Kalter Start und volle Hütten gegen Bayern
20 Jahre, 20 Geschichten – Die AZ/WAZ-Serie zum bundesliga-Jubiläum des VfL (5): Vom Stadion zur Arena
Die Bundesliga kam an einem Mittwoch nach Wolfsburg. Am 6. August 1997, vier Tage nach dem 1:0-Auswärtssieg zum Saisonstart in Rostock, war am zweiten Spieltag der ruhmreiche Hamburger SV zu Gast. Das Stadion am Elsterweg war ausverkauft – 15.300 Zuschauern sahen das 1:1 und jubelten Roy Präger zu, der wie schon in Rostock wieder Wolfsburgs Tor-Held war.
15.300 Zuschauer – im Bundesliga-Vergleich eine viel zu kleine Zahl. Also ließ die VfL-Führungsriege um Fußball-Chef Wolfgang Heitmann und Manager Peter Pander das Stadion nach und nach auf Erstliga-Niveau trimmen. Neben der Gegengeraden wurde auch die Nordkurve überdacht, erstmals knackte der Liga-Neuling beim Heimspiel gegen Mitaufsteiger Kaiserslautern (2:1) Ende November 1997 die 20.000-Zuschauer-Marke. Ausverkauft war das VfL-Stadion am Elsterweg in der Premierensaison allerdings nur fünfmal. Das Spiel gegen den HSV und das 0:0 gegen Schalke sahen vor der Erweiterung 15.300 Fans; mit dem neuen Fassungsvermögen von 21.600 Plätzen gab‘s drei Niederlagen: Erst gegen die Bayern (2:3), dann gegen Dortmund (1:4) und schließlich am letzten Spieltag gegen Mönchengladbach. Die 0:2-Pleite war aber egal, denn der Klassenerhalt stand für Claudio Reyna und Co. schon fest.
15.300 Zuschauer – im Bundesliga-Vergleich eine viel zu kleine Zahl. Also ließ die VfL-Führungsriege um Fußball-Chef Wolfgang Heitmann und Manager Peter Pander das Stadion nach und nach auf Erstliga-Niveau trimmen. Neben der Gegengeraden wurde auch die Nordkurve überdacht, erstmals knackte der Liga-Neuling beim Heimspiel gegen Mitaufsteiger Kaiserslautern (2:1) Ende November 1997 die 20.000-Zuschauer-Marke. Ausverkauft war das VfL-Stadion am Elsterweg in der Premierensaison allerdings nur fünfmal. Das Spiel gegen den HSV und das 0:0 gegen Schalke sahen vor der Erweiterung 15.300 Fans; mit dem neuen Fassungsvermögen von 21.600 Plätzen gab‘s drei Niederlagen: Erst gegen die Bayern (2:3), dann gegen Dortmund (1:4) und schließlich am letzten Spieltag gegen Mönchengladbach. Die 0:2-Pleite war aber egal, denn der Klassenerhalt stand für Claudio Reyna und Co. schon fest.
Niederlage nach dem Umzug
In den nächsten Spielzeiten pegelte sich der Zuschauerzuspruch auf rund 15.000 pro Partie ein. Einzig, wenn die Bayern aus München ihre Aufwartung machten, war das Stadion schon Wochen vorher ausverkauft. Für die Minusrekorde sorgten ein 1:2 gegen den SC Freiburg, das Ende 2000 gerade mal 11.889 Zuschauer sahen, und ein 1:3 gegen 1860 München an einem kalten Februar-Samstag 2002 vor nur 10.612 Fans – die geringste Zuschauerzahl in 20 Jahren Bundesliga.
In den nächsten Spielzeiten pegelte sich der Zuschauerzuspruch auf rund 15.000 pro Partie ein. Einzig, wenn die Bayern aus München ihre Aufwartung machten, war das Stadion schon Wochen vorher ausverkauft. Für die Minusrekorde sorgten ein 1:2 gegen den SC Freiburg, das Ende 2000 gerade mal 11.889 Zuschauer sahen, und ein 1:3 gegen 1860 München an einem kalten Februar-Samstag 2002 vor nur 10.612 Fans – die geringste Zuschauerzahl in 20 Jahren Bundesliga.
