10 Jahre 10 Erinnerungen
2019 ist für den VfL ein Jubiläumsjahr: Vor zehn Jahren wurde Wolfsburg sensationell Deutscher Meister. Marcel Schäfer, damals Linksverteidiger und heute Sportdirektor, erinnert sich an zehn Bausteine auf dem Weg zum Titel. Aufgezeichnet von Andreas Pahlmann
1 Nach einem 1:2 bei Werder Bremen beendet der VfL die Hinrunde als Neunter.
„Im Wintertrainingslager in Jerez de la Frontera setzte sich Felix Magath wie so oft mit dem Mannschaftsrat in einer Ecke des Hotel-Foyers zusammen. Er fragte uns: Was wollt ihr in dieser Saison erreichen? Als wir etwas zaghaft wurden und vom Blick Richtung Europa sprachen, wurde er deutlich: Er sei nicht nach Wolfsburg gekommen, um mit dem zufrieden zu sein, was da ist – sondern um Champions League zu spielen und Titel zu gewinnen! Er möchte Meister werden! Es war das erste Mal, dass er von der Meisterschaft sprach. Und wir haben uns angeschaut und fanden das ehrlich gesagt ziemlich ambitioniert, denn wir waren ja nur Neunter und alles sah nach einem Zweikampf zwischen Bayern und Hoffenheim aus. Aber dann gewannen wir in der Rückrunde Spiel um Spiel – und Magath hat uns grinsend regelmäßig an seine Worte aus dem Winter erinnert. Irgendwann haben wir dann geglaubt: Wir können es echt schaffen.“
„Im Wintertrainingslager in Jerez de la Frontera setzte sich Felix Magath wie so oft mit dem Mannschaftsrat in einer Ecke des Hotel-Foyers zusammen. Er fragte uns: Was wollt ihr in dieser Saison erreichen? Als wir etwas zaghaft wurden und vom Blick Richtung Europa sprachen, wurde er deutlich: Er sei nicht nach Wolfsburg gekommen, um mit dem zufrieden zu sein, was da ist – sondern um Champions League zu spielen und Titel zu gewinnen! Er möchte Meister werden! Es war das erste Mal, dass er von der Meisterschaft sprach. Und wir haben uns angeschaut und fanden das ehrlich gesagt ziemlich ambitioniert, denn wir waren ja nur Neunter und alles sah nach einem Zweikampf zwischen Bayern und Hoffenheim aus. Aber dann gewannen wir in der Rückrunde Spiel um Spiel – und Magath hat uns grinsend regelmäßig an seine Worte aus dem Winter erinnert. Irgendwann haben wir dann geglaubt: Wir können es echt schaffen.“
2 Trainingspläne gibt es in der Meistersaison nicht. Für die Spieler ist das ungewohnt.
„Für das Familienleben ist so etwas denkbar ungünstig. Wenn wir um 12 Uhr mit dem Vormittagstraining durch waren, haben wir erfahren, ob nachmittags auch noch mal trainiert wird. Und nach dem Nachmittagstraining hieß es dann manchmal, dass auch am Abend noch ein Termin ansteht. Felix Magath war der Meinung, dass wir zu jeder Zeit den Fokus auf Fußball zu richten haben. Die Familien waren natürlich nicht immer begeistert. Andererseits: Wenn einer in der Mannschaft wirklich ein Problem hatte, war Magath der Typ, der alles für dich getan und alles möglich gemacht hat. So war er eben auch.“
„Für das Familienleben ist so etwas denkbar ungünstig. Wenn wir um 12 Uhr mit dem Vormittagstraining durch waren, haben wir erfahren, ob nachmittags auch noch mal trainiert wird. Und nach dem Nachmittagstraining hieß es dann manchmal, dass auch am Abend noch ein Termin ansteht. Felix Magath war der Meinung, dass wir zu jeder Zeit den Fokus auf Fußball zu richten haben. Die Familien waren natürlich nicht immer begeistert. Andererseits: Wenn einer in der Mannschaft wirklich ein Problem hatte, war Magath der Typ, der alles für dich getan und alles möglich gemacht hat. So war er eben auch.“
