Der riskante Jugendstil

Mit Davie Selke fällt der Topstürmer der Berliner Hertha nach einem Trainingsausfall auf unbestimmte Zeit aus. Fans sorgen sich: Reicht die Qualität im Kader wirklich?
Seit vier Jahren stürmt Salomon Kalou im Hertha-Trikot, erzielte in der Zeit 39 Tore in 116 Bundesliga-Spielen.
Seit vier Jahren stürmt Salomon Kalou im Hertha-Trikot, erzielte in der Zeit 39 Tore in 116 Bundesliga-Spielen.
Zusammenprall auf dem Trainingsplatz, Lungenverletzung, Operation: Die Meldung vom Unfall Davie Selkes traf die Hertha hart. Im Sommer-Trainingslager rasselte der Angreifer mit Teamkollege Salomon Kalou zusammen – eine unglückliche Aktion mit Folgen. Selke war die Sturmhoffnung des Hauptstadtklubs; der 23-Jährige erzielte in der vergangenen Spielzeit zehn Bundesliga-Tore und hatte sich für die kommende fest vorgenommen, diese Marke zu übertreffen.

Herthas Cheftrainer Pál Dárdai: „Ich rechne erst mal mit einer langen Pause. Vielleicht werde ich dann ja positiv überrascht.“ Spekuliert wird derzeit auf eine Ausfallzeit von bis zu drei Monaten. Möglich, dass Selke erst im November wieder vollständig fit sein wird.


Das Problem: Außer Selke hat Hertha mit Salomon Kalou nur einen Spieler im Kader, der regelmäßige Tore garantiert. Doch auch der Mann von der Elfenbeinküste kommt mit seinen 33 Jahren langsam ins gediegenere Fußballeralter – genau wie der ebenfalls 33-jährige Kapitän Vedad Ibisevic, der über seinen Zenit hinaus ist.

60,7 Prozent der Plätze im Olympiastadion waren vergangene Saison nur belegt – Ligatiefstwert.

Hertha setzt vor der Saison auf einen riskanten Jugendstil, und sogar Dárdai gibt zu: „Klappt es mit den jungen Spielern zum Start, dann könnte es eine wunderbare Saison werden. Klappt es nicht, wird es schwer.“ Der 42-Jährige hat die Aufgabe, die vielen Talente im Kader wie Jordan Torunarigha (21), Arne Maier (19), Javairô Dilrosun (20), seinen Sohn Palko (19) und Dennis Jastrzembski (18) zu integrieren. „Man weiß nicht, wo die Mannschaft steht, wie weit sie ist und wie sie mit dem Druck zum Start umgeht. Wir brauchen am Anfang einen stabilen Mittelfeldplatz“, sagt Dárdai. Klingt nicht gerade optimistisch.



So kann der Transfer von Zweitligastürmer Pascal Köpke (kam für 2 Millionen Euro aus Aue) an Bedeutung gewinnen. Doch „das Niveau ist natürlich ein anderes als in Aue“, weiß der 22-Jährige.

