Jung, wild – und erfolgreich?
Der Kader von Bayer Leverkusen verspricht mit Jungstars wie Julian Brandt und Leon Bailey attraktiven Tempofußball. Angepeiltes Ziel ist die Champions League
Drei Tore fehlten Bayer Leverkusen in der Vorsaison für einen Champions-League-Platz. Statt Königsklasse heißt es Europa League. Immerhin, nachdem die international verwöhnten Leverkusener sich letztes Jahr gänzlich auf die nationalen Wettbewerbe konzentrieren mussten. Trainer Heiko Herrlich und seinem jungen Team hat das jedoch gutgetan. Spieler wie Julian Brandt, der bei der WM in Russland trotz weniger Einsatzminuten überzeugte, und Kai Havertz bekamen die Möglichkeit, sich in Ruhe und ohne Stress durch Europapokalreisen zu entwickeln. Zudem schlug der Jamaikaner Leon Bailey ein und wurde in der jüngsten Transferperiode heiß umworben. Der Kader ist einer der jüngsten ligaweit (knapp 25 Jahre im Schnitt).
In Bayers 40. Bundesliga-Saison in Folge soll der nächste Schritt gemacht werden. Nur für zwei Neue hat Bayer Ablöse bezahlt, für Herthas Mitchell Weiser und den Brasilianer Paulinho etwa 30 Millionen Euro ausgegeben. Im Tor gab es einen Wechsel von Bernd Leno (jetzt Arsenal) zu Lukas Hradecky (ablösefrei aus Frankfurt). Der Fokus von Bayer liegt auf dem Offensivspiel. Mit Brandt, Paulinho, Bailey und Havertz hat Herrlich technisch starke, schnelle Spieler. Um die zentralen Stürmer Kevin Volland und Lucas Alario beneiden Bayer viele.
5 Mal wurden die Leverkusener schon Vizemeister, Liga-Champion wurde Bayer noch nie.
Neben dem kopfballstarken 1,84-Meter-Angreifer hat Leverkusen Herrlichs Wunsch nach einer weiteren Waffe für hohe Bälle entsprochen und den Schweden Isaac Kiese Thelin, der eine Größe von 1,89 Meter mitbringt, verpflichtet. „Es ist kein Geheimnis, dass wir schnelle Außenspieler haben. Der gezielte hohe Ball auf einen kopfballstarken Stürmer ist immer eine Alternative, wenn die Gegner hoch aufgerückt sind. Für diese Erkenntnis braucht man keinen Trainerschein“, sagte Herrlich im Sommer.
Die Philosophie ist freilich eine andere: Herrlich setzt auf Ballbesitz, Struktur, Spielaufbau und Geduld. „Wir haben ein Konzept, spielen guten Fußball und kreieren viele Torchancen. Er weiß, wie man als Spieler tickt und wie er mit uns umgehen muss“, lobt Dominik Kohr seinen Trainer.
Diese Eigenschaften haben Bayer für junge Spieler interessant gemacht. Brandt verlängerte vergangenes Jahr trotz Topangeboten langfristig, Havertz, als bester Nachwuchsspieler vom DFB ausgezeichnet, denkt nicht an Abschied. Wie lange Bailey bleibt, scheint jedoch fraglich.
Mit seinem jungen Team will Herrlich voll angreifen. „Unser Ziel ist der internationale Wettbewerb – wir möchten uns verbessern.“ Hieße: mindestens Platz vier. Champions League.
SCHNELLCHECK
Die Trikots
Das Stadion
Bayarena
Eröffnung: 1958
Kapazität: 30 210
Eröffnung: 1958
Kapazität: 30 210
Die Zugänge
Paulinho
Vasco da Gama, 18,5 Mio.
Mitchell Weiser
Hertha BSC, 12 Mio.
Isaac Kiese Thelin
RSC Anderlecht, Leihe, 1 Mio.
Lukas Hradecky
Eintracht Frankfurt, ablösefrei
Thorsten Kirschbaum
1. FC Nürnberg, ablösefrei
Sam Schreck
Eigene Jugend
Jakub Bednarczyk
Eigene Jugend
Tomasz Kucz
Eigene Jugend
Aleksandar Dragovic
Leicester City, Leih-Ende
Vasco da Gama, 18,5 Mio.
Mitchell Weiser
Hertha BSC, 12 Mio.
Isaac Kiese Thelin
RSC Anderlecht, Leihe, 1 Mio.
Lukas Hradecky
Eintracht Frankfurt, ablösefrei
Thorsten Kirschbaum
1. FC Nürnberg, ablösefrei
Sam Schreck
Eigene Jugend
Jakub Bednarczyk
Eigene Jugend
Tomasz Kucz
Eigene Jugend
Aleksandar Dragovic
Leicester City, Leih-Ende
Die Abgänge
Bernd Leno
Arsenal London, 25 Mio.
Marlon Frey
Ziel unbekannt
Vladlen Yurchenko
Ziel unbekannt
Niklas Lomb
SV Sandhausen, Leihe
Stefan Kießling
Karriereende
Arsenal London, 25 Mio.
Marlon Frey
Ziel unbekannt
Vladlen Yurchenko
Ziel unbekannt
Niklas Lomb
SV Sandhausen, Leihe
Stefan Kießling
Karriereende
Die Transferbilanz
Einnahmen: 25 000 000 Euro
Ausgaben: 31 500 000 Euro
Summe: –6 500 000 Euro
Ausgaben: 31 500 000 Euro
Summe: –6 500 000 Euro
Der Trainer
Heiko Herrlich (46) wechselte 2017 nach dem sensationellen Aufstieg in die 2. Liga mit Jahn Regensburg nach Leverkusen. Seine Stärke bezieht der ehemalige Bundesliga-Torschützenkönig aus dem Glauben. Im Herbst 2000 erkrankte Herrlich an einem bösartigen Gehirntumor, er besiegte den Krebs jedoch.
DER HITZFELD-CHECK
Ein Anspruch auf die Champions League wäre zu hoch gegriffen, da es einfach zu viele Teams gibt, die um diese Plätze mitspielen. Aber natürlich will auch Leverkusen dorthin. Unter Heiko Herrlich haben sie es wieder geschafft, attraktiven Offensivfußball zu spielen, für den der Klub lange Zeit stand.