Der neue VFL kann jetzt prickelnd werden
Burkhard Tillner ist seit 30 Jahren auf den Plätzen im Norden unterwegs, kommentiert live von den Nordklubs der Bundesliga. Vom VfL Wolfsburg berichtete er schon zu Zweitliga-Zeiten. Was erwartet er vom VfL und seinem neuen Trainer Oliver Glasner? Wo kommentiert er am liebsten? Und warum war der Videobeweis für Rundfunkreporter anfangs die Hölle?
von jürgen Braun
Wie viele Bundesliga-Spiele machen Sie pro Saison?
Weil wir nur noch zwei Nordvereine in der Bundesliga haben, wird es weniger. Aber während der Saison bin ich in der Regel an jedem Wochenende im Einsatz.
Macht das immer noch Spaß? Sie sind ja doch schon ziemlich lange dabei...
Ja, das macht noch Spaß. Wenn sich die Saison dem Ende zuneigt, ist es manchmal etwas schwieriger mit dem Spaß, aber zur neuen Saison freue ich mich immer.
Ihr erstes Mal in der Bundesliga war...
Das erste Mal Bundesliga habe ich in Wolfsburg gemacht, 1997. Allerdings habe ich die Wolfsburger auch schon in der 2. Liga gesehen. Beim Aufstieg war ich auch da, bin dann über Nacht geblieben, um am nächsten Tag auch von der Feier am Rathaus zu berichten.
Wenn Ihnen vor anderthalb Jahren einer gesagt hätte: Pass‘ auf, in eineinhalb Jahren: ist Europa League, der VfL ist dann dabei, könnte da auf alte Bekannte aus der Champions League wie Manchester United oder ZSKA Moskau treffen…
...dann hätte ich dafür viel Fantasie gebraucht. Das hätte ich nicht erwartet. Nun hat einem die vergangene Saison wieder viel Fantasie geschenkt. Jetzt kann man sich vieles vorstellen, was den VfL angeht.
Hat es Sie überrascht, dass die Trennung von Bruno Labbadia kam?
Es gab zunehmend mehr Anzeichen, dass es so kommen könnte. Das hat dann nicht mehr überrascht.
Es haben einige Trainer gesagt, den Klubs fehlt die Geduld mit den Trainern, es mangele an Respekt, die Entlassungen kommen oft zu schnell.
An vielen Standorten war auch früher die Geduld nicht vorhanden. Aber es stimmt schon, viel Zeit zum Entwickeln einer Mannschaft bleibt einem Trainer heute nicht mehr. Das ist so. Wenn es nicht beizeiten läuft, ist es früher vorbei als noch vor ein paar Jahren. Es gibt noch die gewissen Standorte, wo konzeptionell gearbeitet werden kann, Freiburg etwa. Ansonsten ist das nur noch an sehr wenigen Standorten zu erkennen.
Wolfsburg hat mit Oliver Glasner einen aufstrebenden Coach geholt, was denken Sie über ihn?
Ich habe mich nach Bekanntgabe seiner Verpflichtung schlau gemacht, verfolge ihn nun seit Beginn seiner Vorbereitung mit Wolfsburg genauer. Ich glaube, dass man sich jetzt in Wolfsburg auf sehr attraktiven Fußball freuen kann. Es sind viele Dinge verändert worden und die wird man dann auch auf dem Rasen entdecken. Wenn er seine bisherige Arbeit fortführen kann, wird das attraktiv. Das hat ihn ausgezeichnet in Österreich. Und so, wie er die ersten Wochen angeht, erwarte ich, genau das in Wolfsburg wiederzuerkennen. Mitdenken, adaptieren, umsetzen, schnell reagieren, das erwartet er von seinen Spielern – ich bin gespannt, ob er das auch bei gesetzteren Spielern rauskitzeln kann.
Wie viele Bundesliga-Spiele machen Sie pro Saison?
Weil wir nur noch zwei Nordvereine in der Bundesliga haben, wird es weniger. Aber während der Saison bin ich in der Regel an jedem Wochenende im Einsatz.
