Keiner ausser Kuba?

Der VFL Wolfsburg und die WM 2018

Endspiel-Ort: Das Luschniki-Stadion in Moskau.
Endspiel-Ort: Das Luschniki-Stadion in Moskau.
Vor vier Jahren war der VFL Wolfsburg bei der WM in Brasilien gut vertreten. Und wie sieht es in diesem Jahr aus? Voraussichtlich nicht gut.

Von Tim Lüddecke


Es werden nicht viele sein. Zwar tummeln sich Spieler aus 13 Nationen beim VfL, aber wenn es um die Frage geht, welcher Wolfsburger bei der WM 2018 in Russland dabei ist, wird‘s ganz schnell dünn. Maximal sechs Akteure kommen infrage. Und dass die auch noch alle nominiert werden, dafür müsste schon relativ viel zusammenkommen....

Denn wirklich gesetzt bei dem Turnier im Juni – sofern er sich nicht verletzt – ist eigentlich nur einer: der 97-fache Nationalspieler Jakub Blaszczykowski mit den Polen. Dass die deutsche Nationalmannschaft auf Verstärkung vom VfL bauen wird, ist unwahrscheinlich. Dafür hat sich inzwischen eine zu große und schlagkräftige Auswahl des DFB gebildet; aus dem Fundament der Weltmeister-Mannschaft von 2014, den Confedcup-Gewinnern und all den vielversprechenden Talenten, die im Sommer die U-21-EM gewonnen haben.

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Bei letzterem Triumpf hatten auch zwei Wolfsburger ihre Füße im Spiel. Yannick Gerhardt war als Linksverteidiger eine feste Größe im DFB-Team, Maximilian Arnold war sogar als Denker und Lenker unverzichtbar für die Mittelfeldzentrale – zudem war er Kapitän. Aus Altersgründen darf das VfL-Duo nun allerdings nur noch in der A-Nationalmannschaft zum Zug kommen. Zwar sind sowohl Gerhardt wie auch Arnold bei Bundestrainer Joachim Löw schon auf einen Einsatz gekommen, doch dass da zeitnah noch welche dazukommen, bei der WM in Russland, ist unwahrscheinlich.

Zur WM: Jakub Blaszczykowski.
Zur WM: Jakub Blaszczykowski.
Gerade auf Arnolds Position im Zentrum ist Löws Team mit Toni Kroos, Sami Khedira, Ilkay Gündogan, Julian Weigl stark besetzt. Und auch auf der Linksverteidiger-Position hat Löw hinter dem Kölner Jonas Hector mit dem Berliner Marvin Plattenhardt oder Neuling Marcel Halstenberg von RB Leipzig zuletzt andere Alternativen getestet als Gerhardt, der in der Hinrunde beim VfL weder Stammplatz noch feste Position besaß.

Ein anderer Wolfsburger hätte vermutlich bessere Karten auf ein WM-Ticket gehabt. Doch Mario Gomez verließ den VfL kurz vor Weihnachten gen VfB Stuttgart – weil er dort noch größere Chancen auf eine Nominierung sieht? Das Spiel des VfL unter Trainer Martin Schmidt schien ihm, weil nicht auf ihn zugeschnitten, weniger zu liegen als noch unter Andries Jonker. Seine ernüchternde Hinrundenbilanz: ein Treff er in zwölf Einsätzen. Mit Divock Origi wusste der 32-Jährige zudem seit Saisonstart einen hochkarätigen Konkurrenten in seinem Nacken. In Stuttgart ist er als „Torjäger der Extraklasse“ (VfB-Sportchef Michael Reschke) dagegen gesetzt. Und so verkündete Gomez bei seinem Wechsel, dass es bei den Schwaben für ihn auch darum gehe, „mein Ziel, die Weltmeisterschaft, zu erreichen.“ Wolfsburgs Sportdirektor Olaf Rebbe drückt die Daumen: „Ich wünsche ihm, dass er es beim VfB in den WM-Kader schafft.“ Zuletzt allerdings gehörte Gomez nicht zu Löws Aufgebot.

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Denn die Konkurrenz im Sturm ist größer geworden. Mit Leipzigs Timo Werner, der sich bei Löw so etwas wie einen Stammplatz erspielt zu haben scheint. Mit dem zuletzt ebenfalls im Angriff eingesetzten Lars Stindl (Mönchengladbach), mit Sandro Wagner (Hoffenheim, zur Rückrunde FC Bayern). Und mit den beiden besten deutschen Bundesliga-Knipsern (jeweils neun Treff er) als mögliche Überraschungskandidaten: Mark Uth (Hoffenheim) und Kevin Volland (Leverkusen).

Aus Stuttgart zum VfL zurück kam derweil einer, der ebenfalls noch Ambitionen hegt, für seine Nationalmannschaft nominiert zu werden: Josip Brekalo. Der 19-jährige Kroate sagte nach seiner Leih-Rückkehr: „Ich hoffe, ich kann mich hier jetzt noch viel mehr entwickeln. Wenn mir das gelingt, hoffe ich, dass ich mit nach Russland zur Weltmeisterschaft fahren kann.“

Schwierig ist die Situation auch bei zwei der drei Belgier im VfL-Kader. Torwart Koen Casteels stand in der WM-Qualifikation immer im Nationalmannschafts-Kader – seine Bilanz liest sich aber ernüchternd: null Minuten Einsatz zeit. Hinter Thibaut Courtois (FC Chelsea) und Simon Mignolet (FC Liverpool) ist er maximal die Nummer drei. Und Divock Origi kommt mit seinen 22 Jahren zwar bereits auf 25 Länderspiele (drei Tore), allerdings hauptsächlich unter Trainer Marc Wilmots, der nach der EM 2016 gehen musste. Unter dem neuen Trainer Roberto Martinez spielte Origi in der WM-Qualfikation ebenfalls nicht eine Minute. In den Tests im November wurde er für insgesamt 18 Minuten eingewechselt. Die Konkurrenz im belgischen Sturm ist groß. VfL-Sommerneuzugang Nany Dimata, der noch ohne A-Länderspieleinsatz ist, braucht sich derweil keine Hoffnungen zu machen.

Josuha Guilavogui darf sich ebenfalls nur Außenseiterchancen ausrechnen, um noch einen Platz im hochdekorierten Kader der Frazosen zu ergattern. Doch der VfL-Abräumer träumt zumindest. „Wenn wir eine gute Rückrunde spielen, kann ich um einen Platz im Kader kämpfen“, sagt er. Allerdings weiß der 27-Jährige auch um die Klasse seiner Konkurrenten. „Ich bin realistisch. In der Mannschaft gibt es auf meiner Position mit Paul Pogba und N‘Golo Kanté super Spieler.“ Das letzte seiner sieben Länderspiele absolvierte er im März 2015 gegen Dänemark. Die wären übrigens auch in Frankreichs WM-Gruppe...


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