Obere Reihe (v. l.): Athletiktrainer Henrik Kuchno und Hendrik Vieth, Palko Dárdai, Peter Pekarík, Marvin Plattenhardt, Per Skjelbred, Mathew Leckie, Valentino Lazaro, Pascal Köpke, Lukas Klünter, Julius Kade, Maximilian Pronichev, Muhammed Kiprit, Physiotherapeuten Michael Becker und Frederik Syna, Zeugwart Hendrik Herzog. 2. Reihe: Mannschaftsarzt Ulrich Schleicher, Assistenztrainer Rainer Widmayer, Cheftrainer Pál Dárdai, Ondrej Duda, Alexander Esswein, Fabian Lustenberger, Salomon Kalou, Karim Rekik, Vedad Ibisevic, Niklas Stark, Jordan Torunarigha, Florian Baak, Arne Maier, Sidney Friede, Teamleiter Nello Di Martino, Maskottchen Herthinho. Vorn: Assistenzarzt Admir Hamzagic, Torwarttrainer Zsolt Petry, Individualtrainer Andreas Thom, Maximilian Mittelstädt, Vladimír Darida, Dennis Smarsch, Jonathan Klinsmann, Rune Jarstein, Thomas Kraft, Marius Gersbeck, Javairô Dilrosun, Dennis Jastrzembski, Maurice Covic, Sinan Kurt, Physiotherapeut David de Mel, Zeugwart Robert Abramczyk.
Obere Reihe (v. l.): Athletiktrainer Henrik Kuchno und Hendrik Vieth, Palko Dárdai, Peter Pekarík, Marvin Plattenhardt, Per Skjelbred, Mathew Leckie, Valentino Lazaro, Pascal Köpke, Lukas Klünter, Julius Kade, Maximilian Pronichev, Muhammed Kiprit, Physiotherapeuten Michael Becker und Frederik Syna, Zeugwart Hendrik Herzog. 2. Reihe: Mannschaftsarzt Ulrich Schleicher, Assistenztrainer Rainer Widmayer, Cheftrainer Pál Dárdai, Ondrej Duda, Alexander Esswein, Fabian Lustenberger, Salomon Kalou, Karim Rekik, Vedad Ibisevic, Niklas Stark, Jordan Torunarigha, Florian Baak, Arne Maier, Sidney Friede, Teamleiter Nello Di Martino, Maskottchen Herthinho. Vorn: Assistenzarzt Admir Hamzagic, Torwarttrainer Zsolt Petry, Individualtrainer Andreas Thom, Maximilian Mittelstädt, Vladimír Darida, Dennis Smarsch, Jonathan Klinsmann, Rune Jarstein, Thomas Kraft, Marius Gersbeck, Javairô Dilrosun, Dennis Jastrzembski, Maurice Covic, Sinan Kurt, Physiotherapeut David de Mel, Zeugwart Robert Abramczyk.
In der Defensive setzt Hertha auf Altbewährtes. Im Tor steht der Norweger Rune Jarstein, in der Innenverteidigung werden wohl U21-Europameister Niklas Stark und Karim Rekik gesetzt sein, auf links Nationalspieler Marvin Plattenhardt. Auf der rechten Verteidigerposition konkurrieren Peter Pekarík und Lukas Klünter. Auch eine Dreierkette ließ Dárdai in der Vorbereitung einüben.

Zu einem Saisonziel wollte sich beim Vorjahreszehnten niemand im Detail äußern. „Die vergangene Saison hat gezeigt, dass mehr möglich gewesen wäre“, sagt Manager Michael Preetz. Das kennen sie ja inzwischen in Berlin: Zum sechsten Mal in Folge war die Rückrunde schwächer als die Hinrunde..

SCHNELLCHECK

Die Trikots

Heim
Heim
Auswärts
Auswärts

Das Stadion

Der riskante Jugendstil Image 8
Olympiastadion
Eröffnung: 1936
Kapazität: 74 649

Die Zugänge

Valentino Lazaro
RB Salzburg, 6,5 Mio. (zuvor geliehen)
Pascal Köpke
Erzgebirge Aue, 2 Mio.
Lukas Klünter
1. FC Köln, 2 Mio.
Javairô Dilrosun
Manchester City U23, ablösefrei
Maurice Covic
Hertha BSC II
Dennis Jastrzembski
Eigene Jugend
Muhammed Kiprit
Eigene Jugend
Marius Gersbeck
VfL Osnabrück, Leih-Ende

Die Abgänge

Mitchell Weiser
Bayer 04 Leverkusen, 12 Mio.
Genki Haraguchi
Hannover 96, 4,5 Mio. (zuvor an Düsseldorf verliehen)
Julian Schieber
FC Augsburg, ablösefrei
Nils Körber
VfL Osnabrück, Leihe (zuvor an Münster verliehen)

Die Transferbilanz

Einnahmen: 16 500000 Euro
Ausgaben: 10 500 000 Euro
Summe: 6000000 Euro

Der Trainer

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Pál Dárdai (42) war von 1997 bis 2012 schon als Spieler bei Hertha, nun ist er dort schon seit mehr als dreieinhalb Jahren Chefcoach. Für die Arbeit bei seinem Klub gab Dardai 2015 sogar seinen Job als ungarischer Nationaltrainer auf. In der vergangenen Saison berief er seinen Sohn Palko in den Kader seiner Mannschaft.

Der Hitzfeld-Check

Es wäre wünschenswert, wenn der Hauptstadtklub mal wieder für Furore sorgt mit diesem tollen Stadion. Es wäre Hertha zu gönnen, dass man den Sprung auf einen internationalen Platz schafft. Aber die Konkurrenz ist riesig, und zuletzt hat einfach die Konstanz gefehlt.
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