Er ist das Gesicht der Fußball-Berichterstattung auf Sky. Seit 1999 arbeitet Sebastian Hellmann für den privaten Fernsehsender, der zunächst Premiere hieß. Mittlerweile ist der 50-Jährige der Hauptmoderator für die Fußball- Bundesliga. Mit AZ/WAZ-Mitarbeiter Pascal Mäkelburg sprach der gebürtige Bielefelder über den Alltag eines Sportmoderators, die Chancen der Bundesliga und die Entwicklung des VfL Wolfsburg.
Herr Hellmann, Sie sind schon seit 1999 der tägliche Begleiter des Fußballs, haben so ziemlich alles miterlebt, was es mitzuerleben gibt. Sind Sie noch neugierig auf Neues?
Definitiv. Sportmoderator zu sein, ist mein absoluter Traumjob. Ich habe früher selbst Fußball gespielt – zwar nicht erfolgreich, aber leidenschaftlich. Ich liebe diese Sportart einfach. Und wenn du dann beim Warmmachen neben Weltklasse-Fußballern wie Messi oder Cristiano Ronaldo stehen darfst, ist das nach wie vor ein tolles Erlebnis. Von Müdigkeit kann ich nichts erkennen.
Ihr ehemaliger Kollege Fritz von Thurn und Taxis sagte im AZ/WAZ-Interview im vergangenen Jahr den Satz „Wer in dieser Branche nach oben will, muss polarisieren“. Nun sind Sie eher der Typ „Everybody’s Darling“. Teilen Sie diese These?
Jeder hat seine eigene Herangehensweise an die Berichterstattung, manche sind lauter, manche sind leiser, manche sind zynischer, manche sind klarer in der Sprache. So sehr ich meinen Kollegen als Vorbild schätze, aber diesen Satz würde ich so nicht unterschreiben. Wenn ich Dinge mache, nur damit sich die Leute an mich erinnern, zeugt es ja davon, dass ich es durch andere Dinge nicht schaffe. Und das ist in meinen Augen der falsche Weg.
Als welchen Typ Berichterstatter würden Sie sich selbst einordnen?
Ich kenne viele Beispiele aus der Fernseh-Branche, die qualitativ so stark sind, dass sie es nicht nötig haben zu polarisieren. Wenn ich zu dieser Kategorie dazugehören würde, wäre das klasse.
Welche Aufgaben hat für Sie ein Moderator in der Sportberichterstattung?
Die klassische Übersetzung des Moderators ist ja ‚Verbindung‘. Und ich versuche, den Fußball mit der Expertise unserer Gäste wie Lothar Matthäus, Reiner Calmund oder Christoph Metzelder zu verbinden – das am besten mit den richtigen Fragen. Ich lege aber Wert darauf, dass immer der Sport im Vordergrund steht. Die Zuschauer sollen nicht denken „Der Hellmann hat wieder moderiert“ sondern „Es war ein geiles Fußballspiel“.
Die „richtigen“ Fragen sind allerdings nicht selten mit Kritik am Gegenüber verbunden, was immer Konfliktpotenzial birgt. Haben Sie auch Angst vor Anfeindungen?
Nein, das nicht. Denn ich denke, dass meine Fragen auch berechtigt sind. Wenn etwas schlecht ist, frage ich warum es schlecht ist. Wenn etwas gut ist, frage ich warum es gut ist. Die eine oder andere Frage passt dem Gegenüber dann natürlich auch mal nicht. Aber das ist völlig in Ordnung, solange die Fragen fair und begründbar gestellt sind. Deshalb kann ich stolz sagen, dass ich bisher zu allen Bundesliga- Funktionären einen guten Draht habe.
Auch zu Rudi Völler?
Ja, klar! (lacht) Warum?
Anfang 2016 gab es ein Interview zwischen Ihnen und Leverkusens Sportchef, in dem er sich ziemlich in Rage redete…
Ja, da waren unsere Meinungen völlig konträr, aber das passiert im Fußball – und ist ja auch erwünscht, weil es unterhaltend ist. Wir lieben beide den Fußball und hatten einfach andere Herangehensweisen an das damalige Spiel. Am Tag darauf haben wir aber direkt wieder telefoniert und weiterhin ein super Verhältnis.
Ein ungewöhnliches Kapitel in Ihrer Vita ist Ihr Engagement bei der Video-Spielreihe „Fifa“, bei dem Sie virtuelle Partien gemeinsam mit Tom Bayer kommentierten. Wie läuft so etwas ab?
Wir stehen in einer Tonkabine und sprechen um die zwei Millionen kleine Sätze ein. Eckball, Tor, Freistoß – alles wird in mehrfacher Ausführung eingesprochen. Dann sitzt du da mehrere Tage in dieser Kabine und hoff st, dass die Stimme hält.
