Der verhinderte Meister
Mahir Saglik hätte am 23. Mai 2009 in Wolfsburg die Meisterschale halten können. Stattdessen stieg er an diesem Tag aus der Bundesliga ab. Eine Geschichte, die Trauriger klingt, als sie ist.
Von Jürgen Braun
Am Ende hatte ihn irgendwie auch sein Klub vergessen. Vielleicht vergisst man Mahir Saglik einfach am ehesten, wenn man über die Meisterschaft des VfL Wolfsburg und den Meisterkader spricht. Denn am Abend des 23. Mai, als in der Volkswagen-Arena gejubelt wurde, da war Saglik nicht dabei. Rund 500 Kilometer südwestlich von Wolfsburg flossen Tränen. Bei vielen Fans und bei vielen von Sagliks Mitspielern. Während der VfL deutscher Meister geworden war, war der Karlsruher SC abgestiegen. Mit Saglik, der seit Jahresanfang 2009 zum KSC ausgeliehen war. „Trotzdem“, so sagt er heute, „habe ich mich an dem Tag auch mit Wolfsburg gefreut und bin stolz, ein Teil jener Mannschaft gewesen zu sein.“
Am Ende hatte ihn irgendwie auch sein Klub vergessen. Vielleicht vergisst man Mahir Saglik einfach am ehesten, wenn man über die Meisterschaft des VfL Wolfsburg und den Meisterkader spricht. Denn am Abend des 23. Mai, als in der Volkswagen-Arena gejubelt wurde, da war Saglik nicht dabei. Rund 500 Kilometer südwestlich von Wolfsburg flossen Tränen. Bei vielen Fans und bei vielen von Sagliks Mitspielern. Während der VfL deutscher Meister geworden war, war der Karlsruher SC abgestiegen. Mit Saglik, der seit Jahresanfang 2009 zum KSC ausgeliehen war. „Trotzdem“, so sagt er heute, „habe ich mich an dem Tag auch mit Wolfsburg gefreut und bin stolz, ein Teil jener Mannschaft gewesen zu sein.“
Und für diese Mannschaft hatte der gebürtige Paderborner in der Wolfsburger Meisterspielzeit obendrein das erste Stürmertor der Saison geschossen. Saglik. Nicht Ashkan Dejagah, der anfangs mal allein Spitze spielte, nicht Grafite, nicht Edin Dzeko. Und Saglik hatte dem VfL damit beim 2:2 in Bochum einen Punkt gerettet. Denn die Saison war für Wolfsburg holprig losgegangen, beim Start etwa waren weder Grafite (gesperrt) noch Edin Dzeko (verletzt) dabei gewesen. Aber sie wurden später immer stärker und immer wertvoller. „Die beiden hatten eine großartige Qualität, das war klar, dass ich da in der Hierarchie dahinter rangiere“, sagt Saglik.
Der Angreifer war zwar als Torschützenkönig gekommen, aber eben nur als einer aus der Regionalliga (damals die dritthöchste Klasse) vom Wuppertaler SV. Dennoch: Er hatte seine (ersten) Bundesliga-Einsätze und schoss immerhin vier Tore. Noch zwei im DFB-Pokal beim 3:0 in Heidenheim in Runde eins des Wettbewerbs. Und eines in einem Spiel, das bei ihm besonders haften geblieben ist. Saglik schoss nicht nur das letzte VfL-Tor des Jahres 2008. Es war zugleich der Ausgleich im UEFA-Cup-Spiel beim AC Mailand zum 2:2. „Damit sind wir Gruppensieger geworden“, erinnert sich Saglik. „In San Siro, gegen Milan, mit Spielern wie Pirlo, Inzaghi, Shevchenko – das war schon ein toller Abend, ein Highlight in meiner Karriere.“ Dann zeichnete sich ab, dass er in Wolfsburg nicht viel spielen würde. Coach Felix Magath ist Saglik „dankbar für die Chance bei ihm und die Chance, die er mir gegeben hat, mich in der Bundesliga zu zeigen. Er ist ein außergewöhnlicher Trainer.“
Wolfsburg schied in der K.o.-Phase mit Beginn des Jahres 2009 übrigens aus dem UEFA-Cup, der das letzte Mal so hieß, gleich aus – gegen Paris St. Germain, mit vielen Spielern, deren Namen im Vergleich zu denen von Milan oder denen des PSG von heute ganz kleine sind.
Doch da war Saglik schon ausgeliehen nach Karlsruhe. Wo er nicht glücklich war. Saglik: „Da habe ich ja fast weniger gespielt als in Wolfsburg, das hatte ich mir anders vorgestellt.“ In Wolfsburg allerdings setzte Magath- Nachfolger Armin Veh auch nicht auf ihn. Saglik wurde erneut ausgeliehen, ging zurück in die Heimat nach Paderborn. Zuletzt spielte der türkische U20-Nationalspieler für den KSV Hessen Kassel in der Oberliga, seiner achten Station nach dem Meistertitel des VfL.
Doch da war Saglik schon ausgeliehen nach Karlsruhe. Wo er nicht glücklich war. Saglik: „Da habe ich ja fast weniger gespielt als in Wolfsburg, das hatte ich mir anders vorgestellt.“ In Wolfsburg allerdings setzte Magath- Nachfolger Armin Veh auch nicht auf ihn. Saglik wurde erneut ausgeliehen, ging zurück in die Heimat nach Paderborn. Zuletzt spielte der türkische U20-Nationalspieler für den KSV Hessen Kassel in der Oberliga, seiner achten Station nach dem Meistertitel des VfL.
Saglik war ein Wanderer, hatte auch vor seiner Zeit beim VfL viele Klubs. „Manchmal läuft das so, es hat sich einfach so ergeben.“ Mal passte es nicht, man trennte sich wieder, mal kamen nach starken Saisons starke Angebote – wie vom VfL. Vom Fußball konnte er nicht lassen, nach zwei Spielzeiten in der Türkei heuerte er in Kassel an. Der Oberligist wollte ihn. Und dem Stürmer, inzwischen 36, passte das, „denn der Co-Trainer ist mein bester Kumpel, war mein Trauzeuge. Und ich fühle mich noch fit, also kann ich ja noch spielen. Denn wenn ich aufhöre, dann ist die Zeit als Fußballer unwiederbringlich vorbei.“ Einen Meistertitel hatte er vor Wolfsburg nie gewonnen, danach auch nicht mehr. Aber: „Ich war Torschützenkönig der dritten Liga, Torschützenkönig der 2. Bundesliga mit Paderborn, mit Paderborn bin ich 2015 in die Bundesliga aufgestiegen. Das ist auch was.“ Und: „Fußball ist ein Mannschaftssport, ich habe in Wolfsburgs Meistersaison auch etwas zum Titel beigetragen und fühle mich auch als Teil der Mannschaft.“
Doch man vergisst ihn leicht, weil er halt nicht da war, als gejubelt und gefeiert wurde. Dass auch der Verein ihn vergaß, das hat den verhinderten Meister dann doch ein wenig traurig gemacht. „Es kam nichts, keine Medaille, keine Anerkennung, das fand ich schon sehr schade.“
Doch man vergisst ihn leicht, weil er halt nicht da war, als gejubelt und gefeiert wurde. Dass auch der Verein ihn vergaß, das hat den verhinderten Meister dann doch ein wenig traurig gemacht. „Es kam nichts, keine Medaille, keine Anerkennung, das fand ich schon sehr schade.“