Dänemark bei der Fußball-WM 2018: Der Volksheld und die Wikinger

Ihre Landsleute vergleichen sie schon mit den Europameistern von 1992: Die Dänen könnten sich mit Topspieler Christian Eriksen als große Überraschung entpuppen.
Dreifacher Torschütze: Christian Eriksen führte die dänische Nationalmannschaft zum 5:1-Sieg in den Play-offs über Irland.
Dreifacher Torschütze: Christian Eriksen führte die dänische Nationalmannschaft zum 5:1-Sieg in den Play-offs über Irland.
In Dänemark ist Christian Eriksen ein Volksheld und wird verehrt als „König Christian“. Der offensive Mittelfeldspieler von Tottenham Hotspur selbst gibt sich bescheiden: „Ich bin immer noch Christian aus Middelfart.“ Obwohl er mit 70 Millionen Euro der mit Abstand wertvollste Spieler im dänischen WM-Kader ist und er mit seinem Hattrick im Play-off-Spiel gegen Irland Dänemarks Reise nach Russland überhaupt erst möglich machte.

Denn in der Qualifikation zur WM taten sich die Dänen schwer und wurden hinter Polen nur Zweite in ihrer Gruppe. Es ging in die Entscheidungsrunde. Und dort schossen sich die Skandinavier nach einem 0:0 im Hinspiel mit einem 5:1 zur WM – Eriksen wurde zum gefeierten Helden. Er traf dreimal und machte ein herausragendes Spiel.
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Eriksen ist der Hoffnungsträger Dänemarks für das Turnier in Russland. Schnell wird bei seiner überstrahlenden Präsenz vergessen, dass der 26-Jährige nicht der einzige Spieler im Team von Nationaltrainer Åge Hareide von Topformat ist.

Denn mit Jannik Vestergaard (Borussia Mönchengladbach), Yussuf Poulsen (RB Leipzig) und Thomas Delaney (Werder Bremen) stehen drei erfahrene Bundesliga-Spieler im Kader. Simon Kjaer (FC Sevilla, früher Wolfsburg) ist Kapitän des Teams und gestählt durch Einsätze in mehreren europäischen Topligen. Mit Kasper Schmeichel (Leicester) steht der Sohn von Dänemarks Torwartlegende Peter Schmeichel im Tor.

Und so überrascht es, dass die Dänen überhaupt in die Play-off-Runde mussten. Mehr als ein Jahr hatten sie bis dahin kein Spiel verloren, in Kopenhagen die Polen in der WM-Qualifikation mit 4:0 geschlagen. In heimischen Medien wird das Team sogar mit den Sensationseuropameistern von 1992 verglichen. Erlebt Russland etwa ein Comeback von „Danish Dynamite“?

Damals rutschte Dänemark nur durch den Ausschluss Jugoslawiens kurz vor dem Eröffnungsspiel ins Turnier – und holte den Titel.

Das Erfolgsrezept der aktuellen Mannschaft? Die Spieler schwärmen von Nationaltrainer Hareide. Er gebe ihnen Vertrauen, meint Werder-Profi Delaney. Außerdem gilt der Norweger als taktisch versiert sowie als Motivationskünstler. Seinen Spielern gab er vor dem entscheidenden Play-off-Spiel das Motto der Wikinger mit aufs Spielfeld. Delaney: „Wir sollten die Macht ergreifen und alles plündern.“

Bleibt nur die Frage: Wie viel die Dänen wohl in Russland ergattern?

SCHNELLCHECK

Zahlen und Fakten

Höchster Sieg
1908 gegen Frankreich (17:1)

Höchste Pleite
1937 gegen Deutschland (0:8)

Rekordnationalspieler
Dennis Rommedahl/Peter
Schmeichel (je 129 Spiele)

Rekordtorschützen
Poul Nielsen und Jon Dahl
Tomasson (je 52 Tore)

Wert des WM-Kaders
262 050 000 Euro

Größte Erfolge

Europameister 1992, WM-Viertelfinale 1998, Confed-Cup-Sieger 1995

Der Trainer

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Åge Fridtjof Hareide (64) trainiert die Dänen seit März 2016. Als Coach war der frühere England-Profi zuvor nur bei skandinavischen Klubs angestellt. Der Norweger stabilisierte das Team und nährt die Hoffnung der Fans, dass es weitergehen könnte als bei der letzten WM-Teilnahme 2010 (Aus nach der Vorrunde). Harheide bevorzugt das 3-5-2- System, holte in seinen bisherigen Spielen als Nationaltrainer pro Partie fast 1,8 Punkte. Die Hälfte der Spiele gewann das Team unter ihm.

Der Star

Christian Eriksen (26) spielte als 15-Jähriger beim FC Barcelona vor – und scheiterte. In einem Test habe er den Ball in 90 Minuten „dreimal berührt“, sagte Eriksen später über das wohl schlimmste Spiel seines Lebens. Stattdessen landete er über die Jugend von Ajax Amsterdam erst bei den Profis der Niederländer und später in der Premier League bei Tottenham Hotspur. Nun ist er als Neuzugang unter anderem beim FC Barcelona im Gespräch.
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