Wird man da nicht irgendwann gaga im Kopf?
Nein, im Gegenteil (lacht). Es macht sogar großen Spaß und war eine tolle Abwechselung. Und gerade bei den Kids war der Wiedererkennungswert hoch. Wenn sie meine Stimme an der Supermarkt-Kasse hörten, schauten sie auf und fragten, ob ich nicht der von „Fifa“ bin.
Herr Hellmann, Sie sind schon seit 1999 der tägliche Begleiter des Fußballs, haben so ziemlich alles miterlebt, was es mitzuerleben gibt. Sind Sie noch neugierig auf Neues?
Definitiv. Sportmoderator zu sein, ist mein absoluter Traumjob. Ich habe früher selbst Fußball gespielt – zwar nicht erfolgreich, aber leidenschaftlich. Ich liebe diese Sportart einfach. Und wenn du dann beim Warmmachen neben Weltklasse-Fußballern wie Messi oder Cristiano Ronaldo stehen darfst, ist das nach wie vor ein tolles Erlebnis. Von Müdigkeit kann ich nichts erkennen.
Ihr ehemaliger Kollege Fritz von Thurn und Taxis sagte im AZ/WAZ-Interview im vergangenen Jahr den Satz „Wer in dieser Branche nach oben will, muss polarisieren“. Nun sind Sie eher der Typ „Everybody’s Darling“. Teilen Sie diese These?
Jeder hat seine eigene Herangehensweise an die Berichterstattung, manche sind lauter, manche sind leiser, manche sind zynischer, manche sind klarer in der Sprache. So sehr ich meinen Kollegen als Vorbild schätze, aber diesen Satz würde ich so nicht unterschreiben. Wenn ich Dinge mache, nur damit sich die Leute an mich erinnern, zeugt es ja davon, dass ich es durch andere Dinge nicht schaffe. Und das ist in meinen Augen der falsche Weg.
Als welchen Typ Berichterstatter würden Sie sich selbst einordnen?
Ich kenne viele Beispiele aus der Fernseh-Branche, die qualitativ so stark sind, dass sie es nicht nötig haben zu polarisieren. Wenn ich zu dieser Kategorie dazugehören würde, wäre das klasse.
Welche Aufgaben hat für Sie ein Moderator in der Sportberichterstattung?
Die klassische Übersetzung des Moderators ist ja ‚Verbindung‘. Und ich versuche, den Fußball mit der Expertise unserer Gäste wie Lothar Matthäus, Reiner Calmund oder Christoph Metzelder zu verbinden – das am besten mit den richtigen Fragen. Ich lege aber Wert darauf, dass immer der Sport im Vordergrund steht. Die Zuschauer sollen nicht denken „Der Hellmann hat wieder moderiert“ sondern „Es war ein geiles Fußballspiel“.
Die „richtigen“ Fragen sind allerdings nicht selten mit Kritik am Gegenüber verbunden, was immer Konfliktpotenzial birgt. Haben Sie auch Angst vor Anfeindungen?
Nein, das nicht. Denn ich denke, dass meine Fragen auch berechtigt sind. Wenn etwas schlecht ist, frage ich warum es schlecht ist. Wenn etwas gut ist, frage ich warum es gut ist. Die eine oder andere Frage passt dem Gegenüber dann natürlich auch mal nicht. Aber das ist völlig in Ordnung, solange die Fragen fair und begründbar gestellt sind. Deshalb kann ich stolz sagen, dass ich bisher zu allen Bundesliga- Funktionären einen guten Draht habe.
Auch zu Rudi Völler?
Ja, klar! (lacht) Warum?
Anfang 2016 gab es ein Interview zwischen Ihnen und Leverkusens Sportchef, in dem er sich ziemlich in Rage redete…
Ja, da waren unsere Meinungen völlig konträr, aber das passiert im Fußball – und ist ja auch erwünscht, weil es unterhaltend ist. Wir lieben beide den Fußball und hatten einfach andere Herangehensweisen an das damalige Spiel. Am Tag darauf haben wir aber direkt wieder telefoniert und weiterhin ein super Verhältnis.
Ein ungewöhnliches Kapitel in Ihrer Vita ist Ihr Engagement bei der Video-Spielreihe „Fifa“, bei dem Sie virtuelle Partien gemeinsam mit Tom Bayer kommentierten. Wie läuft so etwas ab?
Wir stehen in einer Tonkabine und sprechen um die zwei Millionen kleine Sätze ein. Eckball, Tor, Freistoß – alles wird in mehrfacher Ausführung eingesprochen. Dann sitzt du da mehrere Tage in dieser Kabine und hoff st, dass die Stimme hält.
Wird man da nicht irgendwann gaga im Kopf?