Macht das immer noch Spaß? Sie sind ja doch schon ziemlich lange dabei...
Ja, das macht noch Spaß. Wenn sich die Saison dem Ende zuneigt, ist es manchmal etwas schwieriger mit dem Spaß, aber zur neuen Saison freue ich mich immer.
Ihr erstes Mal in der Bundesliga war...
Das erste Mal Bundesliga habe ich in Wolfsburg gemacht, 1997. Allerdings habe ich die Wolfsburger auch schon in der 2. Liga gesehen. Beim Aufstieg war ich auch da, bin dann über Nacht geblieben, um am nächsten Tag auch von der Feier am Rathaus zu berichten.
Wenn Ihnen vor anderthalb Jahren einer gesagt hätte: Pass‘ auf, in eineinhalb Jahren: ist Europa League, der VfL ist dann dabei, könnte da auf alte Bekannte aus der Champions League wie Manchester United oder ZSKA Moskau treffen…
...dann hätte ich dafür viel Fantasie gebraucht. Das hätte ich nicht erwartet. Nun hat einem die vergangene Saison wieder viel Fantasie geschenkt. Jetzt kann man sich vieles vorstellen, was den VfL angeht.
Hat es Sie überrascht, dass die Trennung von Bruno Labbadia kam?
Es gab zunehmend mehr Anzeichen, dass es so kommen könnte. Das hat dann nicht mehr überrascht.
Es haben einige Trainer gesagt, den Klubs fehlt die Geduld mit den Trainern, es mangele an Respekt, die Entlassungen kommen oft zu schnell.
An vielen Standorten war auch früher die Geduld nicht vorhanden. Aber es stimmt schon, viel Zeit zum Entwickeln einer Mannschaft bleibt einem Trainer heute nicht mehr. Das ist so. Wenn es nicht beizeiten läuft, ist es früher vorbei als noch vor ein paar Jahren. Es gibt noch die gewissen Standorte, wo konzeptionell gearbeitet werden kann, Freiburg etwa. Ansonsten ist das nur noch an sehr wenigen Standorten zu erkennen.
Wolfsburg hat mit Oliver Glasner einen aufstrebenden Coach geholt, was denken Sie über ihn?
Ich habe mich nach Bekanntgabe seiner Verpflichtung schlau gemacht, verfolge ihn nun seit Beginn seiner Vorbereitung mit Wolfsburg genauer. Ich glaube, dass man sich jetzt in Wolfsburg auf sehr attraktiven Fußball freuen kann. Es sind viele Dinge verändert worden und die wird man dann auch auf dem Rasen entdecken. Wenn er seine bisherige Arbeit fortführen kann, wird das attraktiv. Das hat ihn ausgezeichnet in Österreich. Und so, wie er die ersten Wochen angeht, erwarte ich, genau das in Wolfsburg wiederzuerkennen. Mitdenken, adaptieren, umsetzen, schnell reagieren, das erwartet er von seinen Spielern – ich bin gespannt, ob er das auch bei gesetzteren Spielern rauskitzeln kann.
Ihr Eindruck von Wolfsburgs Kader?
Der VfL hat es verstanden, eine erfolgreiche Saison zu spielen und die Leistungsträger beisammenzuhalten. Und dann kommt noch ein Ignacio Camacho als gefühlter Neuzugang dazu und man hat interessante Spielertypen verpflichtet, auf die man sich freuen kann. Nur Ginczeks Verletzung ist bitter, mit Weghorst hat Wolfsburg nur noch einen echten Mittelstürmer. Das tut weh. Ginczek ist ein richtig kompletter Mittelstürmer, nur leider spielt er nie eine Saison komplett. Dennoch: Grundsätzlich ist es sehr vielversprechend, was da bei Wolfsburg entsteht.
Wie sehen Sie Wolfsburgs Transfers?
