Herbies letzte Runde: Heribert Rüttger vom VfL Wolfsburg
Die Rückrunde ist seine letzte Runde: Heribert Rüttger wird den VfL Wolfsburg am Saisonende verlassen - weil er in den verdienten Ruhestand geht. Gut 21 Jahre wird er dann Zeugwart und gute Seele des Teams gewesen sein.
Eine VfL-Kollegin hat ihm vor Kurzem einen Kalender geschenkt. 2021. Aber nur das erste Halbjahr. Aus gutem Grund. Denn für Heribert Rüttger ist es das letzte halbe Jahr beim VfL, der langjährige Zeugwart macht nach dieser Saison Schluss. Er geht in Rente und freut sich auf mehr Zeit mit seiner Frau Heidi und mit seinen Enkelkindern, die in der Pfalz zu Hause sind.
Eigentlich könnte Rüttger, der im März 64 Jahre alt wird, schon im Februar in Rente gehen, doch nach einem Gespräch mit Sportdirektor Marcel Schäfer war schnell klar, dass die gute Seele des Teams diese Saison noch zu Ende bringt. „So schön mein Job auch ist – irgendwann reicht es halt dann doch mal“, sagt Rüttger schmunzelnd. „Meine Enkel fehlen mir, sie sehe ich viel zu selten“, erzählt der Mann, der fast jeden Tag schon weit vor den Spielern auf dem Klubgelände weilt. Gegen halb acht ist er immer da, wird zweimal trainiert, endet sein Tag erst gegen 19 Uhr.
Eigentlich könnte Rüttger, der im März 64 Jahre alt wird, schon im Februar in Rente gehen, doch nach einem Gespräch mit Sportdirektor Marcel Schäfer war schnell klar, dass die gute Seele des Teams diese Saison noch zu Ende bringt. „So schön mein Job auch ist – irgendwann reicht es halt dann doch mal“, sagt Rüttger schmunzelnd. „Meine Enkel fehlen mir, sie sehe ich viel zu selten“, erzählt der Mann, der fast jeden Tag schon weit vor den Spielern auf dem Klubgelände weilt. Gegen halb acht ist er immer da, wird zweimal trainiert, endet sein Tag erst gegen 19 Uhr.
Und das macht „Herbie“, wie er von allen gerufen wird, schon seit Januar 2000 so. Damals flog Rüttger auf Wunsch des ehemaligen VfL-Trainers Wolfgang Wolf, mit dem Rüttger befreundet ist, als Zeugwart mit ins Wolfsburger Trainingslager nach Portugal. Seinen Job als Drucker hatte er gerade gekündigt. „Mein Vater war kurz zuvor gestorben. Wenn er noch gelebt hätte, hätte ich das mit Wolfsburg nicht gemacht“, erinnert sich Rüttger an den Beginn „eines Abenteuers für mich. Ich glaube, ich habe anfangs sogar weniger verdient beim VfL als in meinem alten Job in der Druckerei. Aber der Wolfgang wusste, ich bin ein bisschen Fußball-bekloppt. Er hat damals zu mir gesagt: Schau dir das doch mal an – und dann sehen wir weiter.“ Rüttger blieb seitdem dabei, ist mit Masseur Manfred Kroß (seit 1996 VfLer) die größte Konstante im direkten Umfeld der Profis.
Nur zwei Spiele hat er in seiner Zeit in Wolfsburg verpasst, eines im Mai 2004 in Hannover, weil ein Freund verstarb und ein weiteres „vor vier, fünf Jahren in der Vorbereitung“, weil er da „irgendwas mit dem Fuß“ hatte, wie Rüttger grinsend schildert. Und so erlebte der Mann, den man sich ohne sein Lächeln im Gesicht gar nicht vorstellen kann, immer hautnah mit, wenn es beim VfL dramatisch wurde. Etwa im Mai 2006 am letzten Spieltag, als Wolfsburg ausgerechnet gegen seinen Herzensklub 1. FC Kaiserslautern den Klassenerhalt sicherte. Oder 2009 und 2015, als der VfL seine beiden Titel holte. Oder die Relegationsjahre 2017 und 2018, als Wolfsburg wieder nur haarscharf an der 2. Liga vorbeischrammte. Oder im April 2016, als im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League die 2:0-Sensation gegen Real Madrid mit Weltstar Cristiano Ronaldo gelang. Im Rückspiel verlor der VfL im altehrwürdigen Estadio Santiago Bernabéu 0:2 – und war raus. Ein Aus, dass Rüttger „damals richtig wehtat – und was so was von ärgerlich war“.
