Wolfsburg? WM? War nix!
Bei der WM 2018 fehlten Italien, erfolgreicher Ballbesitzfussball, Deutsche k.o.–Spiele und Wolfsburger higlights. Dafür machten ehemalige VfL-Profis wehmütig.
Wolgograd, 28. Juni 2018, kurz vor 18 Uhr. Das WM-Vorrundenspiel zwischen Polen und Japan plätschert in unmittelbarer Nähe zur Wolga seinem Ende entgegen. Die Japaner sind trotz der 0:1–Niederlage weiter; für das Team um Torjäger Robert Lewandowski dagegen kommt der Sieg zu spät, das Ausscheiden stand bereits vor dem Anpfifffest. Das Ballgeschiebe auf dem Rasen dehnt die Sekunden der Nachspielzeit ins Unerträgliche, während am Spielfeldrand der vierte Offizielle die Tafel mit der roten 3 und der grünen 16 vorbereitet. Jakub Blaszczykowski soll noch ein paar WM-Sekunden bekommen, damit seine Länderspielzahl auf 101 erhöhen, um bei einem eventuellen Abschiedsspiel Rekordhalter Michal Zewlakow (102 Länderspiele zwischen 1999 und 2011) einholen zu können.
Das trostlose Gekicke führt allerdings nicht mehr zu einer Spielunterbrechung; und als Kamil Grosicki, Polens Nummer 3, schließlich einen Krampf vortäuscht, ist es zu spät. Schiedsrichter Janny Sikazwe aus Sambia unterbricht das Spiel nicht, sondern pfeift es ab. Damit steht nicht nur fest, dass Blaszczykowski die WM als 100-facher Nationalspieler beendet, sondern auch, dass seine 45 Einsatzminuten im ersten Gruppenspiel gegen den Senegal der einzige Auft ritt eines Spielers des VfL Wolfsburg bei dieser WM bleiben werden.
45 Minuten. Oder anders gesagt: Wolfsburg und die WM? Das war nix.
Dass die Einwechslung des 32-jährigen VfLers am Ende nicht mehr klappte, war bezeichnend. Es war aus Wolfsburger Sicht eine fade WM. Zwei Jahre zuvor, bei der Euro 2016 in Frankreich, war aus VfL-Sicht emotional noch alles dabei – vom DFB–Stammspieler Julian Draxler über den DFB– Reservisten André Schürrle und den Schweizer Dauerbrenner Ricardo Rodriguez bis zum Triumphator Vieirinha, der zwar während der EM seinen Stammplatz verlor, dafür aber den Titel gewann. Diesmal gab es nur einen enttäuschten Blaszczykowski in einem enttäuschenden polnischen Team und den belgischen Ersatztorwart Koen Casteels, der mit seinem Team zwar einen tollen dritten Platz holte, aber wie erwartet nie in die Nähe einer Einsatzchance kam.
45 Minuten. Oder anders gesagt: Wolfsburg und die WM? Das war nix.
Dass die Einwechslung des 32-jährigen VfLers am Ende nicht mehr klappte, war bezeichnend. Es war aus Wolfsburger Sicht eine fade WM. Zwei Jahre zuvor, bei der Euro 2016 in Frankreich, war aus VfL-Sicht emotional noch alles dabei – vom DFB–Stammspieler Julian Draxler über den DFB– Reservisten André Schürrle und den Schweizer Dauerbrenner Ricardo Rodriguez bis zum Triumphator Vieirinha, der zwar während der EM seinen Stammplatz verlor, dafür aber den Titel gewann. Diesmal gab es nur einen enttäuschten Blaszczykowski in einem enttäuschenden polnischen Team und den belgischen Ersatztorwart Koen Casteels, der mit seinem Team zwar einen tollen dritten Platz holte, aber wie erwartet nie in die Nähe einer Einsatzchance kam.
Es war die sechste WM seit dem Wolfsburger Bundesliga–Aufstieg 1997, nur einmal in dieser Zeit (2002) fand das Weltturnier ohne Wolfsburger Beteiligung statt. 2010, ein Jahr nach der Meisterschaft, waren mehr VfLer denn je (zehn) bei der WM dabei. 2014, ein Jahr vor dem Pokalsieg, waren es mehr Wolfsburger WM–Minuten (2199) denn je. Die zeitliche Nähe der größten VfL-Erfolge zu diesen beiden aus Wolfsburger Sicht bemerkenswerten Weltturnieren ist kein Zufall.
Die beiden mageren VfL-Jahre zuletzt haben also auch in Sachen Nationalmannschaften Wirkung gezeigt. Etablierte Auswahlspieler wie Ricardo Rodriguez oder Mario Gomez haben den VfL verlassen, aktuelle Wolfsburger haben sich beim VfL nicht für ihre Länderteams empfehlen können oder haben wie Marcel Tisserand (DR Kongo) und John Anthony Brooks (USA) die Qualifikation mehr oder minder knapp verpasst. Und so bleiben alte Bestmarken bestehen – Arne Friedrich ist nach wie vor der einzige VfLer, der bei einer WM ein Tor für Deutschland schoss (2010), Diego Benaglio der einzige Spieler, der zwei Weltmeisterschaften (2010 und 2014) als Wolfsburger bestritt. Friedrich und Mike Hanke (Kurzeinsatz im Spiel um Platz 3 2006) bilden zudem die kurze Liste der deutschen Wolfsburger WM-Spieler.