3 Der brasilianische Mittelfeldabräumer Josué wurde vor der Meistersaison VfL-Kapitän.
„Der Kapitän wurde vom Trainer bestimmt. Josué war keiner, der große Reden geschwungen hat, aber wenn er was zu sagen hatte – Diego Benaglio hat das dann meistens übersetzt – dann tat er es in seiner ruhigen Art. Geführt hat er uns vor allem durch seine Leistung auf dem Platz, er war enorm spielintelligent, zweikampf- und laufstark, hat genau die Löcher gestopft, die junge Spieler wie Gentner, Riether oder ich manchmal gelassen haben. Magath sagte mal: ,Josué, wenn du in der Offensivbewegung zu oft den Ball hast, dann ist unser Offensivspiel schlecht.‘ Heute höre ich oft, wenn eine Mannschaft keinen Erfolg hat: Da fehlt die Hierarchie. Ganz ehrlich: Wir hatten damals auch keinen Lautsprecher auf dem Platz, wir haben es als Mannschaft gelöst. Es gab einen Kern von deutschsprachigen Spielern, die sich um vieles gekümmert haben – das hat gereicht.“
„Der Kapitän wurde vom Trainer bestimmt. Josué war keiner, der große Reden geschwungen hat, aber wenn er was zu sagen hatte – Diego Benaglio hat das dann meistens übersetzt – dann tat er es in seiner ruhigen Art. Geführt hat er uns vor allem durch seine Leistung auf dem Platz, er war enorm spielintelligent, zweikampf- und laufstark, hat genau die Löcher gestopft, die junge Spieler wie Gentner, Riether oder ich manchmal gelassen haben. Magath sagte mal: ,Josué, wenn du in der Offensivbewegung zu oft den Ball hast, dann ist unser Offensivspiel schlecht.‘ Heute höre ich oft, wenn eine Mannschaft keinen Erfolg hat: Da fehlt die Hierarchie. Ganz ehrlich: Wir hatten damals auch keinen Lautsprecher auf dem Platz, wir haben es als Mannschaft gelöst. Es gab einen Kern von deutschsprachigen Spielern, die sich um vieles gekümmert haben – das hat gereicht.“
4 Christian Gentner und Marcel Seite der Meistermannschaft. Beide sind bis heute enge Freunde.
„Wir hatten einen Zusammenhalt in der Mannschaft , den ich so nie wieder erlebt habe. Bis heute habe ich mit sehr vielen Spielern noch Kontakt, auch mit Andrea Barzagli beispielsweise schreibe ich noch regelmäßig, Makoto Hasebe ist immer noch ein Freund, Christan Gentner und Diego Benaglio sind neben Daniel Baier meine besten Freunde. Und wir sind ja nicht die einzigen, Edin Dzeko und Zvjezdan Misimovic sind und waren dicke Kumpel. Christian und ich haben am Anfang unserer VfL-Zeit beide im Hotel gewohnt, haben quasi jeden Abend gemeinsam gegessen, so ist das entstanden. Wenn du dann auf einer Seite zusammenspielst wie wir auf links und dann auch auf dem Feld füreinander durchs Feuer gehst und blindes Verständnis hast, dann merken auch die Gegner irgendwann: An denen ist kein Vorbeikommen.“
„Wir hatten einen Zusammenhalt in der Mannschaft , den ich so nie wieder erlebt habe. Bis heute habe ich mit sehr vielen Spielern noch Kontakt, auch mit Andrea Barzagli beispielsweise schreibe ich noch regelmäßig, Makoto Hasebe ist immer noch ein Freund, Christan Gentner und Diego Benaglio sind neben Daniel Baier meine besten Freunde. Und wir sind ja nicht die einzigen, Edin Dzeko und Zvjezdan Misimovic sind und waren dicke Kumpel. Christian und ich haben am Anfang unserer VfL-Zeit beide im Hotel gewohnt, haben quasi jeden Abend gemeinsam gegessen, so ist das entstanden. Wenn du dann auf einer Seite zusammenspielst wie wir auf links und dann auch auf dem Feld füreinander durchs Feuer gehst und blindes Verständnis hast, dann merken auch die Gegner irgendwann: An denen ist kein Vorbeikommen.“
5 Mit zusammen 54 Toren werden Edin Dzeko und Grafite in der VfL-Meistersaison das beste Sturm-Duo der Bundesliga-Geschichte.