Vergangene Saison war für mich im Nachhinein betrachtet Roussillon der Wahnsinns-Transfer, jetzt bin ich gespannt, was uns auf der rechten Seite erwartet – Mbabu bringt Erfahrung und Qualität mit. Wenn man dann so eine Außenzange hat, das kann prickelnd werden. Wenn sich der VfL da also verstärkt hat, wird es noch interessanter als in der vergangenen Saison. Auch dass Brekalo bleibt, ist nicht schlecht.
Wie beurteilen Sie die Liga-Transfers?
Dortmund hat beeindruckend geräuschlos und schnell seine Transfers erledigt. Da ist eine gute Analyse gelaufen. Julian Brandt etwa passt, dazu die Rückkehr von Hummels als Abwehrstabilisator. Da war Dortmund den anderen auf dem Transfermarkt erst mal ziemlich weit voraus. Wolfsburg sehe ich gut aufgestellt, Dortmund herausragend, was Tempo und Zusammenstellung des Kaders angeht. Die können sich beruhigt zurücklehnen.
Wo landet Wolfsburg?
Die spannendere Frage ist: Wie kommt der Kader mit dem Mehr an Belastung klar? Der VfL war sehr stabil, hatte keine großen Schwächephasen drin, aber jetzt kommt eine komplett andere Belastung. Inwieweit wird der neue Trainer rotieren, Systeme nach schweren Spielen anpassen – das wird wichtig. Aber Wolfsburg hat wieder ein Team, das im oberen Drittel landet, es sei denn, sie haben große Schwierigkeiten mit der Belastung.
Wer landet im unteren Drittel, muss man da mit Paderborn rechnen?
Paderborn ist etwas Wunderbares in diesem Fußballgeschäft. Die habe ich vor zwei Jahren in der 3. Liga spielen gesehen, wo sie einen überragenden Offensivfußball gezeigt haben. Da dachte ich mir, das wird in der 2. Liga keine Fortsetzung finden können. Doch da haben sie genau mit diesen Qualitäten wieder die Liga gerockt. Ich bin sicher, dass sie zumindest am Anfang der Saison für ein paar Paukenschläge sorgen. Ob das für die ganze Strecke reicht, muss man sehen.
Ein weiterer Aufsteiger sorgt erstmals für so ein richtiges Berliner Stadtduell, der Klub aus dem Westteil gegen den Kult-Klub aus dem Osten…
Das wird was, ja! Man hat ja von Union-Seite schon ein wenig mit dem Thema Rivalität gespielt. Ich durfte schon von dort berichten, das ist Fußball in ursprünglichster Form, da geht die Post ab an der Alten Försterei, da werden sich einige Leute wundern. In der Relegation gegen Stuttgart waren sie nervös, aber wenn die es schaffen, mit der Kulisse im Rücken Gas zu geben, dann wird die Alte Försterei ein interessanter Aufenthaltsort – und einige werden da Punkte liegen lassen. Allerdings sehe ich größere Chancen für Paderborn, in der Liga zu bleiben. Steffen Baumgart, der einstige Wolfsburger, hat da einen unglaublich guten Job gemacht. Aber beide Klubs sind natürlich Kandidaten für unteren Ränge.
Schauen wir auf Ihren Job. Einige Klubs haben inzwischen eigene Radio-Übertragungen, durch Amazons Bundesliga-Übertragungen ist Konkurrenz dazugekommen. Verliert das Radio an Bedeutung?
Radio-Reportagen vom Fußball sind etwas Tolles, die ARD-Bundesliga-Konferenz, die es auf allen Wellen gibt, hat ein Alleinstellungsmerkmal mit einem Qualitätsstempel drauf, ist und bleibt etwas Besonderes.
Der Videobeweis hat bei den Profis, bei den Fans, aber auch bei den Medien mehr als einmal für Verwunderung gesorgt. Wie hat das der Radioreporter wahrgenommen, der ja direkt live sendet – und dann abwarten muss.
