„Ich muss noch ein bisschen an meiner Konstanz arbeiten“, so Anna-Lena Stolze vom Frauenfußball-Bundesligisten VfL Wolfsburg
Im Interview Spricht „Leihspielerin“ Anna-Lena Stolze über Ihre Fussballerische Zukunft
Anna-Lena Stolze vom Frauenfußball-Bundesligisten VfL Wolfsburg spielt seit Januar 2020 auf Leihbasis beim niederländischen Erstligisten Twente Enschede. Unter Neu-VfL-Trainer Tommy Stroot wurde sie in ihrem ersten Jahr direkt Meister in der Eredevisie und zählte zu den torgefährlichsten Spielerinnen der Liga. Im Interview spricht die 21-Jährige über ihre Entwicklung, die Umstellung, das Niveau der Liga, ihre zweite Saison mit Twente, und wie es für sie 2022 weitergehen soll.
Frau Stolze, seit Januar 2020 spielen Sie auf Leihbasis bei Twente Enschede. Letzte Saison wurden Sie Meister in der Eredivisie. Wie haben Sie Ihre erste Saison dort erlebt?
Die Anfangsphase war schwierig für mich, da ich immer wieder mit Blessuren zu kämpfen hatte und nicht so wirklich reinkam. Ich habe zudem nicht viele Tore geschossen und war mit meiner Leistung noch nicht so zufrieden. Als es Ende April in Richtung Play-off s ging, kam ich immer mehr in den Rhythmus und wurde auch für die Mannschaft wichtiger, das hat mir natürlich richtig gutgetan. In den Play-off s waren wir immer bereit und haben alles gegeben. Deswegen wurden wir am Ende auch total verdient Meister.
Am 21. März haben Sie für positive Schlagzeilen gesorgt, da Ihnen beim 9:0 gegen Alkmaar ein Viererpack gelang.
Gefühlt war dieses Spiel richtungsweisend, denn danach begann für mich persönlich die Periode, in der ich dann meinen besten Fußball für Twente gespielt habe.
Mit zehn Toren gehörten Sie nach der Saison mit zu den torgefährlichsten Spielerinnen der Liga ...
... und jetzt ist es mein größtes Ziel, auch mal Torschützenkönigin zu werden. Ich möchte einfach probieren, zu den Besten zu gehören und so vielleicht ‚das Talent‘ der Liga zu sein.
Wie groß war die Umstellung, mit 20 Jahren in eine fremde Liga zu wechseln?
Hier wird ein ganz anderer Fußball gespielt. Die Holländer haben mehr Freiraum. In Deutschland geben die Trainer und Trainerinnen gerne viel vor und verfolgen genaue Pläne. Hier ist es eher so, dass, wenn ich Option B besser finde, ich diese auch auf dem Platz einfach umsetzen kann. Das ist nicht nur super-interessant, es hilft mir auch in meiner Entwicklung sehr weiter.
Hätten Sie auch in der Bundesliga bleiben können?
Ja, es gab auch andere Angebote aus der Bundesliga und dem Ausland, Leihe oder feste Wechsel. Für mich stand aber fest, dass ich in der Bundesliga nicht einfach irgendwo spielen möchte. Das Ausland ist eine gute und wertvolle Erfahrung. Ausschlaggebend für die Leihe nach Enschede war auch, dass Twente und der VfL eine tolle Vereinsfreundschaft miteinander pflegen. Ich wusste, dass sie in den Niederlanden oben mitspielen, und nach den Gesprächen war mir schnell klar, dass es die beste Option ist, um mich weiterzuentwickeln.
Im Gegenzug zieht es immer mehr niederländische Spielerinnen aus der Eredivisie ins Ausland – mit Lynn Wilms und Joelle Smits unter anderem auch nach Wolfsburg. Überrascht Sie das?
Holland ist einfach eine super Basis. Man kann sich präsentieren, sticht in seinem Verein und der Liga heraus und hat dann die Option, in eine höhere Liga zu wechseln. Ich denke schon, dass die großen Vereine stark auf die Liga hier schauen, um die Talente rauszupicken – denn davon gibt es hier reichlich. Ich freue mich sehr für Joelle und Lynn, dass sie diese Chance bekommen. Die holländische Liga darf aber natürlich parallel auch nicht an Attraktivität verlieren.
Wie bewerten Sie das Niveau vor dem Start der neuen Saison?
Die Liga verliert zwar viele Schlüsselspielerinnen, dafür kommen aber auch viele ältere Akteurinnen, die lange im Ausland gespielt haben, vermehrt zurück. Das finde ich positiv, denn solche Spielerinnen brauchst du, damit es eine Herausforderung bleibt. Die Mischung zwischen Erfahrung und Talent passt, das ist für die Liga nur positiv. Wenn das eine Talent geht, steht quasi ein anderes schon in den Startlöchern.
Mit Tommy Stroot ging dazu der Twente-Cheftrainer nach Wolfsburg. Wie haben Sie ihn kennengelernt?
