Nationaler Meistertitel? Lediglich Andrea Barzagli und Edin Dzeko waren solche Triumphe auch nach 2009 vergönnt
In der Meistermannschaft des VfL Wolfsburg 2009 gab es Spieler auf dem Zenit ihrer Laufbahn. Und es gab Spieler, die erst am Anfang standen. In beiden Kategorien gab es je einen, der nach 2009 nationale Meistertitel errang: Andrea Barzagli, der als Weltmeister nach Wolfsburg gekommen war. Und Edin Dzeko, dessen Stern in Wolfsburg aufgegangen war. Es ist im Grunde erstaunlich, dass es nur diese beiden schafften. Und doch ist es auch eine Art Beleg dafür, dass Barzagli und Dzeko ungemein wichtige Spieler waren.
Dass sie noch mal Meister wurden, haben beide gemeinsam. Ansonsten unterscheiden sich ihre Karrieren ziemlich stark – was schon damit anfängt, dass Barzagli im Gegensatz zu Dzeko kein gutes Geschäft für den VfL gewesen ist. 12 Millionen Euro hatte Wolfsburg für ihn 2008 an Palermo überwiesen. Ende Januar 2011 ging Barzagli zurück in sein Heimatland. Für rund 300.000 Euro Ablöse ein halbes Jahr vor Auslaufen seines teuren Vertrages in Wolfsburg.
In Italien hatte er sofort wieder einen festen Platz bei Juve, einen Stammplatz, den er in Wolfsburg verloren hatte, weil er als zu langsam galt. Barzagli bestritt fast alle verbliebenen Saisonspiele der Serie A über die volle Distanz. Die Saison beendete Juve als Siebter und verpasste den europäischen Wettbewerb. Zur Saison 2011/12 übernahm Antonio Conte das Amt des Cheftrainers bei Juventus Turin und Barzagli etablierte sich endgültig als Stammspieler in der Abwehr der Bianconeri. In 38 Punktspielen gab es für die Turiner lediglich 20 Gegentore und am Ende der Saison stand der Gewinn der italienischen Meisterschaft. Dabei erzielte Barzagli am letzten Spieltag am 13. Mai 2012 beim 3:1-Sieg gegen Atalanta Bergamo sein erstes Tor für Juve. Auch in den folgenden zwei Jahren gewann er mit Juventus Turin, wo er mit Leonardo Bonucci und Giorgio Chiellini die sogenannte BBC-Reihe bildete, die italienische Meisterscha . Am 8. November 2015 lief Barzagli zum 300. Mal in der Serie A auf. Am 26. November 2017 absolvierte er beim 2:0-Sieg gegen den FC Bologna sein 200. Spiel in der Serie A für Juventus Turin. Zum Ende der Saison 2017/18 stand der vierte Doublegewinn nacheinander. International spielte Barzagli auch o, blieb aber glücklos mit dem Klub: In der Champions League war 2012/13 der FC Bayern München Endstation und in der Folgesaison scheiterte der Verein bereits in der Gruppenphase. 2015 gab es im CL-Finale eine Niederlage gegen Barcelona, 2017 eine Finalniederlage gegen Real Madrid.
Was bleibt: Seit seinem Abschied aus Wolfsburg gewann Bazagli, der 2017 nach Italiens verpasster WM-Qualifikation aus der Nationalmannscha zurückgetreten war, acht (!) Meistertitel nacheinander mit Juventus, bildete dabei zeitweise zusammen mit dem drei Jahre jüngeren Giorgio Chiellini eine Ü-30-Innenverteidigung von internationaler Spitzenklasse. Im April 2019, wenige Wochen vor seinem 38. Geburtstag, kündigte Barzagli sein Karriereende nach der Saison an. „Ich habe lange und intensiv über meine Zukunft nachgedacht. Es ist schwer für einen Fußballspieler, darüber nachzudenken, was als Nächstes kommt, aber Verletzungen machen es notwendig“, erklärte der Abwehrspieler, der in der Spielzeit 2018/19 auch aufgrund von Verletzungen nur noch wenig zum Einsatz gekommen war.
In der italienischen Serie A traf Barzagli 2015 auch Edin Dzeko wieder – der allerdings hatte vorher einen vor allem für den VfL lukrativen Umweg genommen. Denn in Wolfsburg stand er am Beginn seiner Karriere, mit Paukenschlägen ließ er sie beginnen. Titel im Alter von 23 Jahren, mit einem Klub, den international da niemand auf dem Zettel hatte und gleich Zweiter der Torschützenliste, ein Jahr später Torschützenkönig. Sein bis 2013 datierter Vertrag war in der Winterpause 2010/11 Geschichte, Manchester City holte ihn – für rund 35 Millionen Euro. Für nur etwa 4 Millionen Euro hatte Wolfsburg den Bosnier aus Teplice (Tschechien) geholt. Diese Investition hatte sich sportlich und finanziell ausgezahlt. Anders als Barzagli holte Dzeko nur noch einmal einen Titel. 2012 – aber wie! Dzeko hatte in der Saison 2011/12 schon als erster City-Spieler überhaupt einen Viererpack geschnürt (gegen Tottenham) und war bald darauf im Old Traord, der Heimat von Manchester United, mit zwei Toren am 6:1 gegen den Lokalrivalen beteiligt gewesen. Dann kam der 13. Mai 2012. Manchester brauchte nur einen läppischen Sieg gegen die Queens Park Rangers für den Titel. Und lag nach 90 Minuten 1:2 hinten. Dann glich Dzeko in der zweiten Minute der Nachspielzeit aus. Das Stadion raste. Zwei Minuten später markierte Sergio Agüero das 3:2, und die Citizens hatten den Titel.
2014 wurde er an der Seite von Top-Spielern wie Yaya Touré, Sergio Agüero und David Silva noch mal englischer Meister. 2015, nach 130 Ligaspielen für City, ging Dzeko zum AS Rom, zunächst auf Leihbasis, dann als Transfer. Titel gab es dort keine für ihn, aber eine Rekordmarke: Er wurde der erste Fußballer überhaupt, der in drei europäischen Top-Ligen 50 oder mehr Tore erzielte. Für den VfL waren es 66 gewesen, damit ist er immer noch Rekordschütze der Wolfsburger Erstliga-Geschichte und wird es voraussichtlich auch noch eine ganze Weile bleiben. In Manchester waren es genau 50, in Rom erreichte er diese Marke Anfang 2018.
In der Serie A stand das letzte mögliche Aufeinandertreffen zwischen Barzagli und Dzeko beim Druck dieses Hees noch bevor. Die Erfahrung zeigt, dass der Abwehrmann die besseren Karten hat. In den drei Partien, in denen Dzeko direkt auf Barzagli traf, gelang dem Stürmer nie in Tor. rau