Zu diesem Zeitpunkt wuchs auf der anderen Seite des Kanals schon die künftige Heimstätte – die Volkswagen-Arena. Klaus Fuchs, seit 1998 als Geschäftsführer bei der VfL-Fußball-GmbH, hatte die Verantwortung. Und durfte am 13. Dezember 2002, einem eiskalten Freitagabend, zur Eröffnungsfeier mit A-ha und Fury In The Slaughterhouse über 20.000 Fans begrüßen. Am 23. November hatten die VfL-Fußballer ihren letzten Bundesliga-Auftritt im alten Stadion am Elsterweg gehabt. 19.300 Fans waren Zeuge geworden, wie der damalige Torjäger Diego Klimowicz mit einem Doppelpack für den 2:0-Sieg gegen Borussia Dortmund sorgte. Nach dieser Partie sorgten VfL-Anhänger für Aufsehen, als sie den „Geist des alten Stadions“ in einem Fanmarsch zur neuen VW-Arena trugen. „Eine tolle Aktion der aktiven Fanszene und des Fanprojekts mit knapp 1000 Menschen“, erinnert sich Ex-VfL-Profi Holger Ballwanz, seit mittlerweile 16 Jahren Fan-Beauftragter des Bundesligisten.
Die erste Partie in der neuen Volkswagen-Arena sollte nicht so glanzvoll enden. Stuttgarts Thomas Schneider machte das erste Tor, der VfB gewann mit 2:1. Tomislav Maric erzielte per Elfmeter den Wolfsburger Treffer, 24.147 Zuschauer erlebten die Premiere im Stadion mit.
Die erste Partie in der neuen Volkswagen-Arena sollte nicht so glanzvoll enden. Stuttgarts Thomas Schneider machte das erste Tor, der VfB gewann mit 2:1. Tomislav Maric erzielte per Elfmeter den Wolfsburger Treffer, 24.147 Zuschauer erlebten die Premiere im Stadion mit.
Ausverkauft gegen 96
Mit der neuen Spielstätte hofften die Verantwortlichen um Fuchs und Manager Pander, die Zuschauerzahlen in die Höhe treiben zu können. Doch es dauerte bis zum 13. April 2003, bis die Arena zum ersten Mal ausverkauft war. 30.000 Fans waren beim Niedersachsenderby gegen Hannover 96 dabei, bejubelten am Ende den knappen 1:0-Sieg durch ein Tor von Klimowicz.
Und auch im nächsten Spiel war die Hütte bei der 0:2-Pleite gegen Bayern München voll. Insgesamt gab es in dem Schmuckkästchen am Mittellandkanal von Dezember 2002 bis in die 20. Saison hinein 68 ausverkaufte Bundesligaspiele zu sehen – am Elsterweg waren von 1997 bis 2002 gerade mal zehn Begegnungen ausverkauft. 18 der bisher 19 Spiele gegen die Bayern – wenn wundert‘s? – waren restlos ausverkauft, einzig das Spiel im Februar 2013 wollten „nur“ 29.000 Fans sehen.
Wie die Zuschauerzahlen ist auch die Zahl der Fanklubs stetig gewachsen. Zum Bundesliga- Start war es gerade mal eine Handvoll, mittlerweile gibt es 122 offizielle Fanklubs. Einer der traditionsreichsten sind die Hehlinger Tennenwölfe, der größte ist der Volkswagen-Fanklub. Insgesamt sind rund 10.000 Mitglieder in den offiziellen Fanklubs registriert. Ballwanz: „Wir haben am Elsterweg klein angefangen, wurden häufig belächelt, sind mittlerweile aber absolut auf Bundesliga-Niveau!“
Nächsten Mittwoch: Die ersten Schritte nach Europa
Mit der neuen Spielstätte hofften die Verantwortlichen um Fuchs und Manager Pander, die Zuschauerzahlen in die Höhe treiben zu können. Doch es dauerte bis zum 13. April 2003, bis die Arena zum ersten Mal ausverkauft war. 30.000 Fans waren beim Niedersachsenderby gegen Hannover 96 dabei, bejubelten am Ende den knappen 1:0-Sieg durch ein Tor von Klimowicz.
Und auch im nächsten Spiel war die Hütte bei der 0:2-Pleite gegen Bayern München voll. Insgesamt gab es in dem Schmuckkästchen am Mittellandkanal von Dezember 2002 bis in die 20. Saison hinein 68 ausverkaufte Bundesligaspiele zu sehen – am Elsterweg waren von 1997 bis 2002 gerade mal zehn Begegnungen ausverkauft. 18 der bisher 19 Spiele gegen die Bayern – wenn wundert‘s? – waren restlos ausverkauft, einzig das Spiel im Februar 2013 wollten „nur“ 29.000 Fans sehen.