Ein offener Mensch, der viel redet und sehr herzlich ist. Das ist etwas, was man hier in Holland auf jeden Fall braucht. Ich bin gespannt, wie er es in Wolfsburg umsetzen wird. Fußballerisch ist er ein kleiner Fanatiker. (lacht) Er kann halt einfach alles, hat gefühlt jedes DFB-Lehrbuch studiert. Er kann sehr viel verändern, sich auf eine gegnerische Mannschaft einstellen, aber mit seiner eigenen auch etwas kreieren. Ich schätze ihn sehr, denn er hat mich auch besser gemacht.
Inwiefern?
Er hat mir meine Schwächen aufgezeigt, mir aber auch immer wieder gesagt, dass ich meine Stärken nutzen soll. Nicht jede Spielerin kann alles, dementsprechend muss man mit dem, was man kann, hervorstechen und das besonders gut können. Das hat er mir beigebracht.
Wie sehen Sie Ihre bisherige Entwicklung in Enschede?
Das war die absolut richtige Entscheidung. Ich habe mich hier mega weiterentwickelt, nicht nur fußballerisch, sondern auch menschlich. Natürlich ist Holland nicht weit weg und die Sprache nicht so fremd, aber es passt.
In Wolfsburg sind Sie einen hohen Standard gewohnt. Wie sind die Bedingungen in den Niederlanden?
In Holland gibt es mit Ajax Amsterdam, PSV Eindhoven und Twente Enschede drei sehr große Vereine. PSV und Ajax machen wirklich richtig gute Arbeit, haben beispielsweise große Trainingskomplexe und Leistungszentren. Das fehlt bei Twente zwar, aber man merkt schon, dass sie hier enorm viel probieren und ihnen der Frauenfußball sehr viel wert ist. Natürlich war es im Vergleich zum VfL eine große Umstellung, aber ich weiß auch, dass ich bei einem großen Klub angefangen habe und dementsprechend meine Erwartungen runterschrauben musste. Ich bewerte das auch als super Erfahrung.
Gleichzeitig möchte sich Ihr deutscher Verein die Meisterschaft zurückholen. Wie sehen Sie die Bundesliga vor der neuen Saison?
Der VfL hat in den vergangenen Jahren nicht umsonst so viele Titel gewonnen. Wenn man auf den Kader und die erste Elf guckt, stand da zuletzt immer viel Erfahrung und eine super Klasse auf dem Platz. Die Verpflichtung von Tommy Stroot ist ein guter Schritt und auch, dass sie vermehrt Talente verpflichten. Ich denke aber auch, dass es eventuell ein bisschen Zeit braucht, bis alle Veränderungen umgesetzt sind und die Automatismen wieder klicken. Die Voraussetzungen, um Meister zu werden, sind beim VfL immer gegeben.
… und ab 2022 mischen Sie dann wieder im VfL-Trikot mit?
Das wäre mein Traum, ja. (lacht) Bis dahin muss ich aber noch ein bisschen an meiner Konstanz arbeiten – um einfach in jedem Spiel zu zeigen, was ich kann.
Frau Stolze, seit Januar 2020 spielen Sie auf Leihbasis bei Twente Enschede. Letzte Saison wurden Sie Meister in der Eredivisie. Wie haben Sie Ihre erste Saison dort erlebt?
Die Anfangsphase war schwierig für mich, da ich immer wieder mit Blessuren zu kämpfen hatte und nicht so wirklich reinkam. Ich habe zudem nicht viele Tore geschossen und war mit meiner Leistung noch nicht so zufrieden. Als es Ende April in Richtung Play-off s ging, kam ich immer mehr in den Rhythmus und wurde auch für die Mannschaft wichtiger, das hat mir natürlich richtig gutgetan. In den Play-off s waren wir immer bereit und haben alles gegeben. Deswegen wurden wir am Ende auch total verdient Meister.
Am 21. März haben Sie für positive Schlagzeilen gesorgt, da Ihnen beim 9:0 gegen Alkmaar ein Viererpack gelang.
Gefühlt war dieses Spiel richtungsweisend, denn danach begann für mich persönlich die Periode, in der ich dann meinen besten Fußball für Twente gespielt habe.
Mit zehn Toren gehörten Sie nach der Saison mit zu den torgefährlichsten Spielerinnen der Liga ...
... und jetzt ist es mein größtes Ziel, auch mal Torschützenkönigin zu werden. Ich möchte einfach probieren, zu den Besten zu gehören und so vielleicht ‚das Talent‘ der Liga zu sein.
Wie groß war die Umstellung, mit 20 Jahren in eine fremde Liga zu wechseln?
Hier wird ein ganz anderer Fußball gespielt. Die Holländer haben mehr Freiraum. In Deutschland geben die Trainer und Trainerinnen gerne viel vor und verfolgen genaue Pläne. Hier ist es eher so, dass, wenn ich Option B besser finde, ich diese auch auf dem Platz einfach umsetzen kann. Das ist nicht nur super-interessant, es hilft mir auch in meiner Entwicklung sehr weiter.
Hätten Sie auch in der Bundesliga bleiben können?