„Wenn zwei Mittelstürmer, die ja beide egoistisch sein müssen, zusammenspielen, denkt man vielleicht, dass das ein Problem geben könnte. Aber diese beiden haben sich unglaublich gut ergänzt. Graffa war ein sehr wuchtiger Stürmer, er war der Typ, der viel aus dem Bauch heraus gemacht hat. Und Edin hatte einfach keine Schwächen, war ein außergewöhnlich kompletter Spieler. Als er in der Saison davor kam, hatte er am Anfang Probleme, sich einzugewöhnen, aber schon in der Rückrunde 2008 hat er durch harte Arbeit einen Riesenschritt gemacht. Unter Magath hat sich eigentlich jeder Spieler enorm weiterentwickelt, er vielleicht am meisten. Und auch, wenn Graffas Sololauf mit dem Hackentor gegen die Bayern allen zu Recht in Erinnerung bleiben wird: Der Moment, in dem auch ich als Mitspieler den Mund nicht mehr zubekam, war Edins Tor am vorletzten Spieltag 2009 in Hannover. Ballannahme mit der Brust, Dropkick mit Wucht in den Winkel, anschließend Jubel mit der ganzen Bank. Eines der schönsten Tore, das ich je gesehen habe – und ein Tor, das beispielhaft für unser Selbstbewusstsein am Ende der Saison war.“
„Wenn zwei Mittelstürmer, die ja beide egoistisch sein müssen, zusammenspielen, denkt man vielleicht, dass das ein Problem geben könnte. Aber diese beiden haben sich unglaublich gut ergänzt. Graffa war ein sehr wuchtiger Stürmer, er war der Typ, der viel aus dem Bauch heraus gemacht hat. Und Edin hatte einfach keine Schwächen, war ein außergewöhnlich kompletter Spieler. Als er in der Saison davor kam, hatte er am Anfang Probleme, sich einzugewöhnen, aber schon in der Rückrunde 2008 hat er durch harte Arbeit einen Riesenschritt gemacht. Unter Magath hat sich eigentlich jeder Spieler enorm weiterentwickelt, er vielleicht am meisten. Und auch, wenn Graffas Sololauf mit dem Hackentor gegen die Bayern allen zu Recht in Erinnerung bleiben wird: Der Moment, in dem auch ich als Mitspieler den Mund nicht mehr zubekam, war Edins Tor am vorletzten Spieltag 2009 in Hannover. Ballannahme mit der Brust, Dropkick mit Wucht in den Winkel, anschließend Jubel mit der ganzen Bank. Eines der schönsten Tore, das ich je gesehen habe – und ein Tor, das beispielhaft für unser Selbstbewusstsein am Ende der Saison war.“
6 Im Februar/März 2009 scheidet der VfL innerhalb von sechs Tagen aus dem UEFA-Cup (1:3 im Rückspiel gegen Paris St. Germain) und dem DFB-Pokal (2:5 gegen Bremen) aus.
