Was sonst noch war

Rote Karte im Freundschaftsspiel, UEFA-Cup-Reise zum AC Mailand und Pokal-Aus gegen Werder Bremen: Der VfL Wolfsburg erlebte 2008/09 nicht nur eine tolle Bundesliga-Saison, sondern ansonsten auch noch ziemlich viel.
Der VfL beim AC Mailand: Marcel Schäfer gegen Gianluca Zambrotta.
Der VfL beim AC Mailand: Marcel Schäfer gegen Gianluca Zambrotta.
Von Marcel Westermann 

FREUNDSCHAFTSSPIELE: Insgesamt 13 (!) Testspiele absolvierte der VfL Wolfsburg vor der Saison 2008/09 – und das zunächst einmal gegentorfrei. Auf Usedom gewann der VfL mit 9:0 gegen den VfC Anklam, kurz darauf gab es ein 5:0 gegen den VfB Lübeck und ein 11:0 gegen den VfB Fallersleben. Danach gab es unter anderem 2:3-Niederlagen gegen Young Boys Bern und den FC Ingolstadt sowie Siege gegen Viktoria Aschffenburg (2:1), Real Mallorca (1:0) und Trabzonspor (3:2). Dann folgte der große Aufreger: Für eine Rote Karte, die Grafite im Test gegen US Palermo (0:1) sah, wurde er vom DFB für zwei Pflicht- und fünf Freundschaftsspiele gesperrt. Trainer Felix Magath tobte. Die Winter-Tests waren dann weniger spektakulär: Tordebüt von Neuzugang Yoshito Okubo beim 2:3 gegen Mainz 05, Siege gegen Greuther Fürth und St. Pauli sowie ein zweiter Platz beim „Derby-Cup“, einem Blitzturnier, das Gastgeber Magdeburg gewann.

DFB-POKAL: Vorm ersten Liga-Spiel gab es die ersten Pokalrunde – der VfL siegte mit 3:0 beim damaligen Drittligisten 1. FC Heidenheim. In der zweiten Runde schnürte Edin Dzeko beim 7:0 gegen Regionalliga- Aufsteiger FC Oberneuland einen Viererpack, das Achtelfinale wurde mit 5:1 gegen Hansa Rostock gewonnen, Grafite traf dreimal. Anfang März verlor der zu der Zeit als im eigenen Stadion unbesiegbar geltende VfL tatsächlich ein Heimspiel – mit 2:5 gegen Werder Bremen im Viertelfinale, der spätere Wolfsburger Diego machte ein überragendes Spiel. Der VfL konnte sich fortan auf die Meisterschaft konzentrieren, Werder wurde knapp drei Monate später durch einen 1:0-Sieg gegen Leverkusen DFB-Pokalsieger.

UEFA-CUP: Am letzten Spieltag der Vorsaison hatte sich der VfL noch für Europa qualifiziert und startete am 19. September in den UEFA-Cup, der in dieser Spielzeit letztmals so hieß. In der Qualifikations-K.o.-Runde gab‘s ein 1:0 und ein 1:1 gegen Rapid Bukarest, dann begann die merkwürdige Gruppenphase, in der es gegen vier verschiedene Gegner entweder ein Heim- oder ein Auswärtsspiel gab. Zum Auftakt fegte der VfL daheim den SC Heerenveen mit 5:1 weg, dann folgte die Nachtschicht beim SC Braga. Das Spiel begann um 22.30 Uhr deutscher Zeit, den 3:2-Siegtreffer für Wolfsburg erzielte Zvjezdan Misimovic um 0.26 Uhr – der späteste Pflichtspieltreffer der VfL-Geschichte. Nach dem 3:2-Heimsieg gegen den FC Portsmouth ging es zum prominentesten Gegner der Gruppenphase, dem AC Mailand, der Superstar Ronaldinho schonte, aber mit Clarence Seedorf, Andrea Pirlo, Filippo Inzaghi, Andriy Shevchenko und Co. immer noch überragend besetzt war. Das 2:2 nach Toren von Cristian Zaccardo und Mahir Saglik brachte dem VfL Platz eins in der Fünfergruppe, in der K.o.-Phase war dann gegen Paris St. Germain Endstation: Dem 0:2 im Pariser Parc du Prince (bei dem ein angeschlagener Diego Benaglio im VfL-Tor nicht gut aussah) folgte ein 1:3 in Wolfsburg.

DIE TRANSFERS: Mit einem ziemlich kleinen Kader ging Magath seine Aufgabe in Wolfsburg an. Folgerichtig musste er auf dem Transfermarkt ordentlich zuschlagen – auch wenn er dann mehr Spieler im Kader hatte, als er letztlich brauchte, und der eine oder andere Akteur dadurch unzufrieden wurde. Direkt mit Öffnung des Transferfensters 2008 wurde der Wechsel von Mahir Saglik eingetütet, der Angreifer kam vom Wuppertaler SV. Auch kam mit Cristian Zaccardo (US Palermo) der erste Italiener zum VfL. Ebenfalls dazu stießen Zvjezdan Misimovic (1. FC Nürnberg), Christian Gentner (VfB Stuttgart), Alexander Esswein (1. FC Kaiserslautern), Daniel Adlung (Greuther Fürth) und Bernd Korzynietz (Arminia Bielefeld). Eine Woche später holte Wolfsburg Kevin Wolze von den Bolton Wanderers zurück. Mitte Juli verpflichtete der VfL Weltmeister Andrea Barzagli (US Palermo) – und dieser Transfer sollte sich später als einer der besten herausstellen. Mit Caiuby (Guaratingueta) und Marwin Hitz (St. Gallen) als zu dem Zeitpunkt sechster (!) Torhüter war die Einkaufstour beendet. Aber es gab auch Abgänge: So wurde Cedrik Makiadi nach Duisburg verliehen, Marcelinho ging zu Flamengo Rio de Janeiro, Uwe Möhrle und Daniel Baier nach Augsburg, Sergiu Radu zum 1. FC Köln und Alexander Laas nach Bielefeld. Im Winter legte Wolfsburg noch mal nach und holte Yoshito Okubo (Vissel Kobe) und Rechtsverteidiger Peter Pekarik (MSK Zilina). Jonathan Santana wurde nach San Lorenzo verliehen, Korzynietz ging nach Duisburg. Anfang April löste dann Keeper Simon Jentzsch seinen Vertrag auf.

AUSSERDEM: Am 10. Juli 2008 wurde entschieden, dass erstmals in der Bundesliga-Geschichte des VfL nicht das VW-Logo das Trikot der Spieler zieren würde, sondern ein rotes Herz für die Aktion „Ein Herz für Kinder“. Mitte November feierte Marcel Schäfer sein Debüt für die A-Nationalmannschaft, beim 1:2 gegen England wurde der Linksverteidiger in der 77. Minute eingewechselt. Christian Gentner debütierte nach der Saison für die DFB-Elf in China. Anfang März weihte der VfL sein neues Trainingsgelände ein – das ließ sich auch Comedian Oliver Pocher nicht nehmen und schaute zwei Wochen später am berühmten „Hügel der Leiden“ vorbei. Am 28. Mai, fünf Tage nach der Meisterschaft, übernahm dann schließlich noch Francisco Javier Garcia Sanz den Posten als Aufsichtsrats-Vorsitzender der VfL-Wolfsburg-Fußball-GmbH.                                           
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