Ich bin kein Freund des Videobeweises. Ich hoffe, dass es sich noch einspielt. Vor Einführung des Videobeweises wurde über viele Entscheidungen diskutiert. Jetzt gibt es den Videobeweis – und es wird nicht weniger diskutiert. Es war schlimmer als erwartet, für uns Radio-Leute anfangs die Hölle. Wenn es zum Videobeweis kam, mussten wir rätseln, warum, konnten den Hörern keine Info geben, was los ist. Inzwischen bekommen auch wir sofort eine Info, was genau in Köln überprüft wird.
Sie deuteten eingangs schon an – der Norden ist in der Bundesliga schwach vertreten...
Schade für uns, dass wir nur noch zwei Klubs aus dem Verbreitungsgebiet haben. Trotzdem freut man sich auf die Ligaberichterstattung. Für mich heißt das mehr Berichterstattung aus der 2. Liga und der 3. Liga. Ist aber nicht schlimm.
Osnabrück ist auch dabei – das ist schon speziell für Sie, oder?
Ja, klar, mein Elternhaus war 100 Meter entfernt von der Bremer Brücke, da hat für mich Fußball angefangen. Ich verfolge natürlich sehr genau, was beim VfL Osnabrück passiert, aber ich bin kein Fan.
Sie machen aber nicht nur Fußball...
Unterwegs bin ich noch beim Handball, beim Basketball und ab und an beim Eishockey. Und es gibt immer wieder die Möglichkeit, in unseren Formaten auch über Breitensportthemen Beiträge zu machen, das ist eine schöne Sache.
In welchem Erstliga-Stadion fühlt sich eigentlich der Rundfunkreporter am wohlsten – von Übersicht, Arbeitsbedingungen und Atmosphäre her?
Grundsätzlich finde ich es gut, wenn man nicht in einer Kabine sitzt, sondern draußen, wo man mehr Atmosphäre schnuppert. In Wolfsburg hat man einen optimalen Platz und super Bedingungen. In Leverkusen ist es auch sehr gut, vom Allerfeinsten ist es in Dortmund. Da kommt die Atmosphäre dazu, da freut man sich auf jedes Spiel. Super-Plätze und Arbeitsbedingungen hat man auch in München. Vieles ähnelt sich. Nicht schön ist es in Leipzig, wo das Spielfeld ewig weit weg ist. Und auch bei Hertha ist es hart, auch da ist das Spiel unglaublich weit weg, das ist schon heftig, dazu weite Wege durch die Katakomben, da bin ich froh, wenn ich mich nicht verlaufe. Und in Paderborn – wenn sich da nichts getan hat – werden sich viele Medienvertreter umschauen. Da ist es schön kuschlig auf der Tribüne, wie für Käfighühner.
Was machen Sie noch, wenn Sie sich nicht auf ihre Reportagen vorbereiten oder im Einsatz sind?
Mein Sportprogramm sieht momentan leider so aus, dass ich nur den Gang mit dem Hund antrete. Ansonsten komme ich selten zu irgendetwas. Wenig Zeit. Tennis mache ich gern, aber mein Tennispartner ist weggezogen. Ich lese unheimlich gern, aber da bin ich gerade in Trauer, weil mein Lieblings-Krimi-Autor Andrea Cammilleri gestorben ist.
Abschlussfrage: Die neuen grünen Trikots des VfL fanden in Wolfsburg ein geteiltes Echo. Wie finden Sie die?
Da bin ich nicht der richtige Ansprechpartner. Für Mode ist bei uns meine Frau zuständig. Und ich bin auch nicht die Zielgruppe. Aber – es ist ein Trikot, das auffällt. Ich habe da auch zweimal hingeschaut.
Der VfL hat es verstanden, eine erfolgreiche Saison zu spielen und die Leistungsträger beisammenzuhalten. Und dann kommt noch ein Ignacio Camacho als gefühlter Neuzugang dazu und man hat interessante Spielertypen verpflichtet, auf die man sich freuen kann. Nur Ginczeks Verletzung ist bitter, mit Weghorst hat Wolfsburg nur noch einen echten Mittelstürmer. Das tut weh. Ginczek ist ein richtig kompletter Mittelstürmer, nur leider spielt er nie eine Saison komplett. Dennoch: Grundsätzlich ist es sehr vielversprechend, was da bei Wolfsburg entsteht.