„In Paris sind wir mit der gesamten Mannschaft nach dem Ausscheiden nachts losgezogen. Wenn alle zusammen nicht nur im Erfolgsfall miteinander einen trinken gehen, dann macht das für mich auch eine Mannschaft aus. Aber solche Mannschaftsabende gibt es leider nicht mehr. Denn heute wären schon die ersten Fotos von uns irgendwo online zu sehen, noch ehe wir das erste Bier bestellt hätten. Damals ging das noch – es war die Zeit vor Social Media. Nach der Ankunft in Wolfsburg haben wir übrigens Diagonalläufe über den ganzen Platz machen müssen, 96 Stück, ich werde die Zahl nie vergessen. Diese Art von Training war nicht ungewöhnlich, wenn wir verloren hatten. Selbst bei Siegen war es manchmal ähnlich – nach dem 5:1 gegen Bayern ging‘s am nächsten Morgen für mehr als eineinhalb Stunden durchs Hasselbachtal. Für uns war das Normalität, wir haben darüber nicht groß nachgedacht, sondern haben das einfach gemacht. Im Pokal gegen Bremen mit Özil, Diego und Co. waren wir dann einfach ein bisschen naiv, deswegen wurde es so deutlich. Aber für das Ziel Meisterschaft war es gut, dass wir nur noch einen Wettbewerb hatten.“
„In Paris sind wir mit der gesamten Mannschaft nach dem Ausscheiden nachts losgezogen. Wenn alle zusammen nicht nur im Erfolgsfall miteinander einen trinken gehen, dann macht das für mich auch eine Mannschaft aus. Aber solche Mannschaftsabende gibt es leider nicht mehr. Denn heute wären schon die ersten Fotos von uns irgendwo online zu sehen, noch ehe wir das erste Bier bestellt hätten. Damals ging das noch – es war die Zeit vor Social Media. Nach der Ankunft in Wolfsburg haben wir übrigens Diagonalläufe über den ganzen Platz machen müssen, 96 Stück, ich werde die Zahl nie vergessen. Diese Art von Training war nicht ungewöhnlich, wenn wir verloren hatten. Selbst bei Siegen war es manchmal ähnlich – nach dem 5:1 gegen Bayern ging‘s am nächsten Morgen für mehr als eineinhalb Stunden durchs Hasselbachtal. Für uns war das Normalität, wir haben darüber nicht groß nachgedacht, sondern haben das einfach gemacht. Im Pokal gegen Bremen mit Özil, Diego und Co. waren wir dann einfach ein bisschen naiv, deswegen wurde es so deutlich. Aber für das Ziel Meisterschaft war es gut, dass wir nur noch einen Wettbewerb hatten.“
7 Vom 19. Spieltag (2:0 gegen Bochum) bis zum 28. Spieltag (2:1 gegen Leverkusen) stellt der VfL eine Rekordserie von zehn Liga-Siegen in Folge auf.
„Als ich zum VfL kam, habe ich schnell auch die Medizinbälle kennengelernt. Für mich kein Problem, denn ich hatte bei 1860 mit Rainer Maurer auch schon einen Trainer, der viel Wert auf Fitness legte. Und gelaufen bin ich sowieso immer gern. Während unserer Siegesserie 2009 haben wir dann wegen genau dieser Fitness Spiel um Spiel gewonnen. Wenn es am Ende mal eng wurde, mussten wir nie lange Bälle schlagen, sondern konnten konsequent unser Spiel durchziehen und dabei das Tempo hochhalten. Während dieser Serie tat sich dann die Chance auf, die Champions League zu erreichen, aber Magath sagte uns: ,Ich will nicht in die Champions League, ich will Meister werden!‘ Das hat keinen Druck aufgebaut, sondern Selbstbewusstsein. Und so sind wir irgendwann rein in die Spiele – und wir wussten alle, dass wir in den letzten zehn Minuten mehr rennen können als unser Gegenspieler. Als die Serie dann mit einem 0:2 in Cottbus riss, waren wir schon Erster. Und ich glaube, das war der Moment, nach dem ich intern das erste Mal von der Meisterschaft sprach. Nach dem Motto: Das können wir uns jetzt unmöglich noch nehmen lassen.“