Nur zwei Spiele hat er in seiner Zeit in Wolfsburg verpasst, eines im Mai 2004 in Hannover, weil ein Freund verstarb und ein weiteres „vor vier, fünf Jahren in der Vorbereitung“, weil er da „irgendwas mit dem Fuß“ hatte, wie Rüttger grinsend schildert. Und so erlebte der Mann, den man sich ohne sein Lächeln im Gesicht gar nicht vorstellen kann, immer hautnah mit, wenn es beim VfL dramatisch wurde. Etwa im Mai 2006 am letzten Spieltag, als Wolfsburg ausgerechnet gegen seinen Herzensklub 1. FC Kaiserslautern den Klassenerhalt sicherte. Oder 2009 und 2015, als der VfL seine beiden Titel holte. Oder die Relegationsjahre 2017 und 2018, als Wolfsburg wieder nur haarscharf an der 2. Liga vorbeischrammte. Oder im April 2016, als im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League die 2:0-Sensation gegen Real Madrid mit Weltstar Cristiano Ronaldo gelang. Im Rückspiel verlor der VfL im altehrwürdigen Estadio Santiago Bernabéu 0:2 – und war raus. Ein Aus, dass Rüttger „damals richtig wehtat – und was so was von ärgerlich war“.
16 Trainer hat der Zeugwart beim VfL „überlebt“. Mit Wolf ist er seit ewigen Zeiten befreundet, auch zu Meistertrainer Felix Magath hatte er stets „einen guten Draht. Ich sage es noch heute: Ohne ihn wären wir nicht Meister geworden“, so Rüttger. An eine Anekdote denkt er häufiger mal zurück: Als VfL-Arzt Dr. Günter Pfeiler, Magath und er mal wieder einen Saunagang machten, „da hat der Felix grinsend gesagt: ,Ihr zwei seid auch schon viel zu lange da…‘“ Magath war bekannt dafür, dass er das spielende Personal gern schnell mal austauscht, wenn es nicht läuft. Aber an Rüttger traute er sich nicht ran. Man habe eben „in der Sauna viel geschwitzt und viel gelacht“. Auch zu Pokalsieger-Trainer Dieter Hecking hatte Rüttger immer einen guten Draht, auch mit ihm traf er sich häufiger mal in der Sauna. Und was wurde sich so erzählt, wenn der Trainer und der Zeugwart in der Sauna sitzen? Rüttger: „Das weiß ich nicht mehr so genau, aber die Trainer stehen doch immer unter Strom. Und da konnte man halt abschalten.“
Dass er seinen Beruf schätzt, betont er immer wieder. Stets unter Strom, das gelte auch für ihn. Weil er versucht, seinen Job mit größter Leidenschaft zu machen. Er sorgt nicht nur dafür, dass die Trikots und die Schuhe glänzen, sondern war und ist auch eine Art Seelsorger für die Profis. Einen „Top-Draht“ hatte er und hat er zu Marcel Schäfer, zum Rekord-Feldspieler der Wolfsburger, der seit 2018 Sportdirektor beim VfL ist. Schäfer spricht gar von einer väterlichen Figur, wenn er an Rüttger denkt: „Er war für mich vom ersten Tag an ein ganz wichtiger Ansprechpartner – er war und ist die gute Seele in der Truppe und er hatte für viele Spieler immer ein offenes Ohr. So etwas ist unfassbar wichtig und kann viel mehr bewirken als so mancher glaubt.“
Rüttger hat Stars kommen und gehen sehen in Wolfsburg, etwa Torjäger Mario Gomez („Ein super Typ“) oder Andrzej Juskowiak. „Wir haben bei Auswärtsfahrten alle im Bus gesessen und haben Karten gespielt – aber Andrzej schaute auf einen Laptop. Er war der erste Spieler, der so etwas bei uns damals hatte.“ Während Juskowiak eher ein stillerer Typ gewesen sei, war Tomislav Maric „immer für einen Spaß zu haben“, sagt Rüttger, der ab und an auch noch mit dem einstigen eisenharten Abwehrspieler Maik Franz telefoniert und im vergangenen Jahr erst den ehemaligen argentinischen VfL-Torjäger Diego Klimowicz zufällig am Allersee traf. „Wenn ich daran denke, was das damals für eine Zeit war, als er kam. Wir mussten nach Wendschott ausweichen, weil unser Trainingsplatz ab und an mal unter Wasser stand“, so Rüttger, der pro Saison zusammen mit seinem Kollegen Nils Scholz gut 1500 Trikots beflockt und vor Auswärtsspielen akribisch darauf achtet, dass auch ja nichts vergessen wird.
