75 Jahre Wolfsburger Tradition
Der VfL wird 2020 75 Jahre alt. Anlass genug, um an etwas zu Erinnern, das oft Infrage Gestellt wird: Wolfsburger Fussball-Tradition.
Dass der VfL Wolfsburg ohne Volkswagen niemals auf der Fußball-Landkarte aufgetaucht wäre, ist völlig richtig und doch auch totaler Unsinn. Völlig richtig, weil es ohne VW die Stadt des VfL gar nicht gäbe. Und totaler Unsinn, weil der neue Wolfsburger Sportverein bei seiner Gründung 1945 auch auf Wunsch der englischen Besatzer eines ausdrücklich nicht werden sollte: ein Betriebssportverein. Das wurde er – in ganz anderem Sinne – erst viele Jahre später. 75 Jahre nach seiner Gründung, zu Beginn des Jubiläumsjahres 2020, erinnern wir darum in diesem Streifzug durch die Jahrzehnte an Erfolge, die in der Anfangsphase des Wolfsburger Fußballs eher indirekt mit Volkswagen zu tun hatten. Denn auch, wenn der erste innerstädtische Wolfsburger Fußballplatz auf dem Werksgelände lag, war für den Konzern die VfL-Unterstützung bis in die 2000-er Jahre hinein oft wenig mehr als eine Art Standortverpichtung.
Die frühen VfL-Erfolge hatten eher damit zu tun, dass Wolfsburg mit wahnsinniger Geschwindigkeit wuchs und wohlhabend wurde – fünf Jahre nach der Gründung des VfL waren aus rund 15.000 Einwohnern 30.000 geworden, weitere zehn Jahre später 60.000. Die meisten kamen, um Autos zu bauen, viele brachten Fußball-Begeisterung mit, einige auch Talent. VW war immer dabei, stellte die Fußballer auch mal fürs Training frei, war aber eher selten treibende Kraft . Und so wuchs der VfL, produzierte ganz normale Fußball-Geschichte(n) auf und neben dem Platz – von den Schafen, die auf dem Wall am Elsterweg (wo ab 1947 gespielt wurde) die Rasenmäher ersetzten; von Oskar, dem Zigarrenverkäufer; von den Aufstiegen in die Kreis-, Bezirks- und Landesliga noch in den 40-ern, vom ersten großen Freundschaftsspiel gegen Schalke. Und vom Streben nach Erfolg, das beim VfL und in Wolfsburg seit 75 Jahren Tradition hat. (apa)