„Als ich zum VfL kam, habe ich schnell auch die Medizinbälle kennengelernt. Für mich kein Problem, denn ich hatte bei 1860 mit Rainer Maurer auch schon einen Trainer, der viel Wert auf Fitness legte. Und gelaufen bin ich sowieso immer gern. Während unserer Siegesserie 2009 haben wir dann wegen genau dieser Fitness Spiel um Spiel gewonnen. Wenn es am Ende mal eng wurde, mussten wir nie lange Bälle schlagen, sondern konnten konsequent unser Spiel durchziehen und dabei das Tempo hochhalten. Während dieser Serie tat sich dann die Chance auf, die Champions League zu erreichen, aber Magath sagte uns: ,Ich will nicht in die Champions League, ich will Meister werden!‘ Das hat keinen Druck aufgebaut, sondern Selbstbewusstsein. Und so sind wir irgendwann rein in die Spiele – und wir wussten alle, dass wir in den letzten zehn Minuten mehr rennen können als unser Gegenspieler. Als die Serie dann mit einem 0:2 in Cottbus riss, waren wir schon Erster. Und ich glaube, das war der Moment, nach dem ich intern das erste Mal von der Meisterschaft sprach. Nach dem Motto: Das können wir uns jetzt unmöglich noch nehmen lassen.“
8 Zwischen den Spielen in Cottbus und gegen Hoffenheim enthüllt die WAZ, dass der Magath-Vertrag schon am Saisonende ausläuft (und nicht wie angenommen bis 2010 läuft) – der Sommer-Wechsel des Trainers zu Schalke 04 ist damit perfekt.
„An den Ablauf kann ich mich nicht mehr ganz genau erinnern – was eindeutig dafür spricht, dass uns das damals gar nicht so sehr beschäftigt hat. In dieser Phase, fünf Spieltage vor Schluss, waren alle schon auf das Ziel Meisterschaft fokussiert – was wir mit dem 4:0 gegen Hoffenheim dann auch gezeigt haben. An dem Tag hat Magath ja dann auch erstmals gesagt, dass er Meister werden will. Kurz vor der offiziellen Verkündung seines Abschieds sprach er dann mit der Mannschaft und sagte uns: ,Lasst dieses Thema nicht in eure Gedanken einfließen – denn das hier ist für viele von euch vielleicht eure einzige Chance, einmal deutscher Meister zu werden.‘ Heute wissen wir: Er hatte Recht.“
„An den Ablauf kann ich mich nicht mehr ganz genau erinnern – was eindeutig dafür spricht, dass uns das damals gar nicht so sehr beschäftigt hat. In dieser Phase, fünf Spieltage vor Schluss, waren alle schon auf das Ziel Meisterschaft fokussiert – was wir mit dem 4:0 gegen Hoffenheim dann auch gezeigt haben. An dem Tag hat Magath ja dann auch erstmals gesagt, dass er Meister werden will. Kurz vor der offiziellen Verkündung seines Abschieds sprach er dann mit der Mannschaft und sagte uns: ,Lasst dieses Thema nicht in eure Gedanken einfließen – denn das hier ist für viele von euch vielleicht eure einzige Chance, einmal deutscher Meister zu werden.‘ Heute wissen wir: Er hatte Recht.“