Bis zu seinem VfL-Abschied ist es noch ein bisschen hin, aber Rüttger weiß jetzt schon, was er in der zweiten Jahreshälfte vermissen wird. „Die Sauna“, sagt er lachend. „Da gehe ich halt jeden Tag rein.“ Übrigens: Auch nach seiner Zeugwart-Zeit beim VfL wird Rüttger nicht sofort wieder in seine Heimat in die Pfalz zurückkehren, weil seine Frau (arbeitet im Ticketing des Klubs) noch bis zum September 2022 tätig sein wird, bevor auch sie in Rente gehen kann. Da stellt sich doch die Frage: Warum hängt Rüttger nicht noch ein paar Monate beim Bundesligisten dran? „Theoretisch wäre das möglich“, sagt er. „Es macht ja immer noch alles viel Spaß, ich werde das auch alles vermissen – aber andererseits muss ich sagen: Es ist jetzt langsam auch Zeit.“
Zeit, zu gehen, um mehr Zeit für seine Familie zu haben, daheim in Bad Dürkheim. Dort wohnt auch Wolfgang Wolf. Der VfL-Trainer, der ihn vor 21 Jahren nach Wolfsburg gelotst hatte. Von Engelbert Hensel
Dass er seinen Beruf schätzt, betont er immer wieder. Stets unter Strom, das gelte auch für ihn. Weil er versucht, seinen Job mit größter Leidenschaft zu machen. Er sorgt nicht nur dafür, dass die Trikots und die Schuhe glänzen, sondern war und ist auch eine Art Seelsorger für die Profis. Einen „Top-Draht“ hatte er und hat er zu Marcel Schäfer, zum Rekord-Feldspieler der Wolfsburger, der seit 2018 Sportdirektor beim VfL ist. Schäfer spricht gar von einer väterlichen Figur, wenn er an Rüttger denkt: „Er war für mich vom ersten Tag an ein ganz wichtiger Ansprechpartner – er war und ist die gute Seele in der Truppe und er hatte für viele Spieler immer ein offenes Ohr. So etwas ist unfassbar wichtig und kann viel mehr bewirken als so mancher glaubt.“
Rüttger hat Stars kommen und gehen sehen in Wolfsburg, etwa Torjäger Mario Gomez („Ein super Typ“) oder Andrzej Juskowiak. „Wir haben bei Auswärtsfahrten alle im Bus gesessen und haben Karten gespielt – aber Andrzej schaute auf einen Laptop. Er war der erste Spieler, der so etwas bei uns damals hatte.“ Während Juskowiak eher ein stillerer Typ gewesen sei, war Tomislav Maric „immer für einen Spaß zu haben“, sagt Rüttger, der ab und an auch noch mit dem einstigen eisenharten Abwehrspieler Maik Franz telefoniert und im vergangenen Jahr erst den ehemaligen argentinischen VfL-Torjäger Diego Klimowicz zufällig am Allersee traf. „Wenn ich daran denke, was das damals für eine Zeit war, als er kam. Wir mussten nach Wendschott ausweichen, weil unser Trainingsplatz ab und an mal unter Wasser stand“, so Rüttger, der pro Saison zusammen mit seinem Kollegen Nils Scholz gut 1500 Trikots beflockt und vor Auswärtsspielen akribisch darauf achtet, dass auch ja nichts vergessen wird.
Bis zu seinem VfL-Abschied ist es noch ein bisschen hin, aber Rüttger weiß jetzt schon, was er in der zweiten Jahreshälfte vermissen wird. „Die Sauna“, sagt er lachend. „Da gehe ich halt jeden Tag rein.“ Übrigens: Auch nach seiner Zeugwart-Zeit beim VfL wird Rüttger nicht sofort wieder in seine Heimat in die Pfalz zurückkehren, weil seine Frau (arbeitet im Ticketing des Klubs) noch bis zum September 2022 tätig sein wird, bevor auch sie in Rente gehen kann. Da stellt sich doch die Frage: Warum hängt Rüttger nicht noch ein paar Monate beim Bundesligisten dran? „Theoretisch wäre das möglich“, sagt er. „Es macht ja immer noch alles viel Spaß, ich werde das auch alles vermissen – aber andererseits muss ich sagen: Es ist jetzt langsam auch Zeit.“
Zeit, zu gehen, um mehr Zeit für seine Familie zu haben, daheim in Bad Dürkheim. Dort wohnt auch Wolfgang Wolf. Der VfL-Trainer, der ihn vor 21 Jahren nach Wolfsburg gelotst hatte. Von Engelbert Hensel