Ein Rekordmann und 17 weitere Keeper
20 Jahre, 20 Geschichten – Die AZ/WAZ-Serie zum Bundesliga-Jubiläum des VfL (12): Die Torhüter
Die Ecke segelte Richtung Fünfer, Frankfurt-Verteidiger Chris war zur Stelle – und traf zum 1:1-Pausenstand in Wolfsburg. Im Dezember 2007 war das, und die TV-Kameras fingen ein, wie sich auf den Lippen von VfL-Trainer-Manager Felix Magath ein „Jetzt reicht‘s!“ formte. Gemeint war Torwart Simon Jentzsch, der auf der Linie geblieben war. Magath nahm ihn zur Pause raus und brachte ihn nie wieder – der spektakulärste Torwartwechsel der Wolfsburger Bundesliga-Geschichte.
In den beiden Spielen danach hütete André Lenz das Tor, Jentzsch wurde aussortiert, musste alleine trainieren, sein Berater sprach von „Mobbing“. In der Winterpause nach dem Jentzsch-Aus erinnerte sich Magath an den Torwart, der zu seiner Zeit beim VfB Stuttgart das Tor der Zweiten hütete: Diego Benaglio. Der Schweizer kam aus Funchal und wurde zu einer überragenden Figur des Wolfsburger Fußballs: Meister, Pokalsieger, Rekordspieler.
Mit „Zimbo“ fing es an
Damit ragt er heraus aus der Reihe der insgesamt 18 Keeper, die in den vergangenen 20 Jahren in den Aufgeboten des VfL standen. Angefangen hatte alles mit Uwe Zimmermann, der mit Wolfsburg in die 1. Liga aufgestiegen war. Aus „Zimbos“ Vertreter zu Zweitliga-Zeiten, Jörg Hoßbach, wurde Wolfsburgs erster Torwarttrainer. Als zweiten Torwart verpflichtete Manager Peter Pander den damaligen Reservekeeper des Ligakonkurrenten Hamburger SV, Holger Hiemann, der es in seinen vier Jahren in Wolfsburg aber nur auf sechs Liga-Einsätze brachte – ein Kreuzbandriss bremste ihn, als er 1998 Riesen- Anteil am Klassenerhalt gehabt hatte und drauf und dran war, Zimmermann abzulösen. Nach dem ersten Jahr in der Eliteklasse begann zwischen den Pfosten die Ära von Claus Reitmaier, der sechs Jahre (163 Spiele) für den VfL spielen sollte – und der eine VfL-„Vorgeschichte“ hatte: Für die Stuttgarter Kickers (1993) und für den KSC hielt er jeweils in Wolfsburg einen Elfmeter und sorgte in beiden Fällen für eine VfL-Niederlage mit anschließendem Trainerwechsel.
Neben dem bei den Fans beliebten Reitmaier wurde Guido Koltermann vom Oberligisten Bocholt verpflichtet, der allerdings keine Bundesligapartie für den VfL absolvierte. Das gleiche Schicksal traf übrigens noch den Dänen Jesper Christiansen (2002/ 03), Patrick Platins (2002 bis 2009), Jonas Deumeland (2007/ 08), Marius Sauss (2013/14), Patrick Drewes (2012 bis 2015), Niklas Klinger (2015/16) und aktuell Phillip Menzel.
