Vom dreifachen Gold zum achtfachen Gold an einem Tag
Eine 1972, eine 1984, eine 2004. Das waren die Olympia-Goldmedaillen des VfL. Bis zu einem August-Abend 2016 in Rio de Janeiro, als die deutsche Fußballnationalmannschaft der Frauen schaffte, was dem Männer-Team nie gelang: Der Triumph bei Olympischen Spielen.
Der Profi-Fußball überstrahlt seit zwei Jahrzehnten alles beim VfL Wolfsburg, doch bis dahin hatte der Verein in Deutschland einen guten Namen durch viele andere Sportarten. Wie sich die Zeiten verändert haben, wurde im August 2016 schlagartig klar: Die Zahl Olympischer Medaillen für den Verein verdreifachte sich beinahe auf einen Schlag. Zugegeben: in einem Mannschaftssport. Und einem jungen zudem. Erst seit 20 Jahren stand Frauenfußball auf dem Olympischen Programm. Der VfL, der sich in diesem Jahrzehnt angeschickt hatte, zur Macht im Frauenfußball zu werden, unterstrich den Statuts eindrucksvoll. Mit Torfrau Almuth Schult, Lena Goeßling (eingewechselt) und Alexandra Popp, die für den deutschen Dauer-Doublesieger immer noch feste Größen sind, standen drei VfLerinnen im Finalteam, das Schweden mit 2:1 besiegte. Isabel Kerschowski und Babett Peter, die den VfL inzwischen verlassen haben, waren im Turnierverlauf zum Einsatz gekommen. Es war das 180. und letzte Länderspiel für Silvia Neid als Bundestrainerin, für Schult war es wiederum da wesen. Kein Team hatte 2016 mehr Olympiateilnehmerinnen als der VfL, für den aufseiten der Silbergewinnerinnen noch die langjährige VfL-Kapitänin Nilla Fischer agierte.
Der Profi-Fußball überstrahlt seit zwei Jahrzehnten alles beim VfL Wolfsburg, doch bis dahin hatte der Verein in Deutschland einen guten Namen durch viele andere Sportarten. Wie sich die Zeiten verändert haben, wurde im August 2016 schlagartig klar: Die Zahl Olympischer Medaillen für den Verein verdreifachte sich beinahe auf einen Schlag. Zugegeben: in einem Mannschaftssport. Und einem jungen zudem. Erst seit 20 Jahren stand Frauenfußball auf dem Olympischen Programm. Der VfL, der sich in diesem Jahrzehnt angeschickt hatte, zur Macht im Frauenfußball zu werden, unterstrich den Statuts eindrucksvoll. Mit Torfrau Almuth Schult, Lena Goeßling (eingewechselt) und Alexandra Popp, die für den deutschen Dauer-Doublesieger immer noch feste Größen sind, standen drei VfLerinnen im Finalteam, das Schweden mit 2:1 besiegte. Isabel Kerschowski und Babett Peter, die den VfL inzwischen verlassen haben, waren im Turnierverlauf zum Einsatz gekommen. Es war das 180. und letzte Länderspiel für Silvia Neid als Bundestrainerin, für Schult war es wiederum da wesen. Kein Team hatte 2016 mehr Olympiateilnehmerinnen als der VfL, für den aufseiten der Silbergewinnerinnen noch die langjährige VfL-Kapitänin Nilla Fischer agierte.
In den traditionellen Olympischen Sportarten und Einzeldisziplinen spielten Aktive des VfL schon seit 1996 keine Rolle mehr. Mannschaftssport hatte derweil bei Olympia an Stellenwert gewonnen. Und ein kleiner Argentinier gewann als Spieler des VfL Wolfsburg mit seinem Nationalteam 2004 die Goldmedaille: Andrés D’Alessandro. In der Bundesliga hatte er beim VfL nie so geglänzt, wie man es sich vom damals teuersten Zugang aller Zeiten (9 Mio. Euro) vorgestellt hatte. D‘Alessandro überzeugte in Europa (Portsmouth, wohin ihn der VfL verliehen hatte; Saragossa) nie, kam auch nur auf 28 Länderspiele für Argentinien, fand sein sportliches Glück in Brasilien, wo er für Internacional Porto Alegre ein umjubelter Star wurde. Mit inzwischen 39 hat er dort immer noch einen Vertrag. 2004 aber, da galt er noch als aufgehender Stern auf der ganz großen Bühne, durften die VfL-Fans Hoffnungen in ihn setzen. Und er war einer der Schlüsselspieler im argentinischen Olympia-Team, wenn auch in den Schatten gestellt von Carlos Tevez, der acht Turnier-Tore für Argentinien erzielte. Nach einem starken ersten Jahr (29 Spiele, elf Tore), kam D‘Alessandro nach der Goldmedaille beim VfL nur noch auf 19 Spiele. Wie immer mal überragend, mal lustlos wirkend. Es passte einfach nicht mit dem Spieler, der 2006 als bis dahin teuerstes Missverständnis den Verein verließ.