Nein, im Gegenteil (lacht). Es macht sogar großen Spaß und war eine tolle Abwechselung. Und gerade bei den Kids war der Wiedererkennungswert hoch. Wenn sie meine Stimme an der Supermarkt-Kasse hörten, schauten sie auf und fragten, ob ich nicht der von „Fifa“ bin.
„Wenn Kids meine Stimme hörten, fragten sie, ob ich nicht der von ,Fifa‘ bin“
Die Bundesliga-Klubs stehen international schlecht wie schon lange nicht mehr da. Glauben Sie daran, dass diese Kids nicht in Zukunft lieber die englische Premier League oder die spanische La Liga schauen, in denen Top-Starsen masse herumlaufen?
Ich glaube, dass sich alles auf einem hohen Niveau bewegt. Jetzt haben die Bayern einen großen Vorsprung, aber das ist in England genauso. Jetzt haben die Engländer ausnahmsweise auch mal fünf Teams ins Champions-League-Achtelfinale gebracht. Das war aber nicht immer so und kann auch im kommenden Jahr schon wieder ganz anders aussehen. Grundsätzlich bin ich aber der Meinung, dass die Bundesliga ein starkes Produkt ist – und auch in Zukunft sein wird.
Trauen Sie es auch deutschen Teams abseits der Bayern zu, sich in der Elite Europas zu etablieren?
Ich glaube schon, dass Vereine wie Dortmund oder auf Sicht auch Leipzig in den kommenden Jahren fürs Viertel- oder Halbfinale der Champions League gut sind.
In der Saison 2015/16 war auch der VfL Wolfsburg noch im Viertelfinale und hat dort im Hinspiel legendär ein gewisses Real Madrid besiegt…
…und ich habe mich sehr mit dem Verein gefreut.
Momentan ist die Champions League für den VfL aber wieder in sehr weiter Ferne. Was ist in der Zwischenzeit schiefgelaufen?
Ich glaube, dass dieser Team-Gedanke in den zurückliegenden Jahren nicht mehr funktioniert hat. Es war bei einigen Spielern spürbar, dass die 100-prozentige Identifikation mit dem Verein nicht mehr da war. Das war wohl das größte Problem dieses Klubs und das hängt ihm noch immer nach.
Mit Mario Gomez ist eine Führungspersönlichkeit jüngst gegangen. Talentierte Youngster wie Maximilian Arnold, Felix Uduokhai oder Gian-Luca Itter stehen aber in den Startlöchern und könnten das Identifikationsdefizit schließen…
Wenn der VfL es jetzt schafft, diese jungen, starken Spieler zu formen und an den Klub zu binden, sieht die Zukunft des Vereins wieder rosiger aus. Aber grundsätzlich passt die Gleichung ‚Keine Identifikation gleich kein Erfolg‘ ganz gut.
Wolfsburgs Manager Olaf Rebbe ist fleißig dabei, den Klub neu auszurichten. Das Image als Millionärstruppe soll mit dem Einbau von diversen Talenten aufpoliert werden – der richtige Weg?
Ein Konzern so groß wie Volkswagen wird nicht die Maßgabe haben, mit der eigenen Fußballmannschaft im Mittelfeld der Bundesliga zu spielen. Das passt überhaupt nicht zusammen. Die Idee, jetzt aber nicht wieder in Aktionismus zu verfallen, wie es in der Vergangenheit oft der Fall war, und stattdessen lieber zwei, drei Jahre Zeit für die Entwicklung einzukalkulieren, finde ich gut. Aus Konzernsicht muss mittelfristig aber wieder das internationale Geschäft der Anspruch sein.
Ich glaube, dass sich alles auf einem hohen Niveau bewegt. Jetzt haben die Bayern einen großen Vorsprung, aber das ist in England genauso. Jetzt haben die Engländer ausnahmsweise auch mal fünf Teams ins Champions-League-Achtelfinale gebracht. Das war aber nicht immer so und kann auch im kommenden Jahr schon wieder ganz anders aussehen. Grundsätzlich bin ich aber der Meinung, dass die Bundesliga ein starkes Produkt ist – und auch in Zukunft sein wird.
Trauen Sie es auch deutschen Teams abseits der Bayern zu, sich in der Elite Europas zu etablieren?
Ich glaube schon, dass Vereine wie Dortmund oder auf Sicht auch Leipzig in den kommenden Jahren fürs Viertel- oder Halbfinale der Champions League gut sind.
In der Saison 2015/16 war auch der VfL Wolfsburg noch im Viertelfinale und hat dort im Hinspiel legendär ein gewisses Real Madrid besiegt…
…und ich habe mich sehr mit dem Verein gefreut.