9 Am 31. Spieltag kassiert der VfL in Stuttgart seine letzte Saisonniederlage.
„Vier Tore von Mario Gomez, das erste davon fiel über meine Seite. Drei Tage später stand schon das nächste Spiel an, daheim gegen Dortmund. Wie üblich waren wir im Haus Rhode, und nach der Mannschaftssitzung dort sagte Felix Magath zu uns: ,So, wenn ihr euch was zu sagen habt, gehe ich jetzt raus, dann könnt ihr euch alles an die Köpfe knallen.‘ Das haben wir nicht gemacht, das war aber auch gar nicht nötig. Es fiel uns leicht, uns auf die letzten Spiele einzuschwören. Wir wussten, dass wir etwas Einmaliges schaffen können – für den VfL, für die Stadt, auch für uns.“
„Vier Tore von Mario Gomez, das erste davon fiel über meine Seite. Drei Tage später stand schon das nächste Spiel an, daheim gegen Dortmund. Wie üblich waren wir im Haus Rhode, und nach der Mannschaftssitzung dort sagte Felix Magath zu uns: ,So, wenn ihr euch was zu sagen habt, gehe ich jetzt raus, dann könnt ihr euch alles an die Köpfe knallen.‘ Das haben wir nicht gemacht, das war aber auch gar nicht nötig. Es fiel uns leicht, uns auf die letzten Spiele einzuschwören. Wir wussten, dass wir etwas Einmaliges schaffen können – für den VfL, für die Stadt, auch für uns.“
10 Am letzten Spieltag macht der VfL nicht nur durch ein 5:1 gegen Bremen die Meisterschaft perfekt, sondern krönt auch seine unfassbare Heimbilanz in dieser Saison: 17 Spiele und 16 Siege bei nur einem Unentschieden am dritten Spieltag.
„Ich bin mir ganz sicher: Die Leute sind damals nicht ins Stadion gegangen, weil sie gespannt waren, wie das Spiel ausgeht. Sie kamen, um zu sehen, wie wir denn diesmal wohl den Sieg einfahren werden. Man hat dieses Selbstbewusstsein in der ganzen Stadt gespürt, das hat uns getragen, es gab keine Zweifel. Wir haben die Dinger einfach gewonnen, manchmal wussten wir selbst nicht wie. Beim Heimspiel gegen Hertha etwa stützt sich Edin Dzeko nach meiner Flanke auf, als er das späte Siegtor köpft. Heutzutage würde der Treffer aufgrund des Videobeweises niemals zählen – aber in der Phase lief einfach alles für uns. Und ein bisschen abergläubig waren wir auch. Wir haben – und das ist wahrscheinlich bis heute niemandem aufgefallen! – alle Rückrunden-Heimspiele mit dem gelben Ball ausgetragen, der eigentlich nur für Spiele bei Schneefall gedacht war. Ich glaube, es war Felix Magath selbst, der da am Anfang drauf geachtet hat. Und irgendwann war das der Glücksbringer, auf den auch wir Spieler alle Wert gelegt haben. Und mit dem wir deutscher Meister wurden.“
„Ich bin mir ganz sicher: Die Leute sind damals nicht ins Stadion gegangen, weil sie gespannt waren, wie das Spiel ausgeht. Sie kamen, um zu sehen, wie wir denn diesmal wohl den Sieg einfahren werden. Man hat dieses Selbstbewusstsein in der ganzen Stadt gespürt, das hat uns getragen, es gab keine Zweifel. Wir haben die Dinger einfach gewonnen, manchmal wussten wir selbst nicht wie. Beim Heimspiel gegen Hertha etwa stützt sich Edin Dzeko nach meiner Flanke auf, als er das späte Siegtor köpft. Heutzutage würde der Treffer aufgrund des Videobeweises niemals zählen – aber in der Phase lief einfach alles für uns. Und ein bisschen abergläubig waren wir auch. Wir haben – und das ist wahrscheinlich bis heute niemandem aufgefallen! – alle Rückrunden-Heimspiele mit dem gelben Ball ausgetragen, der eigentlich nur für Spiele bei Schneefall gedacht war. Ich glaube, es war Felix Magath selbst, der da am Anfang drauf geachtet hat. Und irgendwann war das der Glücksbringer, auf den auch wir Spieler alle Wert gelegt haben. Und mit dem wir deutscher Meister wurden.“
Kann der VfL Wolfsburg noch mal Meister werden?
