Fußball Bundesliga 2017/2018

Herr Tarnat, wird 96 absteigen?

Der Weltpokalsieger leitet die Nachwuchsakademie und arbeitet eng mit dem Bundesligateam zusammen

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Michael Tarnat (47) ist der prominenteste Neue bei 96. Der Weltpokalsieger, frühere Nationalverteidiger und ehemalige 96-Profi leitet seit Juli „Die Akademie“, das Nachwuchsleistungszentrum an der Eilenriede. Das NLZ brachte zuletzt Waldemar Anton und Noah Sarenren Bazee hervor. Nach Investitionen von 18 Millionen Euro in das Nachwuchszentrum soll der frühere Bayern-Talentchef Hannovers Fußballzukunft sichern.

Herr Tarnat, wie stehen die Chancen nach dem Aufstieg?

Die Mannschaft hat das Potenzial, zwischen Platz zehn und 14 mitzuspielen. Danach musst du dich nach der ersten Saison verstärken und weiter nach oben entwickeln. Im ersten Jahr geht es nur darum, dass du die Liga hältst. Aber ich bin da von Horst Heldt überzeugt, weil er eher groß denkt als klein.

Der Teamgeist ist die Stärke dieser Mannschaft. Was war denn die Stärke der Mannschaft mit Michael Tarnat, Robert Enke, Hanno Balitsch, Szabolcs Huszti, Jiri Stajner und Arnold Bruggink?

Die Kameradschaft war auch unser großes Plus. Jeder wusste um seine Aufgabe. Als ich 2004 kam, da habe ich die Mannschaft gesehen und gesagt: Um Gottes willen, wie soll das denn funktionieren? Aber Ewald Lienen hat es hingekriegt, aus dem Haufen eine Mannschaft zu machen. Das haben wir so immer weitergeführt und waren erfolgreich damit. Ich glaube, in der jetzigen Mannschaft weiß auch jeder, was er kann. Und in Pirmin Schwegler hat 96 einen Spieler geholt, der Erfahrung hat und die Mannschaft mit einer anderen Selbstverständlichkeit weiterbringen kann. Er hat eben nicht immer gegen den Abstieg gespielt, sondern auch im einstelligen Tabellenbereich.

Ist bei 96 die Nachwuchsarbeit denn schon erstklassig?

Was heißt erstklassig? Dafür brauchen wir auch erstklassige Talente. Es gehört auch nicht nur Talent dazu, sondern auch die Mentalität, der unbedingte Wille, Profi zu werden. Zwei oder drei Spieler haben wir bereits jetzt dabei, die dieses Potenzial haben.

Wen?

Die beiden, die wir geholt haben, zum Beispiel. Tom Baller aus Mönchengladbach und Yousef Emghames von den Bayern. Dann haben wir noch den U19-Nationalspieler Linton Maina. Das sind hochtalentierte Spieler. Was sie daraus machen, das liegt an ihnen. Wir können die Hilfestellung geben.

Ist es bei den aktuellen Millionentransfers nicht zu schwierig geworden für Talente, Profi zu werden?

Der letzte, der es bei den Bayern geschafft hat, war David Alaba.

Das ist lange her.

Ja. Aber es ist ein Unterschied, sich bei den Bayern durchzusetzen oder bei uns. Die Bayern haben einen Weltklassekader. Da ist es schwierig für junge Spieler, Anschluss zu finden, wenn der Weg nach oben versperrt ist. Bei 96 ist das anders. Unser Manager Horst Heldt ist ein Fürsprecher von jungen Spielern, Schalke war damals unter seiner Regie bekannt dafür, junge Spieler nach oben zu bringen: Benedikt Höwedes, Leon Goretzka, Max Meyer oder Leroy Sané. Jetzt haben wir eine Chance, gute Spieler nach Hannover zu holen, wenn sie sehen, sie haben bei uns eine Chance. Das ist ein Faustpfand.

Trotzdem spielt der Markt verrückt und es werden Spieler für zig Millinen geholt. Ist das nicht ein Fehler?

Es ist eine normale Entwicklung, wenn die Fernsehgelder so hoch sind. Als ich bei Manchester City war, haben die Unsummen von Fernsehgeldern kassiert. Da hatte kein junger Spieler eine Chance, in die erste Mannschaft zu kommen. Aber die handelnden Personen in Hannover werfen mit dem Geld nicht um sich. In Hannover hast du eine gute Chance, in die erste Mannschaft zu kommen.

Ist die deutsche Nachwuchsarbeit die beste der Welt?


In Deutschland hat sich etwas verändert, nachdem wir bei der EM in Portugal 2004 so sang- und klanglos ausgeschieden waren. Die Nachwuchsleistungszentren sind entstanden, das war die Basis für die Titel, die Früchte bei der WM, beim Confed-Cup und bei der U21 ernten wir jetzt. Die Engländer haben das aber auch erkannt. Und ich glaube, dass England, Spanien und Deutschland bald in der Welt führend sein werden.

Unterview: Dirk Tietenberg



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