Wer die WM diesmal durch die Wolfsburger Brille betrachten wollte, dem blieb nur ein wehmütiger Blick zurück auf ehemalige VfL-Profis, die das Weltturnier am Ende sogar prägten. Allen voran Mario Mandzukic (2010 bis 2012 beim VfL) und Ivan Perisic (2012 bis 2015), das kroatische Offensivduo, das das Halbfinale gegen England quasi im Alleingang gewann. Beide gehörten auch zu den Protagonisten des Finals – weil auch dort beide je einen Treffer erzielten und weil Mandzukic zudem als erster Eigentorschütze in einem WM-Finale in die Fußball-Geschichte einging. Mit Kevin De Bruyne (2013 bis 2015) war ein weiterer Ex-VfLer Motor des Offensivspiels beim WM-Dritten Belgien, auch andere WM-Spieler mit Wolfsburger Vergangenheit enttäuschten nicht: Rodriguez (2011 bis 2017 beim VfL) agierte als Linksverteidiger der Schweiz gewohnt solide, Simon Kjaer (2010 bis 2013 beim VfL) hatte als umsichtiger Abwehrchef großen Anteil daran, dass Dänemark die Vorrunde überstand, und Rechtsverteidiger Fagner (2012 bis 2013 beim VfL) nutzte die Chance, die sich im Team Brasiliens durch den Verletzungsausfall von Dani Alves und die Formschwäche von Danilo bot. Einzig Gomez (2016 bis 2017 beim VfL) war als Sturmjoker in einer enttäuschenden deutschen Mannschaft ähnlich frustriert wie der Rest des DFB-Teams.
Für die beiden aktuellen Wolfsburger WM-Teilnehmer ergeben sich derweil mit Blick auf die EM 2020 höchst unterschiedliche Perspektiven. Casteels ist weiter noch ohne Länderspiel und dürfte sich schwertun, an Belgiens Nummer 1 Thibaut Courtois (zum besten Torwart der WM gewählt) vorbeizukommen – beide sind 26 Jahre alt. Blaszczykowski kann unterdessen seine mögliche Zukunft in Polens Team familienintern besprechen: Der neue Nationaltrainer Jerzy Brzęczek ist sein Onkel. apa
Die beiden mageren VfL-Jahre zuletzt haben also auch in Sachen Nationalmannschaften Wirkung gezeigt. Etablierte Auswahlspieler wie Ricardo Rodriguez oder Mario Gomez haben den VfL verlassen, aktuelle Wolfsburger haben sich beim VfL nicht für ihre Länderteams empfehlen können oder haben wie Marcel Tisserand (DR Kongo) und John Anthony Brooks (USA) die Qualifikation mehr oder minder knapp verpasst. Und so bleiben alte Bestmarken bestehen – Arne Friedrich ist nach wie vor der einzige VfLer, der bei einer WM ein Tor für Deutschland schoss (2010), Diego Benaglio der einzige Spieler, der zwei Weltmeisterschaften (2010 und 2014) als Wolfsburger bestritt. Friedrich und Mike Hanke (Kurzeinsatz im Spiel um Platz 3 2006) bilden zudem die kurze Liste der deutschen Wolfsburger WM-Spieler.
Wer die WM diesmal durch die Wolfsburger Brille betrachten wollte, dem blieb nur ein wehmütiger Blick zurück auf ehemalige VfL-Profis, die das Weltturnier am Ende sogar prägten. Allen voran Mario Mandzukic (2010 bis 2012 beim VfL) und Ivan Perisic (2012 bis 2015), das kroatische Offensivduo, das das Halbfinale gegen England quasi im Alleingang gewann. Beide gehörten auch zu den Protagonisten des Finals – weil auch dort beide je einen Treffer erzielten und weil Mandzukic zudem als erster Eigentorschütze in einem WM-Finale in die Fußball-Geschichte einging. Mit Kevin De Bruyne (2013 bis 2015) war ein weiterer Ex-VfLer Motor des Offensivspiels beim WM-Dritten Belgien, auch andere WM-Spieler mit Wolfsburger Vergangenheit enttäuschten nicht: Rodriguez (2011 bis 2017 beim VfL) agierte als Linksverteidiger der Schweiz gewohnt solide, Simon Kjaer (2010 bis 2013 beim VfL) hatte als umsichtiger Abwehrchef großen Anteil daran, dass Dänemark die Vorrunde überstand, und Rechtsverteidiger Fagner (2012 bis 2013 beim VfL) nutzte die Chance, die sich im Team Brasiliens durch den Verletzungsausfall von Dani Alves und die Formschwäche von Danilo bot. Einzig Gomez (2016 bis 2017 beim VfL) war als Sturmjoker in einer enttäuschenden deutschen Mannschaft ähnlich frustriert wie der Rest des DFB-Teams.
Für die beiden aktuellen Wolfsburger WM-Teilnehmer ergeben sich derweil mit Blick auf die EM 2020 höchst unterschiedliche Perspektiven. Casteels ist weiter noch ohne Länderspiel und dürfte sich schwertun, an Belgiens Nummer 1 Thibaut Courtois (zum besten Torwart der WM gewählt) vorbeizukommen – beide sind 26 Jahre alt. Blaszczykowski kann unterdessen seine mögliche Zukunft in Polens Team familienintern besprechen: Der neue Nationaltrainer Jerzy Brzęczek ist sein Onkel. apa