Die neue Leichtigkeit
Nationaltrainer Tite lässt seinen Spielern mehr Freiräume, die zahlen es ihm und dem Brasilanischen Volk mit schönem und erfolgreichem Fußball zurück.
Kein Datum hat das Selbstverständnis der „Seleção“ stärker erschüttert als der 8. Juli 2014, dieser schicksalsträchtige Halbfinaltag gegen Deutschland. Mit 1:7 verlor Brasilien und scheiterte bei der Heim-WM. Das Trauma des „Mineiraço“ begleitet die Mannschaft seither. Doch ein Mann lässt das wohl fußballverrückteste Land der Welt wieder hoffen: Nationaltrainer Tite hat dem Team in den vergangenen zwei Jahren zu alter Stärke verholfen. „Akzeptier es, dann tut es weniger weh. Und wenn jemand Witze damit machen will, dann soll er doch“, sagt er über ein Trauma, das er nicht zu verantworten hatte.
Dank ihm zaubert Brasilien wieder auf dem Feld. Er will seinen Spielern den Spaß am Fußball lassen und forciert das Kurzpassspiel. Riskante Dribblings sind, anders als unter seinen Vorgängern Felipe Scolari und Carlos Dunga, wieder erlaubt. Der brasilianische Fußball steht somit wieder für Leichtigkeit – wie Deutschland in Berlin im März erfahren musste. Brasilien gewann 1:0 und revanchierte sich – wenigstens ein kleines bisschen – für 2014.
Dank ihm zaubert Brasilien wieder auf dem Feld. Er will seinen Spielern den Spaß am Fußball lassen und forciert das Kurzpassspiel. Riskante Dribblings sind, anders als unter seinen Vorgängern Felipe Scolari und Carlos Dunga, wieder erlaubt. Der brasilianische Fußball steht somit wieder für Leichtigkeit – wie Deutschland in Berlin im März erfahren musste. Brasilien gewann 1:0 und revanchierte sich – wenigstens ein kleines bisschen – für 2014.
„Ich habe daran geglaubt, dass ich die Mannschaft neu erfinden kann“, sagt Tite. Seine Neuerfindung: Der 56-Jährige schaffte es, die „Seleção“ wieder zu einer Einheit zu formen, in der sich die Stars dem gemeinsamen Ziel unterordnen. Leistungsträger wie Gabriel Jesus (Meister mit Manchester City), Philippe Coutinho (Meister mit dem FC Barcelona) und Roberto Firmino (Finalist in der Champions League mit dem FC Liverpool) haben mit ihren Klubs zudem sehr gute Saisons hinter sich.
41 Tore schoss Brasilien in 18 Quali-Spielen. Uruguay auf Platz zwei brachte es nur auf 31 Treffer.
Bleibt ein großes Fragezeichen: das um den Superstar des Teams – Neymar. Der Stürmer von Paris Saint-Germain hat aufgrund einer Fußverletzung fast die gesamte Rückrunde verpasst. Doch ist er auch in WM-Form? Bei seinem Comeback gegen Kroatien (2:0), als er zur Halbzeit eingewechselt wurde, ließ er daran jedenfalls kaum einen Zweifel; er zauberte schon wieder und traf sogar sehenswert zur 1:0-Führung.
Gut möglich, dass die Brasilianer da weiter machen, wo sie in der WM-Quali in Südamerika aufgehört hatten: als Erster mit den meisten Toren (41). Coach Tite gibt sich selbstbewusst: „Wenn ich sehe, wie unsere aktuelle Mannschaft zuletzt aufgetreten ist, hat sie es verdient, zum Favoritenkreis gezählt zu werden.“
Gut möglich, dass die Brasilianer da weiter machen, wo sie in der WM-Quali in Südamerika aufgehört hatten: als Erster mit den meisten Toren (41). Coach Tite gibt sich selbstbewusst: „Wenn ich sehe, wie unsere aktuelle Mannschaft zuletzt aufgetreten ist, hat sie es verdient, zum Favoritenkreis gezählt zu werden.“
SCHNELLCHECK
Zahlen und Fakten
Höchster Sieg
1949 gegen Bolivien (10:1)
Höchste Pleite
2014 gegen Deutschland (1:7)
Rekordnationalspieler
Cafú (142 Spiele)
Rekordtorschütze
Pelé (77 Tore)
Wert des WM-Kaders
950 000 000 Euro
1949 gegen Bolivien (10:1)
Höchste Pleite
2014 gegen Deutschland (1:7)
Rekordnationalspieler
Cafú (142 Spiele)
Rekordtorschütze
Pelé (77 Tore)
Wert des WM-Kaders
950 000 000 Euro
Größte Erfolge
Weltmeister 1958, 1962, 1970, 1994, 2002, 8-mal Copa-América-Sieger (zuletzt 2007)
Der Trainer
Adenor Leonardo Bacchi (56), genannt Tite (ausgesprochen: Tschitschi), übernahm die Nationalmannschaft 2016 von Carlos Dunga. Sein größter Verdienst: Brasilien spielt wieder offensiv. Der Taktikprofessor sagte einmal: „Ich wurde in beinahe jedem Job gefeuert, den ich hatte. Ich entwickle mich trotzdem immer weiter…“ Er war bei mehreren Mannschaften in Brasilien tätig und hospitierte während eines Sabbaticals bei seinem Lieblingstrainer Carlo Ancelotti in Madrid. In Brasilien gilt er als sehr beliebt.
Der Star
Neymar (26) ist mit 222 Millionen Euro Ablöse (2017 von Barcelona nach Paris gewechselt) der teuerste Spieler aller Zeiten. Die brasilianischen Hoffnungen auf den sechsten WM-Titel ruhen auf ihm – wenn er seine Fußverletzung voll auskurieren kann. In 83 Länderspielen schoss Neymar schon 53 Tore, wird Pelé wohl in wenigen Jahren als Rekordtorschütze Brasiliens ablösen.