Stiller Angriff auf Europa

Stuttgart war unter Tayfun Korkut zweitbestes Rückrundenteam, auf der Rechnung fürs internationale Geschäft haben den Klub nur wenige – ein Fehler?
Daniel Didavi spielte bereits von 2012 bis 2016 beim VfB in der ersten und zweiten Mannschaft, absolvierte für die Profis 70 Pflichtspiele und erzielte dabei 19 Tore.
Daniel Didavi spielte bereits von 2012 bis 2016 beim VfB in der ersten und zweiten Mannschaft, absolvierte für die Profis 70 Pflichtspiele und erzielte dabei 19 Tore.
Als Tayfun Korkut am 30. Januar 2018 das Traineramt beim VfB Stuttgart übernahm, waren sich die vermeintlichen Experten einig: Die Schwaben steigen ab. Doch Korkut und der VfB überraschten. Stuttgart war in der Korkut-Zeit das zweitbeste Team der Liga hinter den Bayern. Hätten die ihr Endspiel im DFB-Pokal gewonnen, hätte Platz sieben sogar für eine Teilnahme in der Europa League gereicht. So spielt nun Frankfurt international und Stuttgart musste sich eine Woche nach dem letzten Saisonspiel, einem überragenden 4:1 bei den Bayern, von Europa verabschieden.


Aufbruchstimmung herrscht dennoch rund um den Verein – was vor allem mit Michael Reschke zu tun hat. Der VfB-Manager gilt als einer der besten Einkäufer der Liga, war wieder viel unterwegs. Unter den Neuzugängen sind gestandene Profis wie Daniel Didavi (VfL Wolfsburg) und Gonzalo Castro (Borussia Dortmund) sowie aufstrebende Toptalente wie Pablo Maffeo (Manchester City) und Nicólas González (Argentinos). „Ich bin mir sicher, dass wir uns verstärkt haben“, sagt Kapitän Christian Gentner.

34 Punkte holte der VfB in der vergangenen Rückrunde, nur Bayern hatte mit 43 Zählern mehr.

Ebenfalls neu soll die Spielkultur beim VfB sein. „Kompaktheit in der Defensive, unheimliche Disziplin, großer Wille“ habe die Stuttgarter laut Gentner in der Vorsaison ausgezeichnet, nun sollen Spieler wie Didavi für Kreativität und Variabilität sorgen. „Er kann etwas ins Spiel bringen, das in der letzten Saison bei uns nicht immer da war“, sagt Gentner. 


„Er besitzt ein gutes Auge, gute Standards und ist durch seinen Schuss torgefährlich.“ In der Vorbereitung blieb der VfB in acht Spielen schon mal ungeschlagen.

Obere Reihe (v. l.): Marc Oliver Kempf, Borna Sosa, Christian Gentner, Marcin Kaminski, Timo Baumgartl, Holger Badstuber, Dennis Aogo, Nicólas González. 2. Reihe: Maskottchen Fritzle, Orel Mangala, Emiliano Insúa, Daniel Didavi, Andreas Beck, Torwarttrainer Marco Langner, Co-Trainer Ilija Aracic, Cheftrainer Tayfun Korkut, Co-Trainer Steven Cherundolo, Athletiktrainer Matthias Schiffers. Vorn: Pablo Maffeo, Chadrac Akolo, Erik Thommy, Anastasios Donis, Alexander Meyer, Ron-Robert Zieler, Jens Grahl, David Kopacz, Berkay Özcan, Gonzalo Castro, Santiago Ascacíbar.
Obere Reihe (v. l.): Marc Oliver Kempf, Borna Sosa, Christian Gentner, Marcin Kaminski, Timo Baumgartl, Holger Badstuber, Dennis Aogo, Nicólas González. 2. Reihe: Maskottchen Fritzle, Orel Mangala, Emiliano Insúa, Daniel Didavi, Andreas Beck, Torwarttrainer Marco Langner, Co-Trainer Ilija Aracic, Cheftrainer Tayfun Korkut, Co-Trainer Steven Cherundolo, Athletiktrainer Matthias Schiffers. Vorn: Pablo Maffeo, Chadrac Akolo, Erik Thommy, Anastasios Donis, Alexander Meyer, Ron-Robert Zieler, Jens Grahl, David Kopacz, Berkay Özcan, Gonzalo Castro, Santiago Ascacíbar.
Korkut will zudem von außen Impulse geben. Zwar soll es ein Standardsystem geben, doch von einer festen Startelf will er weg. Vier Spieler spielen dennoch eine besondere Rolle: Gentner, Ron-Robert Zieler, Mario Gomez und Holger Badstuber sollen die Jungen an die Hand nehmen und vorweggehen. Da hilft, dass sich Badstuber doch noch für den VfB entschieden hat. „Für mich war die Frage, ob ich für einen Verein in der Champions League auflaufen möchte, zu dem ich praktisch keinen Bezug habe, oder ob ich hier beim VfB etwas mitaufbaue, was vielen Menschen hoffentlich lange in Erinnerung bleiben wird.“

