Von vollen Tüten und anonymen Göttern
Keine Frage: Humor kann den VfL-Fans niemand absprechen! Die Liste der eingetragenen Fanklubs des Vereins ist lang, und unter ihnen haben einige Namen, die für Lacher sorgen. So müssen „Radkappen“ nicht unbedingt immer die spöttische Bezeichnung von Fans anderer Vereine für VfL-Anhänger sein. Selbstironisch hat sich auch eine VfL-Fangruppierung diesen Namen gegeben. Selbstbewusst ist die Namensgebung unterdessen eine organisierte Anhängerschaft aus Brome angegangen, die sich als „Die anonymen Fußballgötter“ bezeichnet – womit sie sich wie die Radkappen selbst auf den Arm nimmt. Manchmal kann sich ein Außenstehender nicht mal im Entferntesten ausmalen, was dieser Name denn nun mit dem Wolfsburger Fußball-Bundesligisten zu tun hat. Oder wissen Sie, was „Volle Tüte“ und die Grün-Weißen gemeinsam haben? Wir haben uns auf Spurensuche begeben, welche Geschichten hinter den Fanklub-Namen des Bundesligisten stecken.
Es ist die Bezeichnung, auf die ein jeder VfL-Fan immer allergisch reagieren wird: Radkappe. Eine seit Jahren etablierte Lästerei von Fans anderer Teams, insbesondere aus Braunschweig, In Richtung der Wolfsburger Anhänger. Rainer Trotzek und Volker Arms ging der Spott in den 90er Jahren irgendwann gegen den Strich. Die beiden Freunde, die den VfL bereits zu Zweitligazeiten regelmäßig unterstützten, hatten schon länger den Wunsch nach einem eigenen Fanklub. Einzig der Name fehlte noch. „Volker erzählte dann irgendwann, dass ein guter Freund von ihm, ein BTSV-Fan, immer über den VfL und seine Fans lästern würde, sie seien Radkappen“, sagt Trotzek. Doch das Duo drehte den Spieß einfach um: „Die Diskussion war dann kurz und wir beschlossen, dass wir das mit Selbstironie zurückgeben und unseren Fanklub „Die Radkappen“ nennen“, berichtet Trotzek weiter und fügt augenzwinkernd hinzu: „So gibt es nicht nur in den Augen gegnerischer Fans, sondern auch ganz offiziell seit über 20 Jahren Radkappen beim VfL.“
Zu den ältesten noch bestehenden Fanklubs gehört die 1997 gegründete Gruppe „Volle Tüte“. Ein Schelm, wer Böses dabei und an Rauschmittel-Konsum denkt. Der Hintergrund ist ein ganz anderer. „Dieser Name hat nichts mit Joints zu tun“, stellt Philip Henkel klar. Und erzählt die Geschichte: „Es war der 9. April 1995, als einige Fans des damaligen Kreisligisten SV Brackstedt zum Spiel ihrer Mannschaft beim SV Reislingen/Neuhaus fuhren. Während des Spieles steuerten sie zum Bierholen mehrmals eine naheliegende Tankstelle an. Nach dem dritten Mal Bierholen sagte der Kassierer: ‚Eine volle Tüte zurück!‘ Nach dem Spiel diskutierten die Fans dann noch über die drei Tage später anstehende Fahrt zum Pokal-Halbfinale des VfL beim 1. FC Köln. Irgendwann sagte jemand, dass dann der ‚Fanklub Volle Tüte‘ wieder auf Tour sei. Alle zwölf Gründungsmitglieder traten dann auch die Sonderzugfahrt nach Köln an.“ Heute besteht „Volle Tüte“ aus 37 Wölfe-Anhängern – und die Tüte gibt es immer noch, Henkel bewahrt sie in seinem Kästchen mit VfL-Erinnerungen auf.
