30 Niedersachsen-Duelle, eine Schmach
20 Jahre, 20 Geschichten – Die AZ/WAZ-Serie zum Bundesliga-Jubiläum des VfL (17): Die Derbys
Derbys lassen die Herzen aller Fußball-Fans höher schlagen. Auch beim VfL, der in seinen 20 Jahren Bundesliga bisher 30 Duelle dieser Kategorie absolvieren durfte – wenn man in den Landesgrenzen bleibt. 28 Partien gab es gegen Hannover 96, zwei Spiele gegen Eintracht Braunschweig. Das sind die Niedersachsen-Derbys des VfL. Manche Statistiker zählen auch die Duelle mit den Nordklubs Hamburger SV, Werder Bremen und FC St. Pauli dazu und nennen sie „Nord-Derbys“ – dann wären es bis heute insgesamt 111 Derby-Auftritte Wolfsburgs in der Eliteklasse.
Wiedersehen mit Eintracht
Als Eintracht Braunschweig 2013 nach langer Durststrecke mal wieder im Oberhaus mitmischen durfte, war die Vorfreude in Wolfsburg angesichts des Nachbarschafts- Derbys groß. Die Blau- Gelben, 1967 immerhin deutscher Meister, waren 1985 aus der Bundesliga abgestiegen und standen zwischenzeitlich sogar mal vor dem Sturz in die Viertklassigkeit. Am 5. Oktober 2013 war es soweit: In Wolfsburg kam es zum ersten Bundesliga-Derby gegen den Nachbarn aus Braunschweig. Die meisten der 30.000 Zuschauer in der ausverkauften Volkswagen- Arena trauten ihren Augen nicht. Der Aufsteiger entführte mit einem 2:0-Sieg die drei Punkte aus Wolfsburg. Gegen den stürmisch beginnenden VfL nutzten die Gäste den ersten gefährlichen Konter nach einer halben Stunde durch Karim Bellarabi zur überraschenden Führung. Nach dem Wechsel dominierten wieder die Wolfsburger die Partie, fanden aber kaum eine Lücke in der Eintracht- Abwehr. Und so kam es, wie es kommen musste: Domi Kumbela schoss kurz vor dem Abpfiff die Eintracht zum Derbysieg, der in Wolfsburg als große Schmach wahrgenommen wurde. Mitte März 2014 wollten die Schützlinge von Trainer Dieter Hecking die Pleite aus der Hinrunde wieder wettmachen, doch es reichte im Eintracht-Stadion nur zu einem 1:1. Die VfLFührung durch Luiz Gustavo glich Bellarabi noch aus. Das war es bis jetzt mit den Erstligaderbys gegen den Klub aus der Nachbarstadt. Während sich der VfL in jener Saison als Fünfter für die Europa League qualifizierte, musste die Eintracht als Schlusslicht in die 2. Liga zurück.
Als Eintracht Braunschweig 2013 nach langer Durststrecke mal wieder im Oberhaus mitmischen durfte, war die Vorfreude in Wolfsburg angesichts des Nachbarschafts- Derbys groß. Die Blau- Gelben, 1967 immerhin deutscher Meister, waren 1985 aus der Bundesliga abgestiegen und standen zwischenzeitlich sogar mal vor dem Sturz in die Viertklassigkeit. Am 5. Oktober 2013 war es soweit: In Wolfsburg kam es zum ersten Bundesliga-Derby gegen den Nachbarn aus Braunschweig. Die meisten der 30.000 Zuschauer in der ausverkauften Volkswagen- Arena trauten ihren Augen nicht. Der Aufsteiger entführte mit einem 2:0-Sieg die drei Punkte aus Wolfsburg. Gegen den stürmisch beginnenden VfL nutzten die Gäste den ersten gefährlichen Konter nach einer halben Stunde durch Karim Bellarabi zur überraschenden Führung. Nach dem Wechsel dominierten wieder die Wolfsburger die Partie, fanden aber kaum eine Lücke in der Eintracht- Abwehr. Und so kam es, wie es kommen musste: Domi Kumbela schoss kurz vor dem Abpfiff die Eintracht zum Derbysieg, der in Wolfsburg als große Schmach wahrgenommen wurde. Mitte März 2014 wollten die Schützlinge von Trainer Dieter Hecking die Pleite aus der Hinrunde wieder wettmachen, doch es reichte im Eintracht-Stadion nur zu einem 1:1. Die VfLFührung durch Luiz Gustavo glich Bellarabi noch aus. Das war es bis jetzt mit den Erstligaderbys gegen den Klub aus der Nachbarstadt. Während sich der VfL in jener Saison als Fünfter für die Europa League qualifizierte, musste die Eintracht als Schlusslicht in die 2. Liga zurück.