Was das genau ist, lassen sie in Stuttgart offen. „Wir werden nicht absteigen und wir werden auch nicht groß mit dem Abstiegskampf zu tun haben“, sagt Reschke. Insgeheim träumen die Schwaben ohnehin längst vom Europapokal.

SCHNELLCHECK

Die Trikots

Heim
Heim
Auswärts
Auswärts

Das Stadion

Stiller Angriff auf Europa Image 8
Mercedes-Benz-Arena
Eröffnung: 1933
Kapazität: 60 449

Die Zugänge

Pablo Maffeo
Manchester City U23, 9 Mio.
Nicólas González
Argentinos, 8,5 Mio.
Borna Sosa
Dinamo Zagreb, 6 Mio.
Gonzalo Castro
Borussia Dortmund, 5 Mio.
Daniel Didavi
VfL Wolfsburg, 4 Mio.
Roberto Massimo
Bielefeld U19, 2,5 Mio. (an Bielefeld verliehen)
David Kopacz
B. Dortmund U19, ablösefrei
Marc Oliver Kempf
SC Freiburg, ablösefrei
Ebenezer Ofori
NYCFC, Leih-Ende
Jan Kliment
Bröndby IF, Leih-Ende

Die Abgänge

Daniel Ginczek
VfL Wolfsburg, 14 Mio.
Jérôme Onguéné
RB Salzburg, 2 Mio. (zuvor geliehen)
Jean Zimmer
Fortuna Düsseldorf, 0,9 Mio. (zuvor geliehen)
Julian Green
Greuther Fürth, 0,2 Mio. (zuvor geliehen)
Aílton
SC Braga, Leihe, 0,1 Mio. (zuvor an Estoril verliehen)
Matthias Zimmermann
Fortuna Düsseldorf, ablösefrei
Carlos Mané
Sp. Lissabon, Leih-Ende
Takuma Asano
Hannover 96 (war von Arsenal London ausgeliehen)
Jacob Bruun Larsen
B. Dortmund, Leih-Ende
Dzenis Burnic
B. Dortmund, Leih-Ende
Orel Mangala
Hamburger SV, Leihe

Die Transferbilanz

Einnahmen: 17 200000 Euro
Ausgaben: 35 000 000 Euro
Summe: –17 800000 Euro

Der Trainer

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Tayfun Korkut (44) wurde im Januar Trainer in Stuttgart, es hagelte Kritik von Fans und Experten. Zu wenig Eindruck hatte der gebürtige Stuttgarter und frühere türkische Nationalspieler bei seinen Trainerstationen in Hannover, Kaiserslautern und Leverkusen gemacht. Aufgrund der starken Rückrunde ist dies vergessen.

Der Hitzfeld-Check

Ich habe von Anfang an nicht verstanden, warum man Korkut mit so viel Skepsis begegnet ist, da er für mich schon immer ein ausgewiesener Fachmann war. Natürlich war es mutig, sich von Hannes Wolf zu trennen, aber was Korkut seitdem geleistet hat, ist schlichtweg sensationell. Wie er die Mannschaft stabilisiert hat, wie er jeden einzelnen Spieler besser gemacht hat – Hut ab!
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