Der älteste eingetragene Fanklub der Wolfsburger sind die „Schlemmerbrüder“. Dieser hat seinen Namen allerdings nicht, weil er von dickbäuchigen Jungs gegründet wurde. Vielmehr entstammt der Name aus dem Ort der Gründung, nämlich dem Wolfsburger Schlemmerland. Unter den Mitgliedern ist auch der heutige Fanbeauftragte Lothar Schukowski. „Der Name war schnell in der Fanszene bekannt und der Fanklub wuchs recht schnell“, resümiert der Vorsitzende Thomas Schneider. Wohl einzigartig in Wolfsburg: Mit der Zeit ist aus dem Fanklub für die Männermnschaft auch ein reiner Frauenfußball-Fanklub entsprungen, die „Wölfinnen Family“. Wölfinnen-Vorsitzende Petra Biallowons erklärt: „Als wir gemerkt haben, dass immer mehr Leute ihr ‚Zuhause‘ im AOK-Stadion gesucht haben, haben wir eine reine Frauen-Abteilung gegründet. Diese ist sehr rasant gewachsen.“
Ebenfalls als eine Familie, wenngleich aber mit einem ganz anderem Hintergrund sieht sich „La Familia“. Auf Anfrage teilte der Fanklub mit, dass La Familia ein Förderkreis des Fanklubs „Brigade Ultras 02“ und lange Zeit für alle nicht-ultraorientierten Fans Anlaufpunkt war. 2014 entschied sich ein Großteil der Mitglieder dazu, La Familia nicht mehr als Förderkreis anzusehen, sondern als Hauptfanklub, dessen Mitglieder sich vom „Ultra-Gedanken“ distanzieren. Diese Entscheidung sorgte dafür, dass einige „Freunde“ die Gruppe verließen, da diese diesen Weg nicht mehr mitgehen wollten. „Die, die aber blieben, waren von da an eine große Familie – La Familia wuchs und wuchs“, so der Fanklub.
An immer größer werdenden Mitgliederzahlen erfreuen sich auch die „Grenzenlosen Wolfsburger“. Der Name hat dabei mehrere Bedeutungen, wie Serina Hoffmann, Vorsitzende des Fanklubs, erläutert: „Zum einen sind gut 85 Prozent der Mitglieder aus Sachsen-Anhalt und wir gehen über die Landesgrenzen Niedersachsens hinaus, wie es auch unser Logo zeigt. Und die andere Bedeutung ist unsere Unterstützung: Unser Herzblut und unsere Leidenschaft zum Verein sind grenzenlos.“
Grenzen überschreiten – das haben sich ebenfalls die „Meilenwölfe“ im wahrsten Sinne auf die Fahne geschrieben. Dieser Fanklub fokussiert sich darauf, den VfL nicht nur in der Volkswagen-Arena, sondern vor allem auch in der Fremde zu unterstützen. Fanklub-Vorsitzender Sören Henke: „Aus dem Ziel heraus, möglichst viele Auswärtsspiele zu besuchen, entstand der Name“.
Grenzen überschreiten – das haben sich ebenfalls die „Meilenwölfe“ im wahrsten Sinne auf die Fahne geschrieben. Dieser Fanklub fokussiert sich darauf, den VfL nicht nur in der Volkswagen-Arena, sondern vor allem auch in der Fremde zu unterstützen. Fanklub-Vorsitzender Sören Henke: „Aus dem Ziel heraus, möglichst viele Auswärtsspiele zu besuchen, entstand der Name“.
Am selbstbewusstesten gingen wohl „Die anonymen Fußballgötter“ an die Namensgebung ihrer organisierten Anhängerschaft heran. Natürlich mit einem dicken Augenzwinkern verrät Florian Bertram, ein „anonymer Fußballgott“, was es mit dem Namen auf sich hat: „Kurz vor der Winterpause im Jahr 1999 saßen wir vorm Spiel auf dem Wolfsburger Weihnachtsmarkt und entschlossen uns, endlich einen Fanklub zu gründen. Jetzt mussten wir nur noch einen passenden Namen finden. Da einige unserer Mitglieder meinten, dass wir ja eigentlich, Fußballgötter‘ wären und unser Talent leider nicht erkannt wurde, passte der Name perfekt zu uns. Und so gründeten wir dann den ersten VfL-Fanklub in der Samtgemeinde Brome.“