Spanien bei der Fußball WM-2018: Hungrig auf den Pokal

Die spanische Nationalmannschaft hat einen Umbruch hinter sich und ist unter Trainer Julen Lopetegui so spielstark wie zu ihren besten Zeiten.
Verschlingt er gleich den Ball? Bayerns Thiago im WM-Testspiel gegen die Schweiz (1:1).
Verschlingt er gleich den Ball? Bayerns Thiago im WM-Testspiel gegen die Schweiz (1:1).
Es ist noch gar nicht so lange her, da wurden schon die großen Abgesänge auf das spanische Team gesungen. Nachdem die Iberer 2008 und 2012 Europameister, sowie 2010 Weltmeister waren, war beim WM-Turnier 2014 schon nach der Vorrunde Schluss. Und auch 2016 bei der EM ging es früh in den Urlaub – nach dem Achtelfinale. Die einstige Supermacht schien am Boden, das einst vom Gegner undurchschaubare Kombinationsspiel war zur Schablone erstarrt.

Doch plötzlich gilt Spanien wieder als ernsthafter Favorit auf den WM-Titel. Wieso?


Zunächst mal hat Trainer Julen Lopetegui den nach der WM 2014 von seinem Vorgänger Vicente del Bosque eingeleiteten Umbruch knallhart durchgezogen. Nicht mehr Iker Casillas, Xavi, Fernando Torres oder David Villa stehen im Fokus. Übrig geblieben von der großen Generation sind nur wenige. Andres Iniesta etwa. Oder der ewige Sergio Ramos. Marco Asensio, Iago Aspas und Isco heißen die neuen Hoffnungsträger.

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Bemerkenswert ist die Wucht, mit der Spanien angreift. Passsicher war das Team immer. Auch das Heil in der Offensive hat die „Furia Roja“ (rote Furie) schon immer gesucht. Nun attackiert Spanien noch mehr. Profis wie Iniesta, Koke und Thia go vom FC Bayern ordnen das Mittelfeld und verteilen die Bälle mit größter Präzision. Davor zaubern die dribbelstarken Außen wie Asensio und Isco. Tiki-Taka 2018: Das Kombinationsspiel ist fein anzuschauen – wie beim Spiel gegen die deutsche Nationalmannschaft im März (1:1). DFB-Verteidiger Mats Hummels: „So etwas habe ich noch nicht gesehen.“

Lopetegui verfolgt eine klare Linie. „Wenn wir die Kontrolle verlieren und sich die Spiele in einen offenen Schlagabtausch verwandeln, befinden wir uns nicht im besten Szenario. Dann sind wir verwundbar“, sagt der frühere Torwart.

Auch in der Abwehr kann Lopetegui auf Weltklassespieler zurückgreifen. Im Tor steht mit David de Gea einer der besten Keeper der Welt, davor räumen neben Ramos die Topleute Gerard Piqué, Jordi Alba und Daniel Carvajal auf. Der Rechtsverteidiger zog sich im Champions LeagueFinale jedoch einen kleinen Riss im Oberschenkel zu, wird wohl erst im Laufe des Turniers richtig fit.

36:3 betrug die Tordifferenz der Spanier in der Qualifikation. Heißt: Das Team kann angreifen – und verteidigen.

Letzter Effekt des Umbruchs: Spanien ist wieder erfolgshungrig. Nur wenige Spieler waren bei den Erfolgen der Vergangenheit schon dabei. In Russland wollen sie zeigen, dass auch sie Titel gewinnen können.

SCHNELLCHECK

Zahlen und Fakten

Höchster Sieg
1933 gegen Bulgarien (13:0)

Höchste Pleiten

1928 gegen Italien und 1931 gegen England (1:7)

Rekordnationalspieler

Iker Casillas (167 Spiele)

Rekordtorschütze

David Villa (59 Tore)

Wert des WM-Kaders

1 040 000 000 Euro

Größte Erfolge

Weltmeister 2010, Europameister 1964, 2008, 2012

Der Trainer

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Julen Lopetegui (51) sollte Spanien nach den enttäuschend verlaufenen Turnieren 2014 und 2016 wieder in die Spur bringen. Das gelang dem Basken. Unter ihm spielt Spanien offensiven Fußball und begeistert wieder. Als Spieler war er Torhüter und nahm an der WM 1994 teil.

Der Star

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Andres Iniesta (34) verlässt nach 22 Jahren den FC Barcelona, gewann mit den Katalanen unter anderem viermal die Champions League. Iniesta gilt seit vielen Jahren als Mittelfeld-Magier und einer der Besten auf seiner Position. 2010 schoss er gegen die Niederlande mit seinem Tor Spanien zum WM-Titel. Den Treffer widmete er seinem verstorbenen Freund Dani Jarque Iniesta ist einer der ganz wenigen skandallosen Weltstars und ist höchst beliebt.
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