Neue Wege für die Mission 2020

Das WM-Debakel zwingt den DFB zum Handeln. Vor der EM in zwei Jahren muss auch die Özil-Debatte verarbeitet werden.
Drei, auf die Bundestrainer Joachim Löw (unten) in Zukunft – wieder – setzen könnte.
Drei, auf die Bundestrainer Joachim Löw (unten) in Zukunft – wieder – setzen könnte.
Der Kater nach einem der größten Misserfolge der deutschen Fußballgeschichte hält noch an. Im Sommer wurde aus dem Traum von der WM-Titelverteidigung ein Debakel, in Russland schied die DFB-Auswahl erstmals in der Vorrunde aus. Der entthronte Weltmeister gab dabei auf und neben dem Platz ein erbärmliches Bild ab und muss jetzt sein Image aufpolieren.

Einige Rücktritte, die Debatte um Mesut Özil, der Umbau der Mannschaft und des Teams hinter dem Team: Bevor das Fernziel EM 2020 ins Visier genommen werden kann, müssen grundsätzliche Entscheidungen fallen, damit repariert werden kann, was jüngst kaputtgegangen ist. Klar ist: Joachim Löw soll derjenige bleiben, der den Umbruch als Trainer gestalten soll. 

Leroy Sané
Leroy Sané
Wie läuft die Planung?

Löw hatte sich nach seinem Bekenntnis, den Vertrag bis 2022 erfüllen zu wollen, in den Urlaub verabschiedet. Dort wollte er sich Gedanken machen. Zum Start der Bundesliga-Saison muss Löw liefern. Am 29. August soll er den DFB-Bossen um Präsident Reinhard Grindel eine WM-Analyse und seinen Masterplan vorlegen. Die Zeit rennt, am 6. September spielt Deutschland in der Nations League gegen Weltmeister Frankreich. Der zweite Gegner in der Dreiergruppe sind am 13. Oktober die Niederlande. Dicke Brocken, gegen die keine weiteren herben Enttäuschungen folgen sollten.

Wie sieht die neue Mannschaft aus? Özil ist nicht mehr dabei, wählte nach langem Schweigen in der Causa Foto mit dem türkischen Machthaber Recep Tayyip Erdogan einen Social-Media-Dreiteiler, um zurückzutreten und abzurechnen. Er warf Grindel vor, ihn als Sündenbock für „seine Inkompetenz und seine Unfähigkeit“ gemacht zu haben. Zudem will Özil im DFB fremdenfeindliche Tendenzen erkannt haben. Grindel dazu: „Für den Verband und auch für mich persönlich weise ich dies entschieden zurück.“ Neben der sportlichen Baustelle hat der DFB also auch eine politische zu meistern. Da war es fast eine Randnotiz, dass auch Mario Gomez beim DFB aufhört, denn die Zukunft könne „nicht auf den Schultern eines 33-Jährigen“ liegen. Wessen Schultern kommen dafür infrage?
 
Julian Brandt
Julian Brandt
An Führungsspielern wie Manuel Neuer, Thomas Müller, Jérôme Boateng, Mats Hummels und Toni Kroos wird Löw festhalten (wenn sie wollen), dazu dürften jüngere WM-Fahrer in der Hierarchie aufrücken. Julian Brandt, Leon Goretzka, Julian Draxler und Timo Werner bieten sich an, Joshua Kimmich gilt als kommender Führungsspieler. Und nach der Kritik an seiner Aussortierung von Leroy Sané wird Löw wahrscheinlich auch den Manchester-City- Star wieder vorspielen lassen. Dazu stehen weitere WM-Zuschauer wie Emre Can, Jonathan Tah und Serge Gnabry weiter auf seiner Liste, genau wie der Held von 2014, Mario Götze.

Dann sind da noch einige Talente in der Warteschleife: Benjamin Henrichs (21), Kai Havertz (19), Maximilian Eggestein (21), Maximilian Philipp (24) und Mo Dahoud (22) verdienen eine Chance. Es wird sich zeigen, wie viel Mut zur Veränderung Löw hat. In Russland wirkte er nicht sicher bei seinen Maßnahmen.
 
Mario Götze
Mario Götze
Wie ist der Fahrplan bis zur EM 2020?

Die EM wird vom 12. Juni bis 12. Juli 2020 in zwölf Ländern ausgetragen, die Qualifikation wird am 2. Dezember 2018 ausgelost.

Von März bis November 2019 werden die zugehörigen Spiele stattfinden. Die Sieger und Zweiten aller zehn Gruppen qualifizieren sich. Vier weitere Plätze werden in den Play-offs der Nations League vergeben.
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