Den Löwen gelang vor fünf Jahrzehnten ein sensationeller Überraschungscoup 

Der Meistermannschaft von Eintracht Braunschweig gelang 1967 ein sensationeller Überraschungscoup.
Der Meistermannschaft von Eintracht Braunschweig gelang 1967 ein sensationeller Überraschungscoup.
Eine grandiose Saison hat Eintracht Braunschweig in diesem Jahr hingelegt: Nach einer tollen Serie griffen die Löwen ganz stark ins Aufstiegsrennen zur ersten Fußball-Bundesliga ein und scheiterten nur denkbar knapp. Das allerdings tut dem Jubel über die hervorragenden Leistungen keinen Abbruch. Für die Fans besonders tröstlich ist, dass diese Serie ausgerechnet 50 Jahre nach dem Meistertitel von 1967 gelang.

Noch heute ist diese Meisterschaft der „Underdogs“ unter Trainer Helmuth Johannsen unvergessen. Schon damals mochte es der gemeine Fußballfan kaum glauben – doch die Eintracht holte den Titel.

Dabei war sie als krasser Außenseiter ins Rennen gegangen. Doch so stabil wie die Blau-Gelben präsentierte sich in diesem denkwürdigen Jahr keine andere Manschaft in der noch so jungen Bundesliga.

Und es gab Spiele, die den Schlachtenbummlern den Atem raubten. Mit dem legendären 5:2 gegen Bayern München, dem verrückten 2:1 gegen Mönchengladbach oder dem triumphalen 4:1 gegen Nürnberg samt der anschließenden Übergabe der Meisterschale als Höhepunkt schrieben sich die Spieler rund um Kapitän Joachim Bäse in die Annalen der deutschen Fußballgeschichte.

Riesen-Jubel: Auch Fans waren aufs Feld gestürmt.
Riesen-Jubel: Auch Fans waren aufs Feld gestürmt.
Überhaupt das letzte Match dieser einmaligen Spielzeit: Die Braunschweiger zeigten schnell, dass sie vor ausverkauftem Haus noch mal richtig Gas geben wollten. Lothar Ulsaß verwandelte nach knapp einer halben Stunde einen von Luggi Müller an ihm verursachten Foulelfmeter. Klaus Gerwien legte noch vor der Pause per Doppelpass Gerhard Saborowski den sehenswerten zweiten Treffer auf. Es war der Lohn für eine starke erste Spielhälfte. Im zweiten Durchgang stand der Sieg noch mal infrage. Kurz vor Schluss verabschiedete sich der neue Meister aber dann würdig aus der Saison. Ulsaß lupfte zum 3:1 ein. Als er Arm in Arm mit Klaus Gerwien langsam in Richtung eigene Hälfte zurückschlenderte, lief das Spiel bereits wieder. Jürgen Moll setzte mit einem listigen Flachschuss von rechts ins kurze Eck in der letzten Minute den Schlusspunkt. Der Rest ist eine Riesenfeier bei bester Stimmung. Aus der geplanten Ehrenrunde der Mannschaft wurde nichts, weil kurz nach dem Abpfiff bereits Tausende Fans aufs Spielfeld gelaufen waren.

Rund 50.000 Braunschweiger bildeten später ein Spalier für die Triumphfahrt Richtung Innenstadt.

Zehn cremefarbene Käfer-Cabrios mit blau-gelb gespritzter Motorhaube setzten sich in Bewegung Angeführt von dem Wagen mit der Besetzung Präsident Fricke, Trainer Johannsen und Kapitän Bäse ging’s im Schneckentempo los. Für die Fahrt hatte man eine halbe Stunde eingeplant. Dieser Zeitplan wurde angesichts der Massen an den Straßen logischerweise völlig auf den Kopf gestellt. Da half auch der vorausfahrende Polizeiwagen mit seinen LautsprecherDurchsagen nichts.

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Und auf dem Altstadtmarkt warteten 15.000 weitere Fans. Überall wurde gesungen: „Eintracht Braunschweig – ei jei jei jei!“ Oder etwas umfangreicher: „1, 2, 3, 4 – Deutscher Meister, das sind wir; 5, 6, 7, 8 – Nürnberg wird heut ausgelacht; 9, 10, 11, 12 – wir hab’n Europas beste Elf.“ Ein Orkan brach los, als sich die Mannschaft mit der Schale auf dem Balkon zeigte. „Das hat unsere Stadt noch nicht erlebt“, jubelte auch Oberbürgermeister Ließ.

Wer dies vor exakt fünf Jahrzehnten miterlebt hat, der hat es nie vergessen. Glorreiche Zeiten der Eintracht, an die womöglich wieder angeknüpft werden kann. Warum nicht? Das Meisterteam von 1967 hat ja bewiesen, zu was eine eingeschworene Fußballmannschaft so alles fähig ist.

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