Wie die Zuschauerzahlen ist auch die Zahl der Fanklubs stetig gewachsen. Zum Bundesliga- Start war es gerade mal eine Handvoll, mittlerweile gibt es 122 offizielle Fanklubs. Einer der traditionsreichsten sind die Hehlinger Tennenwölfe, der größte ist der Volkswagen-Fanklub. Insgesamt sind rund 10.000 Mitglieder in den offiziellen Fanklubs registriert. Ballwanz: „Wir haben am Elsterweg klein angefangen, wurden häufig belächelt, sind mittlerweile aber absolut auf Bundesliga-Niveau!“
Nächsten Mittwoch: Die ersten Schritte nach Europa
In dieser Woche vor 20 Jahren
Man stelle sich mal vor: Charles Akonnor erzielt einen Treffer im VfL-Stadion – und kein Wolfsburger jubelt...
Was vom Sommer 1998 an fünfeinhalb Jahre lang undenkbar ist, hat am 22. Februar 1997 beim Start in die Zweitliga-Rückrunde eine ganz simple Erklärung: Der sympathische Ghanaer, später von den Fans der Grün-Weißen als „Mister Europacup“ verehrt und gefeiert, trägt in der Saison 1996/97 noch das Trikot von Fortuna Köln.
Nur kurz nach Akonnors Treffer liegen sich aber tatsächlich die VfLer in den Armen, sowohl auf dem Rasen als auch das Gros der 5900 Zuschauer. Großen Anteil am 2:1-Erfolg gegen die Rheinländer hat das Wolfsburger Angriffs-Duo Piotr Tyszkiewicz und Stefan Meißner. Zwei Chancen vor der Pause, zwei Tore – effektiver geht‘s nicht. „Wir haben uns darauf eingeschworen, immer Blickkontakt zu halten“, verrät Tyszkiewicz, der Torschütze zum 1:0, das Geheimrezept. Kurz vor der Halbzeit klappt‘s perfekt. Mit dem Rücken zum Fortunen-Gehäuse erspäht der Pole seinen Sturmpartner, legt den Ball ab, trockener Schuss Meißner – 2:0!
Auch hinten passt‘s. Und wenn die Gäste mal eine Lücke in der aufmerksamen VfL-Abwehr finden, ist meist Torwart-Routinier Uwe Zimmermann, genannt Zimbo, zur Stelle. Wie in der 70. Minute. Nach einem Foul von Detlev Dammeier läuft Kölns Jörg Lipinski zum Strafstoß an, zwei Jahre zuvor konnte er gegen Zimmermann schon mal einen Elfer verwandeln. „Lipinski versucht‘s wieder so. Ich auch“, erklärt Zimbo. Mit dem Unterschied, dass diesmal der Wolfsburger Sieger bleibt.
Die Fans feiern ihn mit „Uwe, Uwe“- Sprechchören. Ein Blick auf Tabelle und Spielplan erhöht den Gute-Laune-Faktor weiter. Der VfL kehrt mit dem 2:1 nicht nur auf Aufstiegsplatz drei zurück, sondern kann im bevorstehenden Topspiel bei Hertha BSC sogar Rang zwei erobern.
Was vom Sommer 1998 an fünfeinhalb Jahre lang undenkbar ist, hat am 22. Februar 1997 beim Start in die Zweitliga-Rückrunde eine ganz simple Erklärung: Der sympathische Ghanaer, später von den Fans der Grün-Weißen als „Mister Europacup“ verehrt und gefeiert, trägt in der Saison 1996/97 noch das Trikot von Fortuna Köln.
Nur kurz nach Akonnors Treffer liegen sich aber tatsächlich die VfLer in den Armen, sowohl auf dem Rasen als auch das Gros der 5900 Zuschauer. Großen Anteil am 2:1-Erfolg gegen die Rheinländer hat das Wolfsburger Angriffs-Duo Piotr Tyszkiewicz und Stefan Meißner. Zwei Chancen vor der Pause, zwei Tore – effektiver geht‘s nicht. „Wir haben uns darauf eingeschworen, immer Blickkontakt zu halten“, verrät Tyszkiewicz, der Torschütze zum 1:0, das Geheimrezept. Kurz vor der Halbzeit klappt‘s perfekt. Mit dem Rücken zum Fortunen-Gehäuse erspäht der Pole seinen Sturmpartner, legt den Ball ab, trockener Schuss Meißner – 2:0!
Auch hinten passt‘s. Und wenn die Gäste mal eine Lücke in der aufmerksamen VfL-Abwehr finden, ist meist Torwart-Routinier Uwe Zimmermann, genannt Zimbo, zur Stelle. Wie in der 70. Minute. Nach einem Foul von Detlev Dammeier läuft Kölns Jörg Lipinski zum Strafstoß an, zwei Jahre zuvor konnte er gegen Zimmermann schon mal einen Elfer verwandeln. „Lipinski versucht‘s wieder so. Ich auch“, erklärt Zimbo. Mit dem Unterschied, dass diesmal der Wolfsburger Sieger bleibt.
