koen Casteels.
Bei der Schweiz sind das Flügelspieler Renato Steffen und Offensiv-Allrounder Admir Mehmedi. Letzterer sagte im VfL-Trainingslager im österreichischen Schladming über seine Situation in der Nationalmannschaft : „Ich habe über 60 Länderspiele absolviert. Leider war ich in den letzten anderthalb bis zwei Jahren aufgrund von Verletzungen fast gar nicht dabei. Das ist schade.“ Doch Mehmedi gibt sich kämpferisch – auch wenn es seit Oktober 2018 nur zu einem 19-minütigen Einsatz beim 3:3 in der EM-Quali gegen Dänemark gereicht hat: „Ich bin immer gerne da und spiele sehr gerne für die Schweiz. Mein Ziel ist auf jeden Fall die EM 2020. Dafür muss ich eine gute Saison beim VfL spielen.“ Die braucht auch Steffen, wenn er sich noch für die EM in Lauerstellung bringen will. Für ihn stehen in diesem Jahr erst zwei Kurzeinsätze gegen Georgien und Portugal zu Buche.

Für Österreich-Keeper Pavao Pervan, der beim VfL den verletzten Koen Casteels zuletzt stark vertreten hatte, wird es auch sehr schwierig, bei der EM auf Einsatzzeit zu kommen. Er stand zwar bei den vergangenen beiden Quali-Spielen im Kader – hat aber noch immer nicht sein erstes Länderspiel absolvieren dürfen. Davon kann auch Wolfsburgs Nummer 1 in der Nationalelf Belgiens ein Lied singen: Seit August 2013 ist der 27-jährige Casteels Teil der Nationalmannschaft – gespielt hat er noch nie. Fast seit Anfang 2017 war er durchgängig Teil des belgischen Kaders. Ein Vorbeikommen an Thibaut Courtois gab es für ihn nicht. „Ich bleibe weiter dran“, sagte Casteels zu seiner Rolle im Nationalteam vor der Bundesliga-Rückrunde 2019. „Mit Thibaut Courtois spielt dort gerade der Torhüter von Real Madrid – dass es da sehr schwierig wird, das weiß ich auch. Ich hoffe, dass der Trainer mir irgendwann mal Spielminuten gibt.“ Dennoch betont der VfL-Schlussmann: „Ich fahre immer mit guter Laune nach Belgien, weil es Spaß macht, mit so einer talentierten Truppe zu trainieren.“


Von den drei weiteren europäischen Nationalspielern des VfL hat Josip Brekalo die besten Chancen auf einen EM-Startplatz. Seit seinem Debüt für die kroatische Nationalmannschaft im November 2018 war er in jedem Spiel dabei – allerdings nur einmal über 90 Minuten. Eng wird es dagegen für 17-Tore-Mann Wout Weghorst. In der Bundesliga traf der Niederländer letzte Saison fast nach Belieben, in der Elft al hat er aber einen schweren Stand: Bislang hat der 27-Jährige erst drei Kurzeinsätze absolviert – keinen davon in diesem Jahr.
 
Für Yunus Malli reichte es 2019 bislang erst zu einem 45-minutigen Einsatz gegen Usbekistan, viermal war er ohne Einsatz im Kader – Stammspieler ist etwas anderes. Mit der Türkei hofft der Mittelfeldspieler aber dennoch auf ein EM-Ticket. Der 27-Jährige: „Meiner Meinung nach ist unsere Chance groß. Die Niederlage gegen Island war aus unserer Sicht zwar nicht gut, aber noch haben wir gegen sie ein Spiel zu Hause.“ Und: „Wir haben eine tolle Stimmung im Team erzeugt. Ich hoffe, wir können diese aufrechterhalten.“
 
Nicht nur bei der Türkei sieht‘s gut aus: Keines der Teams mit möglicher VfL-Beteiligung ist in seiner Quali-Gruppe aktuell schlechter als Platz drei – eine gute Ausgangslage, schließlich dürfen die beiden besten Teams jeder Gruppe zur EM-Endrunde, die 2020 in ganz Europa stattfindet und die mit dem Finale in London enden wird.
 
Von Europa nach Europa Image 2
Vordere Reihe von links: Paulo Otavio, Xaver Schlager, William, Joao Victor, Niklas klinger, Pavao Pervan, Koen Casteels, Phillip Menzel, Felix Klaus, Jerome Roussillon, Renato Steffen, John Yeboah.

Zweite Reihe von links: Patrick Kasprowski (Physiotherapeut), Manfred Kross (Physiotherapeut), Steffen Mantai (Physiotherapeut), Sascha Weiß (Leitender Physiotherapeut und Osteopath), Dr. Gunter Wilhelm (Mannschaftsarzt), Thomas Sageder (Assistenztrainer), Oliver Glasner (Cheftrainer), Michael Angerschmid (Assistenztrainer), Michael Berktold (Assistenztrainer), Pascal Formann (Torwarttrainer), Christoph Tebel (Reha- und Athletiktrainer), Michele Putaro (Rehatrainer), Alexander Steinbrenner (Chiropraktor).

Dritte Reihe von links: Philipp Wegner (Teammanager), Tim Cezanne (Videoanalyst), Josip Brekalo, Ignacio Camacho, Kevin Mbabu, Maximilian Arnold, Admir Mehmedi, Elvis Rexhbecaj, Paul-Georges Ntep, Yunus Malli, Heribert Rüttger (Zeugwart), Nils Scholz (Zeugwart).

Hintere Reihe von links: Josuha Guilavogui, Daniel Ginczek, Felix Uduokhai, Wout Weghorst, John Anthony Brooks, Robin Knoche, Jeffrey Bruma.

kleine Bilder von links: Ismail Azzaoui, Yannick Gerhardt, Marcel Tisserand, Lukas Nmecha.
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