Ja, es gab auch andere Angebote aus der Bundesliga und dem Ausland, Leihe oder feste Wechsel. Für mich stand aber fest, dass ich in der Bundesliga nicht einfach irgendwo spielen möchte. Das Ausland ist eine gute und wertvolle Erfahrung. Ausschlaggebend für die Leihe nach Enschede war auch, dass Twente und der VfL eine tolle Vereinsfreundschaft miteinander pflegen. Ich wusste, dass sie in den Niederlanden oben mitspielen, und nach den Gesprächen war mir schnell klar, dass es die beste Option ist, um mich weiterzuentwickeln.
Im Gegenzug zieht es immer mehr niederländische Spielerinnen aus der Eredivisie ins Ausland – mit Lynn Wilms und Joelle Smits unter anderem auch nach Wolfsburg. Überrascht Sie das?
Holland ist einfach eine super Basis. Man kann sich präsentieren, sticht in seinem Verein und der Liga heraus und hat dann die Option, in eine höhere Liga zu wechseln. Ich denke schon, dass die großen Vereine stark auf die Liga hier schauen, um die Talente rauszupicken – denn davon gibt es hier reichlich. Ich freue mich sehr für Joelle und Lynn, dass sie diese Chance bekommen. Die holländische Liga darf aber natürlich parallel auch nicht an Attraktivität verlieren.
Wie bewerten Sie das Niveau vor dem Start der neuen Saison?
Die Liga verliert zwar viele Schlüsselspielerinnen, dafür kommen aber auch viele ältere Akteurinnen, die lange im Ausland gespielt haben, vermehrt zurück. Das finde ich positiv, denn solche Spielerinnen brauchst du, damit es eine Herausforderung bleibt. Die Mischung zwischen Erfahrung und Talent passt, das ist für die Liga nur positiv. Wenn das eine Talent geht, steht quasi ein anderes schon in den Startlöchern.
Mit Tommy Stroot ging dazu der Twente-Cheftrainer nach Wolfsburg. Wie haben Sie ihn kennengelernt?
Ein offener Mensch, der viel redet und sehr herzlich ist. Das ist etwas, was man hier in Holland auf jeden Fall braucht. Ich bin gespannt, wie er es in Wolfsburg umsetzen wird. Fußballerisch ist er ein kleiner Fanatiker. (lacht) Er kann halt einfach alles, hat gefühlt jedes DFB-Lehrbuch studiert. Er kann sehr viel verändern, sich auf eine gegnerische Mannschaft einstellen, aber mit seiner eigenen auch etwas kreieren. Ich schätze ihn sehr, denn er hat mich auch besser gemacht.
Inwiefern?
Er hat mir meine Schwächen aufgezeigt, mir aber auch immer wieder gesagt, dass ich meine Stärken nutzen soll. Nicht jede Spielerin kann alles, dementsprechend muss man mit dem, was man kann, hervorstechen und das besonders gut können. Das hat er mir beigebracht.
Wie sehen Sie Ihre bisherige Entwicklung in Enschede?
Das war die absolut richtige Entscheidung. Ich habe mich hier mega weiterentwickelt, nicht nur fußballerisch, sondern auch menschlich. Natürlich ist Holland nicht weit weg und die Sprache nicht so fremd, aber es passt.
In Wolfsburg sind Sie einen hohen Standard gewohnt. Wie sind die Bedingungen in den Niederlanden?
In Holland gibt es mit Ajax Amsterdam, PSV Eindhoven und Twente Enschede drei sehr große Vereine. PSV und Ajax machen wirklich richtig gute Arbeit, haben beispielsweise große Trainingskomplexe und Leistungszentren. Das fehlt bei Twente zwar, aber man merkt schon, dass sie hier enorm viel probieren und ihnen der Frauenfußball sehr viel wert ist. Natürlich war es im Vergleich zum VfL eine große Umstellung, aber ich weiß auch, dass ich bei einem großen Klub angefangen habe und dementsprechend meine Erwartungen runterschrauben musste. Ich bewerte das auch als super Erfahrung.
Gleichzeitig möchte sich Ihr deutscher Verein die Meisterschaft zurückholen. Wie sehen Sie die Bundesliga vor der neuen Saison?
Der VfL hat in den vergangenen Jahren nicht umsonst so viele Titel gewonnen. Wenn man auf den Kader und die erste Elf guckt, stand da zuletzt immer viel Erfahrung und eine super Klasse auf dem Platz. Die Verpflichtung von Tommy Stroot ist ein guter Schritt und auch, dass sie vermehrt Talente verpflichten. Ich denke aber auch, dass es eventuell ein bisschen Zeit braucht, bis alle Veränderungen umgesetzt sind und die Automatismen wieder klicken. Die Voraussetzungen, um Meister zu werden, sind beim VfL immer gegeben.
… und ab 2022 mischen Sie dann wieder im VfL-Trikot mit?
Das wäre mein Traum, ja. (lacht) Bis dahin muss ich aber noch ein bisschen an meiner Konstanz arbeiten – um einfach in jedem Spiel zu zeigen, was ich kann.