Für die VfL-Meisterschaft 2009 waren der Zusammenhalt der Mannschaft und die Fitness ganz wichtige Faktoren – was davon kann der heutigen Wolfsburger Mannschaft als Vorbild dienen?
Schäfer: Das mit dem Zusammenhalt ist damals anders gewesen, weil es einfach eine andere Zeit war – auch wenn es erst zehn Jahre her ist. Man kommuniziert heute anders, geht anders miteinander um als die Generation, die wie ich noch ohne Smartphone groß geworden ist. Ich will das gar nicht werten, das ist alles okay, jede Zeit ist auf ihre Art interessant. Die größere Parallele sehe ich bei der Fitness, auf die auch Bruno Labbadia riesigen Wert legt. Und man sieht, dass wir auch in dieser Saison viele Spiele kurz vor Schluss entschieden haben, besonders das Hinrunden-Finale in Augsburg war da beeindruckend. Und das kommt nicht von ungefähr.
Vierer-Mittelfeld mit Raute, davor zwei Stürmer – warum ist die Wolfsburger Meistertaktik von 2009 heute wieder so populär?
Das liegt an den Spielern, die du hast. Wir haben in Wolfsburg mit William und Jerome Roussillon Außenverteidiger, die oft in Flankenpositionen kommen, die nicht nur das nötige Tempo, sondern auch die Gier haben, offensiv am Spiel teilzunehmen. Und dann ergibt die Raute Sinn – vor allem, wenn du wie wir auch noch zwei gute Stürmer vorne drin hast.
Nach dem VfL gab es keinen anderen deutschen Meister mehr als Bayern München und Borussia Dortmund. Wird sich das noch einmal ändern?
Ja, es wird immer mal eine Mannschaft geben, die völlig überraschend für Furore sorgt – so wie wir das gemacht haben, so wie das vor uns Kaiserslautern gemacht hat oder 2016 Leicester City in England.
Kann der VfL Wolfsburg irgendwann noch einmal deutscher Meister werden?
Ich würde das nicht ausschließen. Ich würde das aber niemals als Ziel nennen.
Schäfer: Das mit dem Zusammenhalt ist damals anders gewesen, weil es einfach eine andere Zeit war – auch wenn es erst zehn Jahre her ist. Man kommuniziert heute anders, geht anders miteinander um als die Generation, die wie ich noch ohne Smartphone groß geworden ist. Ich will das gar nicht werten, das ist alles okay, jede Zeit ist auf ihre Art interessant. Die größere Parallele sehe ich bei der Fitness, auf die auch Bruno Labbadia riesigen Wert legt. Und man sieht, dass wir auch in dieser Saison viele Spiele kurz vor Schluss entschieden haben, besonders das Hinrunden-Finale in Augsburg war da beeindruckend. Und das kommt nicht von ungefähr.
Vierer-Mittelfeld mit Raute, davor zwei Stürmer – warum ist die Wolfsburger Meistertaktik von 2009 heute wieder so populär?
Das liegt an den Spielern, die du hast. Wir haben in Wolfsburg mit William und Jerome Roussillon Außenverteidiger, die oft in Flankenpositionen kommen, die nicht nur das nötige Tempo, sondern auch die Gier haben, offensiv am Spiel teilzunehmen. Und dann ergibt die Raute Sinn – vor allem, wenn du wie wir auch noch zwei gute Stürmer vorne drin hast.
Nach dem VfL gab es keinen anderen deutschen Meister mehr als Bayern München und Borussia Dortmund. Wird sich das noch einmal ändern?
Ja, es wird immer mal eine Mannschaft geben, die völlig überraschend für Furore sorgt – so wie wir das gemacht haben, so wie das vor uns Kaiserslautern gemacht hat oder 2016 Leicester City in England.
Kann der VfL Wolfsburg irgendwann noch einmal deutscher Meister werden?
Ich würde das nicht ausschließen. Ich würde das aber niemals als Ziel nennen.