Kurioses Elfer-Schießen
Nach Reitmaier kam Jentzsch – und die beiden Keeper verbinden gleich zwei kuriose Geschichten. Zum einen hatte Jentzsch bereits beim KSC Reitmaier verdrängt, zum anderen standen sich beide wenige Monate vorm Wiedersehen in Wolfsburg in einem denkwürdigen Elfmeterschießen gegenüber: Im Wolfsburger Pokalduell bei 1860 hatten alle Feldspieler schon geschossen, es stand immer noch remis, die Torhüter waren als jeweils elfter Schütze an der Reihe. Reitmaier scheiterte an Jentzsch, Jentzsch traf gegen Reitmaier – der VfL war raus. In Wolfsburg wurde Jentzsch Stammkeeper (Reitmaier wechselte später nach Gladbach), auch wenn ihn Sead Ramovic für ein paar Spiele verdrängte. 1,96-Meter-Mann Jentzsch absolvierte 142 Partien, ehe er nach seiner Aussortierung den VfL schließlich Richtung FC Augsburg verließ und nach der Karriere Torwarttrainer wurde. Stichwort Torwarttrainer: Auch Urgestein Hoßbach musste unter Magath gehen, als Nachfolger holte der spätere Wolfsburger Meistercoach dann Volker Ippig zum VfL. Der Ex-Keeper des FC St. Pauli wollte allerdings sein auf drei Tage pro Woche begrenztes Engagement nicht ausweiten, durfte nach einem halben Jahr wieder gehen. Für Ippig verpflichtete Magath dann Andreas Hilfiker – der ehemalige Schweizer Nationaltorwart hält auch heute noch die VfL-Torhüter fit.
Nach Reitmaier kam Jentzsch – und die beiden Keeper verbinden gleich zwei kuriose Geschichten. Zum einen hatte Jentzsch bereits beim KSC Reitmaier verdrängt, zum anderen standen sich beide wenige Monate vorm Wiedersehen in Wolfsburg in einem denkwürdigen Elfmeterschießen gegenüber: Im Wolfsburger Pokalduell bei 1860 hatten alle Feldspieler schon geschossen, es stand immer noch remis, die Torhüter waren als jeweils elfter Schütze an der Reihe. Reitmaier scheiterte an Jentzsch, Jentzsch traf gegen Reitmaier – der VfL war raus. In Wolfsburg wurde Jentzsch Stammkeeper (Reitmaier wechselte später nach Gladbach), auch wenn ihn Sead Ramovic für ein paar Spiele verdrängte. 1,96-Meter-Mann Jentzsch absolvierte 142 Partien, ehe er nach seiner Aussortierung den VfL schließlich Richtung FC Augsburg verließ und nach der Karriere Torwarttrainer wurde. Stichwort Torwarttrainer: Auch Urgestein Hoßbach musste unter Magath gehen, als Nachfolger holte der spätere Wolfsburger Meistercoach dann Volker Ippig zum VfL. Der Ex-Keeper des FC St. Pauli wollte allerdings sein auf drei Tage pro Woche begrenztes Engagement nicht ausweiten, durfte nach einem halben Jahr wieder gehen. Für Ippig verpflichtete Magath dann Andreas Hilfiker – der ehemalige Schweizer Nationaltorwart hält auch heute noch die VfL-Torhüter fit.
Und mit Hilfiker nahm dann auch die Ära Benaglio in der Volkswagenstadt Fahrt auf. Bei seinem Premieren-Auftritt im VfL-Trikot Anfang Februar 2008 gab‘s ein 1:0 bei Arminia Bielefeld, mehr als 100 Siege folgten. Damals schon auf der Bank saß Lenz, der 2004 als zweiter Mann – hinter Jentzsch – verpflichtet worden war. Wie Jentzsch kam Lenz vom Zweitligisten 1860 München, kam in Wolfsburg allerdings in acht Jahren lediglich zu 18 Einsätzen. Auch Benaglios Landsmann Marwin Hitz, heute beim FC Augsburg, sowie Max Grün (kam 2013 von der SpVgg Greuther Fürth) konnten Benaglio als Stamm-Torhüter nicht verdrängen – das schaffte erst Koen Casteels in der 20. Wolfsburger Bundesliga-Saison.
Nächsten Mittwoch: Die Fast-Abstiege
Nächsten Mittwoch: Die Fast-Abstiege
In dieser Woche vor 20 Jahren
Der VfL kickt in der Zweitliga-Saison 1996/97 auch gegen den VfB Lübeck insgesamt 180 Minuten. 90 in der Hin-, 90 in der Rückrunde. Viel Zeit, aber anscheinend noch nicht genug: Weder im ersten Duell in Wolfsburg noch am 13. April 1997 in der Hansestadt gibt‘s einen Torschrei. auf der Anzeigetafel tut sich nichts. Nothing. rien. Nada. Niente.