Die erste Olympiasiegerin des VfL war Hildegard Falck 1972 gewesen: Sie raste – und das Publikum raste auch. Am 3. September 1972 bei den Olympischen Spielen in München war sie auf dem Höhepunkt ihrer Leistungsfähigkeit. Eine Trainingsbesessene, die vom TuS Nettelrede bei Bad Münder den Weg zum VfL Wolfsburg gefunden hatte. 1971 hatte sie in Stuttgart als erste Frau die 800 Meter unter zwei Minuten absolviert. In München war sie Favoritin. Mit perfekter Einteilung lief sie im Feld mit, schlängelte sich vor der Schlusskurve nach vorn, übernahm die Führung, das Publikum tobte, schrie sie förmlich zum Sieg, als in ihrem Rücken Nijole Sabaite aufholte.
Frank Wieneke: Er holte 1984 in Los Angeles Gold in der Klasse bis 78 Kilo. Es war das erste Judo-Gold überhaupt für Deutschland. Wieneke war dabei krasser Außenseiter, konterte Neil Adams eiskalt aus, nachdem der Brite den Finalkampf beherrscht hatte. „Als ich ihn mit linkem Schulterwurf besiegt hatte, saß er da wie ein begossener Pudel. Und ich sprang auf der Matte rum wie ein kleiner Junge“, erinnert sich Wieneke. 1988 gab es noch Olympia-Silber für den gebürtigen Hannoveraner. Nach der Rückkehr 1984 gab es einen Empfang in Wolfsburg, einen Autokorso, „mehrere hundert Menschen, vielleicht auch 1000 standen am Straßenrand. Das klingt jetzt nicht so toll, aber für mich war das damals riesig.“ Bis zum Ende seiner aktiven Karriere 1992 blieb er VfLer. Wieneke: „Der Empfang in Wolfsburg beim Bürgermeister nach dem Olympiasieg, das Eintragen ins Goldene Buch, dieses Bild hat sich bei mir so eingeprägt, das hat eine große Wirkung auf mich gehabt. Das hat mich so bewegt, dass ich nie zu einem anderen Verein gegangen bin.“
Frank Wieneke: Er holte 1984 in Los Angeles Gold in der Klasse bis 78 Kilo. Es war das erste Judo-Gold überhaupt für Deutschland. Wieneke war dabei krasser Außenseiter, konterte Neil Adams eiskalt aus, nachdem der Brite den Finalkampf beherrscht hatte. „Als ich ihn mit linkem Schulterwurf besiegt hatte, saß er da wie ein begossener Pudel. Und ich sprang auf der Matte rum wie ein kleiner Junge“, erinnert sich Wieneke. 1988 gab es noch Olympia-Silber für den gebürtigen Hannoveraner. Nach der Rückkehr 1984 gab es einen Empfang in Wolfsburg, einen Autokorso, „mehrere hundert Menschen, vielleicht auch 1000 standen am Straßenrand. Das klingt jetzt nicht so toll, aber für mich war das damals riesig.“ Bis zum Ende seiner aktiven Karriere 1992 blieb er VfLer. Wieneke: „Der Empfang in Wolfsburg beim Bürgermeister nach dem Olympiasieg, das Eintragen ins Goldene Buch, dieses Bild hat sich bei mir so eingeprägt, das hat eine große Wirkung auf mich gehabt. Das hat mich so bewegt, dass ich nie zu einem anderen Verein gegangen bin.“
Wieneke ist heute Coach an der Trainerakademie in Köln. Sein Schützling Ole Bischof holte unter Bundestrainer Wieneke 2004 dann auch Olympia-Gold. Wieneke: „Ich habe in meiner Karriere immer Glück gehabt, bin dankbar, dass ich so einen Moment noch einmal anders erleben durfte.“ Seine Goldmedaille 1984 übrigens, die war eigentlich ein kleines Wunder: Vor dem Halbfinale forderten die Kampfrichter Wieneke zum Verzicht auf seinen Judogi auf. „Auf einmal galt ihnen die Jacke als zu klein.“ Ersatz hatte der Wolfsburger nicht, „der Aufwärmpartner des japanischen Starters Takano lieh mir seinen Anzug. Ich fühlte mich auch im Finale, als hätte ich einen Bademantel an. Und das gegen den besten Griffkämpfer der Welt. Im fremden Judogi, die japanische Flagge mit Tape abgeklebt im Olympischen Finale, das glaubt doch keiner.“ Text: Jürgen Braun
Profis bei Olympia
Olympische Spiele waren lange Amateur-Sportlern vorbehalten – ein Vorteil für Ostblock-Athleten, die nominell Amateure, faktisch aber oft Berufssportler waren. Gegen Ende der 70er Jahre wurde die Amateur-Regel nach und nach aufgeweicht und schließlich zu den Spielen 1992 ganz aufgehoben. Neun Jahre später wurde beim VfL die Fußball-GmbH gegründet – was dafür sorgt, dass die Wolfsburger Olympiasieger aus zwei verschiedenen „VfLs“ kommen – Hildegard Falck und Frank Wieneke waren Mitglieder des e.V., Andrés D’Alessandro und die Fußballerinnen Teil der GmbH.