Wie sehen Sie Wolfsburgs Transfers?
Vergangene Saison war für mich im Nachhinein betrachtet Roussillon der Wahnsinns-Transfer, jetzt bin ich gespannt, was uns auf der rechten Seite erwartet – Mbabu bringt Erfahrung und Qualität mit. Wenn man dann so eine Außenzange hat, das kann prickelnd werden. Wenn sich der VfL da also verstärkt hat, wird es noch interessanter als in der vergangenen Saison. Auch dass Brekalo bleibt, ist nicht schlecht.
Wie beurteilen Sie die Liga-Transfers?
Dortmund hat beeindruckend geräuschlos und schnell seine Transfers erledigt. Da ist eine gute Analyse gelaufen. Julian Brandt etwa passt, dazu die Rückkehr von Hummels als Abwehrstabilisator. Da war Dortmund den anderen auf dem Transfermarkt erst mal ziemlich weit voraus. Wolfsburg sehe ich gut aufgestellt, Dortmund herausragend, was Tempo und Zusammenstellung des Kaders angeht. Die können sich beruhigt zurücklehnen.
Wo landet Wolfsburg?
Die spannendere Frage ist: Wie kommt der Kader mit dem Mehr an Belastung klar? Der VfL war sehr stabil, hatte keine großen Schwächephasen drin, aber jetzt kommt eine komplett andere Belastung. Inwieweit wird der neue Trainer rotieren, Systeme nach schweren Spielen anpassen – das wird wichtig. Aber Wolfsburg hat wieder ein Team, das im oberen Drittel landet, es sei denn, sie haben große Schwierigkeiten mit der Belastung.
Wer landet im unteren Drittel, muss man da mit Paderborn rechnen?
Paderborn ist etwas Wunderbares in diesem Fußballgeschäft. Die habe ich vor zwei Jahren in der 3. Liga spielen gesehen, wo sie einen überragenden Offensivfußball gezeigt haben. Da dachte ich mir, das wird in der 2. Liga keine Fortsetzung finden können. Doch da haben sie genau mit diesen Qualitäten wieder die Liga gerockt. Ich bin sicher, dass sie zumindest am Anfang der Saison für ein paar Paukenschläge sorgen. Ob das für die ganze Strecke reicht, muss man sehen.
Ein weiterer Aufsteiger sorgt erstmals für so ein richtiges Berliner Stadtduell, der Klub aus dem Westteil gegen den Kult-Klub aus dem Osten…
Das wird was, ja! Man hat ja von Union-Seite schon ein wenig mit dem Thema Rivalität gespielt. Ich durfte schon von dort berichten, das ist Fußball in ursprünglichster Form, da geht die Post ab an der Alten Försterei, da werden sich einige Leute wundern. In der Relegation gegen Stuttgart waren sie nervös, aber wenn die es schaffen, mit der Kulisse im Rücken Gas zu geben, dann wird die Alte Försterei ein interessanter Aufenthaltsort – und einige werden da Punkte liegen lassen. Allerdings sehe ich größere Chancen für Paderborn, in der Liga zu bleiben. Steffen Baumgart, der einstige Wolfsburger, hat da einen unglaublich guten Job gemacht. Aber beide Klubs sind natürlich Kandidaten für unteren Ränge.
Schauen wir auf Ihren Job. Einige Klubs haben inzwischen eigene Radio-Übertragungen, durch Amazons Bundesliga-Übertragungen ist Konkurrenz dazugekommen. Verliert das Radio an Bedeutung?
Radio-Reportagen vom Fußball sind etwas Tolles, die ARD-Bundesliga-Konferenz, die es auf allen Wellen gibt, hat ein Alleinstellungsmerkmal mit einem Qualitätsstempel drauf, ist und bleibt etwas Besonderes.