Dabei pumpen beide Seiten das Aufeinandertreffen in Lübeck mit reichlich Bedeutung auf. „Wir stehen mit dem Rücken zur Wand – und das wird wohl bis zum Saisonende so bleiben“, erklärt Holger Behnert, Kapitän des abstiegsbedrohten VfB. Der VfL kämpft dagegen um den aufstieg. Holger Ballwanz, der aus Mölln unweit von Lübeck stammt, sagt: „Für die Wochen danach ist dies vielleicht das wichtigste Spiel.“
Taten, oder besser gesagt: Treffer, folgen auf diese Worte allerdings nicht. Dabei versucht sich Roy Präger in der 39. Minute am Tor des Jahres, sein akrobatischer Fallrückzieher nach Flanke von Michael Spies wird aber zur Beute von VfB-Torwart Maik Wilde. ansonsten entscheidet Wolfsburg in Hälfte eins fast alle Schlüsselduelle im Mittelfeld für sich, die Gastgeber machen erst nach der Pause deutlich, warum sie seit sechs Partien ungeschlagen sind. Offensive Wirkung erzielt jedoch keines der Teams.
Unterm Strich steht die zweite Nullnummer gegen Lübeck. „Die Mannschaft hat das taktische Konzept über 90 Minuten durchgehalten“, lobt VfL-Trainer Willi Reimann. „Wenn wir das Heimspiel gegen den FSV Zwickau gewinnen, sind wir bis zum Schluss bei der Musik dabei.“ Dass dabei von den Ergebnissen her einige Töne arg schräg geraten, können die Wolfsburger verschmerzen. Dank der Ausrutscher der Rivalen verharren sie im Schneckenrennen um den dritten aufstiegsplatz auf der Pole Position.
Dabei pumpen beide Seiten das Aufeinandertreffen in Lübeck mit reichlich Bedeutung auf. „Wir stehen mit dem Rücken zur Wand – und das wird wohl bis zum Saisonende so bleiben“, erklärt Holger Behnert, Kapitän des abstiegsbedrohten VfB. Der VfL kämpft dagegen um den aufstieg. Holger Ballwanz, der aus Mölln unweit von Lübeck stammt, sagt: „Für die Wochen danach ist dies vielleicht das wichtigste Spiel.“
Taten, oder besser gesagt: Treffer, folgen auf diese Worte allerdings nicht. Dabei versucht sich Roy Präger in der 39. Minute am Tor des Jahres, sein akrobatischer Fallrückzieher nach Flanke von Michael Spies wird aber zur Beute von VfB-Torwart Maik Wilde. ansonsten entscheidet Wolfsburg in Hälfte eins fast alle Schlüsselduelle im Mittelfeld für sich, die Gastgeber machen erst nach der Pause deutlich, warum sie seit sechs Partien ungeschlagen sind. Offensive Wirkung erzielt jedoch keines der Teams.
Unterm Strich steht die zweite Nullnummer gegen Lübeck. „Die Mannschaft hat das taktische Konzept über 90 Minuten durchgehalten“, lobt VfL-Trainer Willi Reimann. „Wenn wir das Heimspiel gegen den FSV Zwickau gewinnen, sind wir bis zum Schluss bei der Musik dabei.“ Dass dabei von den Ergebnissen her einige Töne arg schräg geraten, können die Wolfsburger verschmerzen. Dank der Ausrutscher der Rivalen verharren sie im Schneckenrennen um den dritten aufstiegsplatz auf der Pole Position.
„Den Abschlag in Rostock vergesse ich nicht“
Er war die erste Nummer 1 des VfL in der Bundesliga: Uwe Zimmermann. 1993 kam „Zimbo“, wie ihn die Fans riefen, von Fortuna Köln, stand zwei Jahre später mit dem VfL im DFB-pokalfinale. 1997 war er beim Bundesligaaufstieg dabei.
Wie war das vor 20 Jahren? Zu Beginn der Saison 1996/97 hatte Wolfsburg keiner so richtig auf dem Zettel, oder?