Momentan ist die Champions League für den VfL aber wieder in sehr weiter Ferne. Was ist in der Zwischenzeit schiefgelaufen?
Ich glaube, dass dieser Team-Gedanke in den zurückliegenden Jahren nicht mehr funktioniert hat. Es war bei einigen Spielern spürbar, dass die 100-prozentige Identifikation mit dem Verein nicht mehr da war. Das war wohl das größte Problem dieses Klubs und das hängt ihm noch immer nach.
Mit Mario Gomez ist eine Führungspersönlichkeit jüngst gegangen. Talentierte Youngster wie Maximilian Arnold, Felix Uduokhai oder Gian-Luca Itter stehen aber in den Startlöchern und könnten das Identifikationsdefizit schließen…
Wenn der VfL es jetzt schafft, diese jungen, starken Spieler zu formen und an den Klub zu binden, sieht die Zukunft des Vereins wieder rosiger aus. Aber grundsätzlich passt die Gleichung ‚Keine Identifikation gleich kein Erfolg‘ ganz gut.
Wolfsburgs Manager Olaf Rebbe ist fleißig dabei, den Klub neu auszurichten. Das Image als Millionärstruppe soll mit dem Einbau von diversen Talenten aufpoliert werden – der richtige Weg?
Ein Konzern so groß wie Volkswagen wird nicht die Maßgabe haben, mit der eigenen Fußballmannschaft im Mittelfeld der Bundesliga zu spielen. Das passt überhaupt nicht zusammen. Die Idee, jetzt aber nicht wieder in Aktionismus zu verfallen, wie es in der Vergangenheit oft der Fall war, und stattdessen lieber zwei, drei Jahre Zeit für die Entwicklung einzukalkulieren, finde ich gut. Aus Konzernsicht muss mittelfristig aber wieder das internationale Geschäft der Anspruch sein.
„Aus VW-Sicht muss mittelfristig wieder das internationale Geschäft der Anspruch sein“
Wie ist Ihr Gefühl: Hat Olaf Rebbe in Fußball-Deutschland schon eine Imageverbesserung für den VfL Wolfsburg erwirkt?
Natürlich hast du mit einem Konzern im Rücken immer ein Problem mit der Rechtfertigung, was Finanzen und Erfolg angeht. Aber ich finde schon, dass Rebbes Mut und die Dynamik von Trainer Martin Schmidt Anklang finden. Die Identifikation ist immer mehr da, die neue Ausrichtung macht den Klub sympathisch. Das merkt man.
Trauen Sie es eigentlich einem VfLer zu, auf Jogis WM-Zug zu springen?
Die Wolfsburger haben natürlich das Problem, dass das deutsche Mittelfeld derzeit sehr stark besetzt ist. Ich finde schon, dass ein Maximilian Arnold mit seinen Fähigkeiten auf Sicht auch ein Kandidat für das DFB-Team sein kann. Die anstehende Weltmeisterschaft kommt aber auch aufgrund der üppigen Besetzung auf seiner Position wahrscheinlich noch zu früh.
Zuletzt noch der Blick in die Glaskugel: Wo landet der VfL am Ende der Saison?
Ich glaube nicht, dass es wieder so eine Zitter-Spielzeit wird wie die Vorsaison. Im Gegenteil: Das Köln-Spiel ausgeklammert, haben mich die Spiele zum Ende des Jahres optimistisch gestimmt. Da kann der Blick auch mal ganz schnell wieder nach oben wandern…
Natürlich hast du mit einem Konzern im Rücken immer ein Problem mit der Rechtfertigung, was Finanzen und Erfolg angeht. Aber ich finde schon, dass Rebbes Mut und die Dynamik von Trainer Martin Schmidt Anklang finden. Die Identifikation ist immer mehr da, die neue Ausrichtung macht den Klub sympathisch. Das merkt man.
Trauen Sie es eigentlich einem VfLer zu, auf Jogis WM-Zug zu springen?
Die Wolfsburger haben natürlich das Problem, dass das deutsche Mittelfeld derzeit sehr stark besetzt ist. Ich finde schon, dass ein Maximilian Arnold mit seinen Fähigkeiten auf Sicht auch ein Kandidat für das DFB-Team sein kann. Die anstehende Weltmeisterschaft kommt aber auch aufgrund der üppigen Besetzung auf seiner Position wahrscheinlich noch zu früh.
Zuletzt noch der Blick in die Glaskugel: Wo landet der VfL am Ende der Saison?
Ich glaube nicht, dass es wieder so eine Zitter-Spielzeit wird wie die Vorsaison. Im Gegenteil: Das Köln-Spiel ausgeklammert, haben mich die Spiele zum Ende des Jahres optimistisch gestimmt. Da kann der Blick auch mal ganz schnell wieder nach oben wandern…