Kaum weniger brisant waren die VfL-Duelle mit Hannover 96. Das erste Bundesliga-Aufeinandertreffen verlor Wolfsburg 2002 (in weißen Trikots mit weißen Schlabber-Hosen) in Hannover mit 1:3. „Schlafmützen im Pyjama- Look“ titelte die WAZ. Und: „Zieht bloß nie wieder diese hässlichen weißen Schlafanzüge an!“ Positiver Effekt dieser bitteren Niederlage: Der VfL verlor nur noch acht der folgenden 27 Erstliga- Duelle mit Hannover. Und die weißen Pyjamas zogen die Wolfsburger tatsächlich nie wieder an...
Der höchste Auswärtssieg
Der erste Sieg gegen 96 wurde im Rückspiel eingefahren, als Diego Klimowicz das Tor zum 1:0-Sieg erzielte. Natürlich vor ausverkaufter Hütte – aber das war in den folgenden Jahren nicht immer so. So wollten im Februar 2006 nur 21.600 Fans den 2:1-Sieg des VfL gegen Hannover sehen – Derby-Minusrekord. Heimniederlagen gegen 96 gab es nur zwei. Im September 2006 war es Thomas Brdaric, im Sommer aus Wolfsburg nach Hannover gewechselt, der mit einem Doppelpack dem VfL (Treffer durch Jacek Krzynowek) eine 1:2-Pleite bescherte. Die zweite Derby-Heimpleite war da schon heftiger – 0:4 in der Saison 2012/13. Nur sechsmal verlor der VfL in 20 Bundesliga-Jahren ein Heimspiel höher. Andersherum gab es den höchsten Wolfsburger Bundesliga-Auswärtssieg in Hannover: Mit 5:0 am vorletzten Spieltag der Meistersaison 2008/09. Drei Tore erzielte Edin Dzeko, zwei Grafite. Es folgten weitere denkwürdige Spiele – etwa der Saisonauftakt 2013, bei dem mit Maxi Arnold und Timm Klose gleich zwei VfLer vom Platz flogen und 96 2:0 gewann. Oder der Wolfsburger 4:0-Sieg im März 2016 – mit böser Pyro- Attacke vor dem Spiel und drei Toren von André Schürrle.
Der höchste Auswärtssieg
Der erste Sieg gegen 96 wurde im Rückspiel eingefahren, als Diego Klimowicz das Tor zum 1:0-Sieg erzielte. Natürlich vor ausverkaufter Hütte – aber das war in den folgenden Jahren nicht immer so. So wollten im Februar 2006 nur 21.600 Fans den 2:1-Sieg des VfL gegen Hannover sehen – Derby-Minusrekord. Heimniederlagen gegen 96 gab es nur zwei. Im September 2006 war es Thomas Brdaric, im Sommer aus Wolfsburg nach Hannover gewechselt, der mit einem Doppelpack dem VfL (Treffer durch Jacek Krzynowek) eine 1:2-Pleite bescherte. Die zweite Derby-Heimpleite war da schon heftiger – 0:4 in der Saison 2012/13. Nur sechsmal verlor der VfL in 20 Bundesliga-Jahren ein Heimspiel höher. Andersherum gab es den höchsten Wolfsburger Bundesliga-Auswärtssieg in Hannover: Mit 5:0 am vorletzten Spieltag der Meistersaison 2008/09. Drei Tore erzielte Edin Dzeko, zwei Grafite. Es folgten weitere denkwürdige Spiele – etwa der Saisonauftakt 2013, bei dem mit Maxi Arnold und Timm Klose gleich zwei VfLer vom Platz flogen und 96 2:0 gewann. Oder der Wolfsburger 4:0-Sieg im März 2016 – mit böser Pyro- Attacke vor dem Spiel und drei Toren von André Schürrle.