Stimmt. Eigentlich hatte es keiner so richtig bemerkt, dass wir es wirklich schaffen können. Und dann hat es doch geklappt... Das war schon der Wahnsinn. Das 5:4 gegen Mainz am letzten Spieltag, das war verrückt. Aber wir hatten auch eine super Truppe beisammen, wenn ich nur an Roy Präger, an Holger Ballwanz, Jann Jensen oder an Fritze Meißner denke.
Und Sie waren am ersten Sieg des VfL in der Eliteklasse nicht unbeteiligt...
Ja, das war das 1:0 in Rostock, der Siegtreffer. Nach einem langen Abschlag von mir verpasste mein Hansa-Kollege Perry Bräutigam außerhalb des Strafraums den Ball, Roy schnappte ihn sich und drosch ihn rein. Ein toller Einstand, den man nicht vergisst.
Nach ihrer Zeit beim VfL spielten Sie noch bei Eintracht Braunschweig, wechselten dann als Torwarttrainer auf die Bank.
Stimmt, ich war beim LR Ahlen und bei den Sportfreunden Siegen in dieser Funktion.
Und heute? Sind Sie immer noch im Trainergeschäft?
Ja, natürlich. Und zwar beim Nachwuchs meines Heimatklubs FC Astoria Walldorf. Im Moment bin ich Co -und Torwarttrainer unserer C-Jugend. Zudem biete ich Torwartcamps an, wie zum Beispiel über Ostern für Kinder zwischen acht und 14 Jahren. Das macht richtig viel Spaß.
Und Ihr Ex-Verein VfL, macht der Ihnen in der aktuellen Situation auch Spaß?
Ich schaue mir natürlich die Spiele des VfL, so oft es geht, im Fernsehen an. Auch wenn es im Moment etwas brenzlig aussieht, dürfte mit diesem Kader eigentlich nichts schief gehen, müsste die Klasse gehalten werden. Denn die Klubs, die momentan knapp vor dem VfL stehen, sind auch nicht besser.
Stimmt. Eigentlich hatte es keiner so richtig bemerkt, dass wir es wirklich schaffen können. Und dann hat es doch geklappt... Das war schon der Wahnsinn. Das 5:4 gegen Mainz am letzten Spieltag, das war verrückt. Aber wir hatten auch eine super Truppe beisammen, wenn ich nur an Roy Präger, an Holger Ballwanz, Jann Jensen oder an Fritze Meißner denke.
Und Sie waren am ersten Sieg des VfL in der Eliteklasse nicht unbeteiligt...
Ja, das war das 1:0 in Rostock, der Siegtreffer. Nach einem langen Abschlag von mir verpasste mein Hansa-Kollege Perry Bräutigam außerhalb des Strafraums den Ball, Roy schnappte ihn sich und drosch ihn rein. Ein toller Einstand, den man nicht vergisst.
Nach ihrer Zeit beim VfL spielten Sie noch bei Eintracht Braunschweig, wechselten dann als Torwarttrainer auf die Bank.
Stimmt, ich war beim LR Ahlen und bei den Sportfreunden Siegen in dieser Funktion.
Und heute? Sind Sie immer noch im Trainergeschäft?
Ja, natürlich. Und zwar beim Nachwuchs meines Heimatklubs FC Astoria Walldorf. Im Moment bin ich Co -und Torwarttrainer unserer C-Jugend. Zudem biete ich Torwartcamps an, wie zum Beispiel über Ostern für Kinder zwischen acht und 14 Jahren. Das macht richtig viel Spaß.
Und Ihr Ex-Verein VfL, macht der Ihnen in der aktuellen Situation auch Spaß?
Ich schaue mir natürlich die Spiele des VfL, so oft es geht, im Fernsehen an. Auch wenn es im Moment etwas brenzlig aussieht, dürfte mit diesem Kader eigentlich nichts schief gehen, müsste die Klasse gehalten werden. Denn die Klubs, die momentan knapp vor dem VfL stehen, sind auch nicht besser.