Ein Land in der Lewy-Falle: Polen bei der Fußball-WM 2018

Robert Lewandowski hat Polen zur WM geschossen. Trifft er nicht, schwächelt das Team. Immerhin: Der Verband hat seiner Mannschaft eine leichte Gruppe erpokert.
Will die WM als Bühne nutzen: Bayerns Robert Lewandowski kokettierte zuletzt oft mit einem Wechsel.
Will die WM als Bühne nutzen: Bayerns Robert Lewandowski kokettierte zuletzt oft mit einem Wechsel.
Auch wenn Cristiano Ronaldo und Lionel Messi die schillerndsten WM-Stars sind – kein Team ist so abhängig von einem einzigen Spieler wie Polen. Nämlich von Robert Lewandowski.

Mit 16 Toren (ein Treffer mehr als Ronaldo) schoss der Bayern-Stürmer seine Heimat in der WM-Qualifikation fast im Alleingang nach Russland, war bester Schütze in Europa.

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Allerdings wird der 29-Jährige diesmal ganz besonders motiviert sein. Denn es geht auch um seine persönliche Zukunft. Ende Mai hatte er über seinen Agenten mitteilen lassen, dass er den FC Bayern verlassen will. Und um sich den absoluten Topklubs zu präsentieren, gibt es keine bessere Bühne als so eine WM.


3 Tore schoss Kamil Grosicki in der WM-Quali, war damit zweitbester Pole nach Lewandowski (16 Tore).

Einen kleinen ersten WM-Sieg haben die Polen immerhin schon weit vor dem Auftakt gefeiert. Anders als die Topnationen wie England oder Spanien war Deutschlands Nachbar bei der Gruppenauslosung in Topf eins gesetzt und ging somit den ganz großen Schwergewichten des Fußballs aus dem Weg. Weil erstmals der Weltranglistenplatz bei einer Auslosung wichtig war, verzichtete die polnische Nationalmannschaft zwischen November 2016 und November 2017 gänzlich auf Testspiele, um ja keine Punkte durch unnötige Niederlagen zu verspielen. Der Plan ging auf. Mit Senegal, Kolumbien und Japan hat die Mannschaft von Adam Nawalka eine machbare Gruppe erwischt. Polen hat alles dafür getan, dass Lewandowski („Wir haben großes Potenzial und müssen es nutzen“) leichte Gegner hat – fehlen nur noch seine Treffer. Für sein Land. Und für sich.

SCHNELLCHECK

Zahlen und Fakten

Höchster Sieg
2009 gegen San Marino (10:0)

Höchste Pleite
1948 gegen Dänemark (0:8)

Rekordnationalspieler
Michal Zewlakow (102 Spiele)

Rekordtorschütze
Robert Lewandowski (52 Tore)

Wert des WM-Kaders
259 150 000 Euro

Größte Erfolge

Olympiasieger 1972, WM-Dritter 1974, 1982

Der Trainer

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Adam Nawalka (60) ist seit 2013 als Nationaltrainer der Polen verantwortlich für den Aufschwung und führte das Team zum zweiten Mal in Folge zu einem großen Turnier. Bekannt ist er vor allem dafür, dass er am Feldrand viel flucht. Das in Polen typische „Jezus Maria“ ist dabei oft zu hören. Nawalka war auch als Spieler bei einer Weltmeisterschaft dabei, schied 1978 in Argentinien mit Polen in der Zwischenrunde aus. Die Sportzeitschrift „Pilka Nozna“ wählte ihn im Jahr 2014 in seiner Heimat zum Menschen des Jahres.

Der Star

Robert Lewandowski (29) ist die Tormaschine der Bundesliga. In den vergangenen fünf Spielzeiten erzielte er 126 Tore in 159 Ligaspielen, wurde für Borussia Dortmund 2014 (20 Tore) und den FC Bayern im Jahr 2016 (30 Tore) sowie in der abgelaufenen Saison (29 Tore) insgesamt dreimal Torschützenkönig. 2015 erzielte der Pole gegen den VfL Wolfsburg als Joker fünf Tore in neun Minuten – Rekord. Wurde sechsmal deutscher Meister, zweimal Pokalsieger. Jetzt will er weg aus Deutschland und aus München – sofern ihn die Bayern-Bosse gehen lassen.

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