Nach den bisher 30 Niedersachsen- Derbys drohen dem VfL zum Ende dieser Saison die Duelle 31 und 32. Und zwar, wenn die Wolfsburger in die Relegation um den Klassenerhalt gegen den Dritten der 2. Liga müssen. Und das ist voraussichtlich die Eintracht aus der Nachbarstadt...
Nächste Woche: Der Pokalsieg
Nächste Woche: Der Pokalsieg
In dieser Woche vor 20 Jahren
Was man macht, wenn der eigene Verein so erfolgreich spielt, dass die arbeitslosigkeit droht? alles daran setzen, dass der Klub in der Erfolgsspur bleibt! So jedenfalls sieht das Peter Kleeschätzky. Sein bis 1998 laufender Vertrag gilt nur für die 2. Liga, endet also beim Bundesliga- aufstieg – und der ist für den VfL angesichts von Platz drei sehr realistisch. Obwohl bisher niemand mit dem Verteidiger über einen neuen Kontrakt gesprochen hat, sagt er: „Jetzt noch mal aufzusteigen, das wäre natürlich eine tolle Sache!“
Am 16. Mai 1997 steht Kleeschätzky wieder in der Startelf. Dabei braucht es nicht viel Phantasie, um sich auszumalen, wie das Heimspiel gegen die SpVgg Unterhaching wohl ausgeht. Die Bayern sind die Remis- Könige (15 Unentschieden in 29 Spielen), die Wolfsburger (14) liegen nur ganz knapp dahinter. Spannung verspricht das Duell dennoch. Schließlich kann Unterhaching im Falle eines Sieges bis auf zwei Punkte an die Grün-Weißen heranrücken.
Dafür müssten die Gäste, die die drittschwächste Offensive der Liga stellen, mal den Vorwärtsgang finden. Klappt aber nicht. Stattdessen mauern sie, was das Zeug hält, tiefgestaffelt und vielbeinig. Die VfLer beißen sich vor 8500 Zuschauern die Zähne am Münchner Vorort-Beton aus. „Ein frühes Tor für uns, dann wäre das Spiel anders ausgegangen“, hadert VfL-Trainer Willi Reimann nach dem 0:0.
Die destruktive Spielweise der Hachinger sorgt für Unmut. Uwe Zimmermann etwa ist fuchsteufelswild. „Unverschämt, dass die um Platz drei mitspielen“, lässt Wolfsburgs Torwart seiner Wut freien Lauf. „Das werden die Kickers zu spüren kriegen.“ Was „Zimbo“ damit meint: Schon fünf Tage später wartet auf die VfLer bei den fünftplatzierten Stuttgartern das nächste Highlight- Spiel im Aufstiegs-Endspurt.
Am 16. Mai 1997 steht Kleeschätzky wieder in der Startelf. Dabei braucht es nicht viel Phantasie, um sich auszumalen, wie das Heimspiel gegen die SpVgg Unterhaching wohl ausgeht. Die Bayern sind die Remis- Könige (15 Unentschieden in 29 Spielen), die Wolfsburger (14) liegen nur ganz knapp dahinter. Spannung verspricht das Duell dennoch. Schließlich kann Unterhaching im Falle eines Sieges bis auf zwei Punkte an die Grün-Weißen heranrücken.
Dafür müssten die Gäste, die die drittschwächste Offensive der Liga stellen, mal den Vorwärtsgang finden. Klappt aber nicht. Stattdessen mauern sie, was das Zeug hält, tiefgestaffelt und vielbeinig. Die VfLer beißen sich vor 8500 Zuschauern die Zähne am Münchner Vorort-Beton aus. „Ein frühes Tor für uns, dann wäre das Spiel anders ausgegangen“, hadert VfL-Trainer Willi Reimann nach dem 0:0.
Die destruktive Spielweise der Hachinger sorgt für Unmut. Uwe Zimmermann etwa ist fuchsteufelswild. „Unverschämt, dass die um Platz drei mitspielen“, lässt Wolfsburgs Torwart seiner Wut freien Lauf. „Das werden die Kickers zu spüren kriegen.“ Was „Zimbo“ damit meint: Schon fünf Tage später wartet auf die VfLer bei den fünftplatzierten Stuttgartern das nächste Highlight- Spiel im Aufstiegs-Endspurt.