Die Fans feiern ihn mit „Uwe, Uwe“- Sprechchören. Ein Blick auf Tabelle und Spielplan erhöht den Gute-Laune-Faktor weiter. Der VfL kehrt mit dem 2:1 nicht nur auf Aufstiegsplatz drei zurück, sondern kann im bevorstehenden Topspiel bei Hertha BSC sogar Rang zwei erobern.
„Der frostige Beginn war eine Herausforderung“
Von 1999 bis 2008 arbeitete er für den VfL, er ist der Vater der Volkswagen-Arena. Planung und Bau lagen in seinen Händen: Klaus Fuchs, von 1999 bis 2008 Geschäftsführer des VfL, danach bis zum Ruhestand 2010 Leiter der VW-Sportkommunikation.
20 Jahre Bundesliga – einen Großteil dieses Weges des VfL haben Sie mitgestaltet, werden als Vater der VW-Arena bezeichnet. Sind Sie zufrieden mit Ihrem Kind?
Die Leute sprechen mich heute noch auf den Schritt vom beschaulichen, aber betagten Elsterweg in die neue Arena an. Damals war vor allem die Reaktion der Konkurrenz sehr positiv.
Am Elsterweg waren es im Schnitt knapp 14.000 Fans, die ins Stadion kamen. Die neue Arena wurde für 30.000 Zuschauer gebaut. Ziemlich optimistisch?
Wir lagen gar nicht so schlecht. Im ersten Jahr waren es rund 21.000 Fans pro Partie, später durch die positive sportliche Entwicklung hatten wir viele ausverkaufte Spiele – und werden uns weiter auf viele ausverkaufte Spiele freuen dürfen.
Bei der Eröffnung der VW-Arena haben Sie und die Fans aber erst mal richtig gefroren...
Oh ja, bei minus 17 Grad kein Wunder. Ein frostiger Beginn. Das war schon eine Herausforderung. Etwa 20.000, zum Teil in Decken gehüllte Fans waren dabei und erwärmten sich an den Hits von „A-ha“ und „Fury In The Slaughterhouse“.
Was war für Sie persönlich ein besonderes Highlight?
Das Konzert von Herbert Grönemeyer, ein Supertyp übrigens. Aber natürlich auch die vielen hochkarätigen Fußballspiele, wie das erste Länderspiel mit dem 4:1-Sieg gegen Kanada. Und natürlich mit dem Höhepunkt der Meisterschaft 2009.
Was macht Klaus Fuchs heute – sieben Jahre, nachdem Sie in den Ruhestand gegangen sind?
Wenn möglich, gehe ich zum VfL, denn ich wohne in Neuhaus, bin hier richtig heimisch geworden. Zudem mache ich Revival-Führungen in der Arena für den Wölfeclub 55plus. Und zum Ausgleich bin ich oft auch auf dem Golfplatz zu finden.
Die Leute sprechen mich heute noch auf den Schritt vom beschaulichen, aber betagten Elsterweg in die neue Arena an. Damals war vor allem die Reaktion der Konkurrenz sehr positiv.
Am Elsterweg waren es im Schnitt knapp 14.000 Fans, die ins Stadion kamen. Die neue Arena wurde für 30.000 Zuschauer gebaut. Ziemlich optimistisch?
Wir lagen gar nicht so schlecht. Im ersten Jahr waren es rund 21.000 Fans pro Partie, später durch die positive sportliche Entwicklung hatten wir viele ausverkaufte Spiele – und werden uns weiter auf viele ausverkaufte Spiele freuen dürfen.
Bei der Eröffnung der VW-Arena haben Sie und die Fans aber erst mal richtig gefroren...
Oh ja, bei minus 17 Grad kein Wunder. Ein frostiger Beginn. Das war schon eine Herausforderung. Etwa 20.000, zum Teil in Decken gehüllte Fans waren dabei und erwärmten sich an den Hits von „A-ha“ und „Fury In The Slaughterhouse“.
Was war für Sie persönlich ein besonderes Highlight?
Das Konzert von Herbert Grönemeyer, ein Supertyp übrigens. Aber natürlich auch die vielen hochkarätigen Fußballspiele, wie das erste Länderspiel mit dem 4:1-Sieg gegen Kanada. Und natürlich mit dem Höhepunkt der Meisterschaft 2009.
Was macht Klaus Fuchs heute – sieben Jahre, nachdem Sie in den Ruhestand gegangen sind?
Wenn möglich, gehe ich zum VfL, denn ich wohne in Neuhaus, bin hier richtig heimisch geworden. Zudem mache ich Revival-Führungen in der Arena für den Wölfeclub 55plus. Und zum Ausgleich bin ich oft auch auf dem Golfplatz zu finden.