Der Videobeweis hat bei den Profis, bei den Fans, aber auch bei den Medien mehr als einmal für Verwunderung gesorgt. Wie hat das der Radioreporter wahrgenommen, der ja direkt live sendet – und dann abwarten muss.
Ich bin kein Freund des Videobeweises. Ich hoffe, dass es sich noch einspielt. Vor Einführung des Videobeweises wurde über viele Entscheidungen diskutiert. Jetzt gibt es den Videobeweis – und es wird nicht weniger diskutiert. Es war schlimmer als erwartet, für uns Radio-Leute anfangs die Hölle. Wenn es zum Videobeweis kam, mussten wir rätseln, warum, konnten den Hörern keine Info geben, was los ist. Inzwischen bekommen auch wir sofort eine Info, was genau in Köln überprüft wird.
Sie deuteten eingangs schon an – der Norden ist in der Bundesliga schwach vertreten...
Schade für uns, dass wir nur noch zwei Klubs aus dem Verbreitungsgebiet haben. Trotzdem freut man sich auf die Ligaberichterstattung. Für mich heißt das mehr Berichterstattung aus der 2. Liga und der 3. Liga. Ist aber nicht schlimm.
Osnabrück ist auch dabei – das ist schon speziell für Sie, oder?
Ja, klar, mein Elternhaus war 100 Meter entfernt von der Bremer Brücke, da hat für mich Fußball angefangen. Ich verfolge natürlich sehr genau, was beim VfL Osnabrück passiert, aber ich bin kein Fan.
Sie machen aber nicht nur Fußball...
Unterwegs bin ich noch beim Handball, beim Basketball und ab und an beim Eishockey. Und es gibt immer wieder die Möglichkeit, in unseren Formaten auch über Breitensportthemen Beiträge zu machen, das ist eine schöne Sache.
In welchem Erstliga-Stadion fühlt sich eigentlich der Rundfunkreporter am wohlsten – von Übersicht, Arbeitsbedingungen und Atmosphäre her?
Grundsätzlich finde ich es gut, wenn man nicht in einer Kabine sitzt, sondern draußen, wo man mehr Atmosphäre schnuppert. In Wolfsburg hat man einen optimalen Platz und super Bedingungen. In Leverkusen ist es auch sehr gut, vom Allerfeinsten ist es in Dortmund. Da kommt die Atmosphäre dazu, da freut man sich auf jedes Spiel. Super-Plätze und Arbeitsbedingungen hat man auch in München. Vieles ähnelt sich. Nicht schön ist es in Leipzig, wo das Spielfeld ewig weit weg ist. Und auch bei Hertha ist es hart, auch da ist das Spiel unglaublich weit weg, das ist schon heftig, dazu weite Wege durch die Katakomben, da bin ich froh, wenn ich mich nicht verlaufe. Und in Paderborn – wenn sich da nichts getan hat – werden sich viele Medienvertreter umschauen. Da ist es schön kuschlig auf der Tribüne, wie für Käfighühner.
Was machen Sie noch, wenn Sie sich nicht auf ihre Reportagen vorbereiten oder im Einsatz sind?
Mein Sportprogramm sieht momentan leider so aus, dass ich nur den Gang mit dem Hund antrete. Ansonsten komme ich selten zu irgendetwas. Wenig Zeit. Tennis mache ich gern, aber mein Tennispartner ist weggezogen. Ich lese unheimlich gern, aber da bin ich gerade in Trauer, weil mein Lieblings-Krimi-Autor Andrea Cammilleri gestorben ist.
Abschlussfrage: Die neuen grünen Trikots des VfL fanden in Wolfsburg ein geteiltes Echo. Wie finden Sie die?
Da bin ich nicht der richtige Ansprechpartner. Für Mode ist bei uns meine Frau zuständig. Und ich bin auch nicht die Zielgruppe. Aber – es ist ein Trikot, das auffällt. Ich habe da auch zweimal hingeschaut.