„Identifikation ist in jedem Verein das Nonplusultra“
Er zählte 1997 zu den Wolfsburger aufstiegshelden, hat insgesamt 214 Spiele für den VfL bestritten, davon 56 in der Bundesliga: Holger Ballwanz. Heute ist „Balli“, der in seiner Karriere auch für 96 und den HSV in der 1. Liga kickte, Fanbeauftragter des VfL.
Sie haben bei drei Nordklubs gespielt, insgesamt 109 Erstligaspiele absolviert. Ein Derby im VfL-Trikot gehörte aber nicht dazu...
Stimmt, als ich mit dem VfL 1997 aufgestiegen war, waren die Eintracht und 96 nicht in der 1. Liga. Ich bin nur auf fünf Nordduelle gegen Werder und meinen Ex-Klub HSV gekommen.
Aber als VfL-Fanbeauftragter haben sie die Derbys ja hautnah miterlebt.
Richtig. Auch wenn die Fans in Braunschweig und Hannover meinen, dass nur die Spiele zwischen der Eintracht und 96 die wahren Derbys seien. Für unsere Fans haben diese Spiele ebenfalls Derbycharakter, das haben sie mit ihrer Unterstützung in diesen Duellen ja lautstark bewiesen.
Welches Spiel ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?
Das Heimspiel 2013 gegen die Eintracht, das wir mit 0:2 verloren haben.
Wieso?
Unsere Fans hatten mit einer der bisher größten Choreos der Eintracht wohl eine Portion Extra-Motivation mit auf den Weg gegeben.
Was war passiert?
Im Oberrang hing ein Transparent mit dem Text „Herzlich willkommen zum Schnupperkurs“. Dieser Kurs ging dann mit dem 0:2 voll in die Hose.
Jetzt könnte es in der Relegation erneut zu einem Derby kommen. Wer wäre Ihnen lieber – die Eintracht oder 96?
Am liebsten wäre es mir, wenn uns dieses Spiel erspart bleibt. Mit einem Punkt oder noch besser mit einem Sieg am Samstag beim HSV können wir ja alles klarmachen für das 21. Jahr Bundesliga. Und wenn es doch soweit kommen sollte, wird es wohl gegen die Eintracht gehen.
Wenn der VfL erstklassig bleibt, gibt‘s in jedem Fall ein Derby.
Ja, so oder so. Ich würde mich freuen, wenn mein Ex-Klub 96 direkt aufsteigt.
Stimmt, als ich mit dem VfL 1997 aufgestiegen war, waren die Eintracht und 96 nicht in der 1. Liga. Ich bin nur auf fünf Nordduelle gegen Werder und meinen Ex-Klub HSV gekommen.
Aber als VfL-Fanbeauftragter haben sie die Derbys ja hautnah miterlebt.
Richtig. Auch wenn die Fans in Braunschweig und Hannover meinen, dass nur die Spiele zwischen der Eintracht und 96 die wahren Derbys seien. Für unsere Fans haben diese Spiele ebenfalls Derbycharakter, das haben sie mit ihrer Unterstützung in diesen Duellen ja lautstark bewiesen.
Welches Spiel ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?
Das Heimspiel 2013 gegen die Eintracht, das wir mit 0:2 verloren haben.
Wieso?
Unsere Fans hatten mit einer der bisher größten Choreos der Eintracht wohl eine Portion Extra-Motivation mit auf den Weg gegeben.
Was war passiert?
Im Oberrang hing ein Transparent mit dem Text „Herzlich willkommen zum Schnupperkurs“. Dieser Kurs ging dann mit dem 0:2 voll in die Hose.
Jetzt könnte es in der Relegation erneut zu einem Derby kommen. Wer wäre Ihnen lieber – die Eintracht oder 96?
Am liebsten wäre es mir, wenn uns dieses Spiel erspart bleibt. Mit einem Punkt oder noch besser mit einem Sieg am Samstag beim HSV können wir ja alles klarmachen für das 21. Jahr Bundesliga. Und wenn es doch soweit kommen sollte, wird es wohl gegen die Eintracht gehen.
Wenn der VfL erstklassig bleibt, gibt‘s in jedem Fall ein Derby.
Ja, so oder so. Ich würde mich freuen, wenn mein Ex-Klub 96 direkt aufsteigt.