„Wir werden unterschätzt“

Deutschland ist zu stark für Schweden – findet Martin Dahlin. Hier schreibt der ehemalige Profi, warum sein Land dennoch weiterkommt.
„Er kann Schwedens größte Waffe in der Offensive werden“: Martin Dahlin ist begeistert von RB Leipzigs Emil Forsberg.
„Er kann Schwedens größte Waffe in der Offensive werden“: Martin Dahlin ist begeistert von RB Leipzigs Emil Forsberg.
Von Martin Dahlin 

Wir haben Holland in der Gruppe rausgeworfen, sind hinter Frankreich Zweiter geworden. In der Relegation haben wir Italien geschlagen. Darauf kann Schweden jetzt schon stolz sein, weil diese Gegner zeigen, dass es alles andere als leicht war, sich für die Weltmeisterschaft in Russland zu qualifizieren – für Deutschland wird es aber nicht reichen. Dafür sind wir leider nicht gut genug und Deutschland als Topfavorit auf den Titel zu stark. Natürlich wäre es wunderbar, wenn wir gegen sie etwas holen würden, aber das ist eher unwahrscheinlich. Im Normalfall haben wir keine Chance. Auch wenn viele natürlich noch an das 4:4 aus dem Jahr 2012 denken. Das ist aber auch schon sehr lange her ...
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Trotzdem habe ich mich sehr über die Auslosung gefreut. Weil wir gerne gegen Deutschland spielen. Aber vor allem, weil ich denke, dass Schweden eine große Chance hat, in der Gruppe Zweiter zu werden und weiterzukommen. Gegen Mexiko und Südkorea können wir auf jeden Fall gewinnen, wir sind besser als sie. Und dafür gibt es für mich zwei Gründe.

Erstens: Schweden hat mit Janne Andersson einen Taktikfuchs als Trainer. In der Relegation haben wir gegen Italien vor allem gewonnen, weil wir die bessere Strategie hatten.

Es gibt keine Stars, die nur rumstehen

Zweitens: Die Mannschaft arbeitet hervorragend zusammen, ist ein echtes Team. In der Defensive sind die Schweden sehr stark. Alle Spieler verteidigen, es gibt keine Stars, die nur rumstehen. Und trotzdem sind in der Mannschaft genügend Spieler, die Tore schießen können.

Ich weiß nicht, wie ich mich entschieden hätte, als es darum ging, ob Zlatan Ibrahimovic für die WM nominiert werden soll oder nicht. Er ist zurückgetreten, und die Mannschaft hat ohne ihn die Qualifikation geschafft. Aber Zlatan ist natürlich ein Topspieler. Als er noch dabei war, lief alles über ihn. Jetzt spielt Schweden aber ganz anders, hat eine andere Taktik. Wir werden sehen, ob es so besser ist oder nicht.

Nicht wirklich schön, aber erfolgreich


Superstar Zlatan Ibrahimovic (links) wurde nicht nominiert. Dahlin erwartet deswegen eine reine Kontertaktik.
Superstar Zlatan Ibrahimovic (links) wurde nicht nominiert. Dahlin erwartet deswegen eine reine Kontertaktik.
Gerade weil Zlatan nicht dabei ist, gehe ich davon aus, dass Schweden nicht mit vielen Spielern angreifen wird, sondern dass wir hinten wieder sehr gut stehen wollen und dann auf Konter spielen. Das hat ja auch in der Qualifikation und der Relegation sehr gut funktioniert. Warum sollte man das also ändern? Es geht nicht darum, schönen Fußball zu spielen, sondern erfolgreich zu sein. Und in der Gruppe, die Schweden zugelost bekommen hat, ist das absolut möglich. Viele unterschätzen uns, aber ich sehe uns nicht als Außenseiter. Jeder wird das Ziel haben, den zweiten Platz zu packen.

Als ehemaliger Stürmer achte ich natürlich ganz besonders auf die Offensivspieler. Und da gibt es drei Leute in der Mannschaft, auf die ich schon sehr gespannt bin, weil ich sehr viel von ihnen halte und mir viel von ihnen erhoffe.

Forsberg ist unser bester Fussballer

Zum einen ist das Emil Forsberg von RB Leipzig. Er ist wahrscheinlich der beste Fußballer in der Mannschaft. Mit seiner Technik, Geschwindigkeit und Standardstärke kann er Schwedens größte Waffe in der Offensive werden. Emil braucht natürlich auch Hilfe. Und die könnte er meiner Meinung nach vor allem von Jimmy Durmaz (Toulouse) und Viktor Claesson (Krasnodar) bekommen. Beide Spieler sind sehr torgefährlich und kreativ.
   

Unser Experte

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Martin Dahlin (50) spielte in der Bundesliga für Borussia Mönchengladbach und den Hamburger SV. Für Schweden lief er 62-mal auf und schoss dabei 30 Tore.
  
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